Verheißenes Land
ich gute Besorgungen und erfolgreiches Feilschen!« Er zwinkerte ihnen zu und ging weiter.
»Selbstgefälliger Schlaumeier«, brummte Brendan mürrisch, als Daniel Erickson ihn nicht mehr hören konnte.
»Von wegen! Mister Erickson ist einfach ein kluger Kopf, der sich nicht von diesem ganzen Goldrauschgerede täuschen lässt«, widersprach Éanna und stemmte dann die Fäuste in die Hüfte. »Aber kannst du mir sagen, was das eben sollte? Ich wusste noch gar nicht, dass wir verlobt sind, Brendan! Was hast du dir dabei gedacht?«
»Was sind wir dann, wenn wir nicht verlobt sind?«, fragte er herausfordernd zurück. Er stemmte ebenfalls die Hände in die Hüfte und blickte sie abwartend an.
Seine Gegenfrage hätte Éanna nicht unangenehmer sein können. Fieberhaft überlegte sie, was sie ihm darauf antworten sollte, ohne ihm jetzt auf der Stelle die Ehe zu versprechen. Gleichzeitig wollte sie aber auch nicht zu abweisend klingen und seine Gefühle verletzen.
»Ich halte nichts von einem Verlöbnis«, antwortete sie schließlich ausweichend. »In unserer alten Heimat mag das seinen Sinn gehabt haben. Aber nun, wo wir schon jahrelang auf uns gestellt sind und deshalb jede Entscheidung uns selbst überlassen ist, hat das für mich seine Bedeutung verloren. Außerdem ist das hier auf der Straße wohl kaum der richtige Ort, um über Ehe und Kinderkriegen zu reden.«
»Von Kinderkriegen habe ich kein Wort gesagt!«
»Na ja, meistens geht doch das eine mit dem andern Hand in Hand«, warf sie ein und war dankbar, dass ihr das mit dem Nachwuchs so spontan über die Lippen gekommen war. »Und für Kinder, sosehr ich sie mir auch wünsche, oder auch nur für eine Schwangerschaft ist so ein anstrengender Treck wahrlich nicht die beste Zeit.« Sie lächelte ihn an, um ihn versöhnlich zu stimmen, und fragte scherzhaft: »Oder bist du etwa schon bereit, direkt nach unserer Ankunft in Kalifornien Vater zu werden?«
Mit dieser Frage nahm sie ihm den Wind aus den Segeln. »Ist ja nicht gesagt, dass gleich ein Kind kommen muss«, brummte Brendan verdrossen. »Aber ich möchte einfach langsam wissen, woran ich mit dir bin.«
Éanna nahm seine Hand. »Sag nicht, dass du nicht gewusst hast, mit wem du dich einlässt, Brendan. Ich kann genauso ein Sturkopf sein wie du. Und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich nicht zu jenen Mädchen gehöre, die einfach so ihren … ihren Rock heben«, erinnerte sie ihn und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. »Und reicht es dir denn nicht, dass ich dich liebe?«
Brendan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und küsste sie auf die Wange. »Ach Éanna, ich kann dir einfach nicht widerstehen, wenn du so herumstotterst. Aber ich würde mich schon freuen, wenn du, na ja, mich noch ein bisschen mehr lieben würdest.«
Bevor Brendan das Thema fortführen und Éanna wieder in gefährliches Fahrwasser kommen konnte, bemerkten sie Emily und Liam auf der anderen Straßenseite. Sie winkten ihnen zu und schlängelten sich im Zickzack durch den dichten Verkehr zu ihnen herüber.
»Gut, dass wir uns treffen!«, rief Liam aufgeregt. »Wir haben eine Menge zu bereden, Freunde. Ich glaube, wir können jetzt Nägel mit Köpfen zu machen.«
Emily nickte. »Wir haben alle Preise zusammen und wissen, wo wir am günstigsten einkaufen können«, sagte sie und zog einen Zettel hervor, den sie eng mit Preisen und Namen vollgeschrieben hatte.
Éanna war es mehr als recht, sich die nächsten Stunden mit Emily und Liam auszutauschen und gemeinsam festzulegen, was in welcher Menge wo einzukaufen war. Und auch Brendan hatte nichts dagegen, sich an einem schattigen Platz niederzulassen, denn der Tag war sonnig und warm.
Wenig später saßen sie im Schatten eines Vordachs und berichteten einander, was sie in Erfahrung gebracht hatten. Liam und Emily hatten die mit Abstand längste Liste abgearbeitet.
»Also, Getreidemehl kostet überall in der Stadt gleich und Maismehl ebenfalls«, begann Emily. »Aber bei Reis, Zucker, Salz, Trockenfrüchten und Speck kommen wir jeweils billiger weg, wenn wir alles bei dem Händler Tennison kaufen. Und Mister Cole bietet Kaffee günstiger an als alle Händler der Stadt!«
»Ja, weil er mit diesem Angebot für seinen abseits gelegenen Laden wirbt«, warf Liam ein. »Und dann glauben die Leute, dass sie bei ihm auch alles andere günstig kriegen, aber das stimmt natürlich nicht. In vielem ist er nämlich teurer und deshalb kommt er trotz seiner billigen
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