Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
Vom Netzwerk:
Narbe am Kinn. Wir nehmen sie mit nach Fort Laramie, damit sie vor Gericht kommen und ihre gerechte Strafe für den Überfall erhalten. Der Dritte ist uns leider entwischt.«
    »Seien wir dankbar, dass wir noch mal mit einem blauen Auge davongekommen sind«, sagte Patrick.
    »Was auf Euch ja wohl im wahrsten Sinn des Wortes zutrifft. Mit wem seid Ihr denn aneinandergeraten?«, fragte Siegbert Seligmann mit einem verwunderten Blick auf Patricks übel zugerichtetes Gesicht.
    »Mit einem hartholzigen Gestrüpp und einigen Steinen, die nicht weichen wollten, als mein Pferd in dem ausgetrockneten Flussbett dort drüben plötzlich scheute und mich in hohem Bogen aus dem Sattel warf«, log Patrick und grinste scheinbar verlegen. »Zum Glück ist weder meinem Pferd noch mir etwas passiert. Und das hübsche Veilchen steht mir doch ganz gut zu Gesicht, oder was meint Ihr?«
    Éanna erzählte er wenig später dieselbe Geschichte. Sie sollte auf keinen Fall erfahren, was zwischen Brendan und ihm vorgefallen war. Er wollte nicht ihr Mitgefühl und er wollte auch nicht, dass sie sich ihm aus Zorn über Brendan zuwandte. Nein, er wollte ihre Liebe und die sollte sie ihm aus freien Stücken schenken.
    Éanna schaute skeptisch, als er ihr seine Lüge auftischte, aber sie hakte nicht nach. Dafür war auch gar keine Zeit, denn sie mussten erst einmal Ordnung in das wiederbeschaffte Vieh bringen. Und vor allem mussten sie feststellen, wem Zugochsen und andere Tiere fehlten.
    Am späten Vormittag stand fest, dass trotz langer Suche drei Pferde, fünf Rinder und ein Dutzend Ochsen unauffindbar blieben, sodass zwei der Wagen aufgegeben und ihre Vorräte auf andere Prärieschoner verteilt werden mussten. Die Unglücklichen waren die Larkins sowie James und Agnes Russell. Letztere sahen sich gezwungen, mit ihrem Wagen auch ihre Möbelstücke zurückzulassen. Was Agnes, die energische Frau mit den Bloomers, allerdings erstaunlich gelassen hinnahm. Achselzuckend meinte sie: »Ob nun jetzt oder in den nächsten Tagen, die Sachen wären früher oder später ja doch auf dem Trail zurückgeblieben. Es war töricht gewesen, sie überhaupt mitzunehmen und den Ochsen diese unnötige Last aufzubürden.«
    Auch ließ es sich zum Bedauern aller nicht vermeiden, zwei verletzte Rinder zu schlachten. Zusammen mit den gestohlenen Tieren ergab dies einen herben Verlust für die Overlander. Aber man tröstete sich damit, dass der nächtliche Überfall noch viel schlimmer hätte ausgehen können und dass sie die Übeltäter hatten gefangen nehmen können. Wenigstens hatten sie jetzt keine Angriffe aus dem Hinterhalt mehr zu befürchten. Und dann machten sie sich mit den beiden gefangenen und gefesselten Pinkerton-Agenten auf Peer Ericksons Prärieschoner wieder auf den Trail.
    »Zurück in die Tretmühle«, seufzte jemand, als sich die Kolonne langsam in Bewegung setzte, und wer diese Bemerkung hörte, pflichtete mit einem ebenso schweren Seufzer bei. Aber die Overlander wussten, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als immer weiter vorwärtszuziehen. Denn mittlerweile waren sie schon zu weit gekommen, als dass sie noch an Umkehr denken konnten. Und so schleppten sie sich mit der unbeugsamen Tapferkeit der Pioniere weiter nach Westen, angetrieben von der Verheißung auf ein besseres, freieres Leben für sich und ihre Nachkommen.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Erst einen halben Tag später als geplant erreichte der Wagenzug den Armeestützpunkt Fort Laramie, das Tor zu den Rocky Mountains. Auf diese Weise wurde ihre geplante Rast an dem Ort um einen weiteren Tag verlängert, was von den meisten Treckteilnehmern trotz der immer knapper werdenden Vorräte insgeheim mit Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde.
    Das Fort lag am Zusammenfluss des North Platte mit dem Laramie River und galt als die wichtigste Befestigungsanlage unter den Siedlungen des amerikanischen Westens. Es war schon 1834 von Pelzjägern errichtet worden und hatte der American Fur Company bis zum Ausbruch des kalifornischen Goldrausches als Handelsniederlassung gedient. Hier hatten sich die Trapper mit neuen Vorräten versorgt, ihre Pelze verkauft und Tauschgeschäfte mit den Sioux gemacht. Einer der Stämme hatte mittlerweile sogar nahe des Forts ein eigenes kleines Dorf aus Tipis aufgeschlagen.
    Die Entdeckung der reichen Goldvorkommen im Sacramento-Tal, die einen unablässigen Strom von Pionieren und Goldgräbern auf den Trail lockte, hatte die amerikanische Regierung nun dazu bewogen, die

Weitere Kostenlose Bücher