Verheißenes Land
dadurch seine angebliche Männlichkeit unter Beweis zu stellen, war für ihn kein Zeichen von Tapferkeit, sondern einfach nur dumm. Er brauchte seine Kräfte und seine Gesundheit für den Trail, der ihm auch mit heilen Knochen schon genug abverlangte!
Deshalb griff er zu dem einzigen Mittel, das ihm blieb, um den Kampf sofort abzubrechen: Bevor Brendan mit einer Kombination nachsetzen konnte, zog er seinen Revolver, spannte den Hahn und jagte eine Kugel vor Brendans Stiefelspitzen in die Erde. Sand und kleines Gestein spritzten hoch und prasselten gegen Brendans Hosenbeine.
»Okay, das reicht«, rief er scharf und rang nach Atem. »Du hast gewonnen, ich gratuliere zu deinem prächtigen Sieg. Aber damit hat es sich! Einen Schritt weiter und ich jage dir die nächste Kugel ins Bein!«
Brendan zuckte zurück, doch er gab noch nicht auf. »Ich bin längst nicht mit dir fertig. Los, steck den Revolver weg und sei ein Mann!«
»Aber ich bin fertig mit dir! Ich warne dich, Brendan, ich meine es ernst.« Seine Stimme war angespannt wie der Hahn seiner Waffe und von eisiger Entschlossenheit. »Zwing mich nicht zu etwas, was ich nicht tun will, was ich aber tun werde, wenn du mir keine andere Wahl lässt. Ich werde abdrücken, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist!« Patrick richtete die Waffe auf Brendans linken Oberschenkel und hoffte, dass er es nicht darauf ankommen ließ.
»Feiger Hund!« Brendan spuckte vor ihm in den Sand. »Du hast ja keinen Zentimeter Ehre im Leib.«
»Das magst du so sehen«, gab Patrick kalt zurück. »Aber ich denke nicht daran, mich von dir zusammenschlagen zu lassen. Was du für Ehre und Männlichkeit hältst, interessiert mich einen feuchten Dreck, wenn du es genau wissen willst. Zehnmal wichtiger ist mir, dass ich den Trail zur Westküste heil hinter mich bringe. Und für dich sollte das ebenfalls an erster Stelle stehen, wenn du genug Grips im Kopf hast!«
Mit ohnmächtiger Wut funkelte Brendan ihn an. »Ich habe ja immer gewusst, dass du nichts taugst und nur ein arroganter Schönredner bist. Aber dass du so feige bist, einen ehrlichen Faustkampf mit der Waffe zu beenden, hätte ich nicht einmal von dir erwartet.«
Patrick zuckte die Achseln. »Denk doch von mir, was du willst. Ich hoffe aber, dass du wenigstens so viel Verstand zusammenbringst, um zu wissen, dass du ebenso viel Verantwortung für unseren Wagenzug hast wie ich. Wir müssen so schnell wie möglich das Vieh zum Lager zurücktreiben.«
Erneut spuckte ihm Brendan voller Wut und Verachtung vor die Füße. »Du kannst zusehen, wie du die Viecher allein zum Camp bekommst! Ich ertrage dich keine Sekunde länger.« Damit kehrte er zu seiner Stute zurück, stieg in den Sattel und ritt davon.
»Soll mir auch recht sein«, murmelte Patrick, der sich über Brendans Verbohrtheit nur wundern konnte. Vor lauter Wut hatte er noch nicht einmal einen Blick für die Tiere übrig gehabt, um zu sehen, ob sich unter ihnen nicht auch Ochsen befanden, die ihm und seinen Gefährten gehörten.
Kopfschüttelnd hob Patrick sein Gewehr auf und schwang sich auf Wildfire, um sich an die Arbeit zu machen. Zum Glück bereitete ihm die kleine Herde auf dem Weg zurück ins Lager keine größeren Probleme. Die erschöpften Tiere folgten gehorsam seinen Befehlen, blieben zusammen und trotteten über die verbrannte Prärie in die Richtung, die er ihnen vorgab.
Kurz bevor er das Camp erreichte, bemerkte er zu seiner Linken eine Gruppe von Reitern, die eine größere Herde vor sich hertrieben und unter denen auch Brendan zu sehen war. Nun, wenigstens bei ihnen hatte er sich nützlich gemacht! Patrick achtete darauf, nicht zusammen mit dieser Gruppe im Lager einzutreffen, sondern ritt zur entgegengesetzten Seite der Wagenburg. Rings um das Camp erstreckte sich in weitem Umfeld verbrannte Prärie. Aber wie er mit Erleichterung erkannte, hatte das Feuer nicht die Wagen erreicht, sondern war schon einige Schritte vor dem Rund gelöscht und ausgeschlagen worden. Auch erfuhr er sogleich von den Seligmanns, dass es unter ihnen keine Verletzten, geschweige denn Tote gegeben hatte.
»Aber diesen hinterhältigen Lumpen Cummings hat es ordentlich an der Hüfte erwischt! Überleben wird er es zwar schon, aber er wird noch lange seine Freude daran haben. Der Schwede hat ihn nämlich mit einer Ladung Schrot vom Pferd geholt«, teilte Siegbert Seligmann ihm mit grimmiger Genugtuung mit. »Und einen seiner Komplizen haben wir auch gefasst, den mit der
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