Verheißung Der Nacht
ausmachte.
Er hatte seinen Job, sie zu beschützen, viel zu gut gemacht. Sie fühlte sich nicht mehr sicher, es sei denn, er war in ihrer Nähe.
Was sagte das über ihren gesunden Menschenverstand aus?
Sie hatte von Reid noch immer keine Antwort auf ihre Frage nach Janet Baylor bekommen. Angst war der Grund dafür, warum sie nicht noch mehr in ihn gedrungen war. Was würde sie tun, wenn er zugab, die Anwaltsgehilfin aus der Stadt gebracht zu haben, entweder durch Drohungen oder durch Bestechung?
Und dann war da noch Reith. Die Vorstellung, wie entsetzt er gewesen sein musste , als er wusste , dass er sterben würde, verfolgte sie. Mut war nie eine seiner Tugenden gewesen; er hatte sicher um sein Leben gebettelt. Oder vielleicht auch nicht, es war unmöglich, das zu beurteilen, und wahrscheinlich auch ein wenig vermessen.
Schon kurz nachdem sie den Privatweg verlassen hatte, der zu Reids Haus führte, entdeckte sie hinter sich die Scheinwerfer eines Wagens. Wer auch immer diesen Wagen fuhr, näherte sich ihr mit erstaunlicher Geschwindigkeit und fuhr so dicht auf sie auf, dass sich beinahe ihre Stoßstangen berührten.
Eine solche Fahrweise war überall gefährlich, aber hier, auf dieser schmalen und kurvenreichen Straße durch das Wildreservat, mit den vielen unübersichtlichen Kurven und den Wildwechseln, kam es schon beinahe einem Selbstmord gleich. Es war mit nichts zu entschuldigen, und Möglichkeiten, sie zu überholen, gab es kaum. Es musste ein Verrückter sein, oder vielleicht ein Teenager, der seinen Freunden oder seiner Freundin imponieren wollte.
Cammie versuchte, schneller zu fahren, aber das nützte nichts, der andere Wagen klebte an ihrer Stoßstange. Sie trat ein paarmal auf die Bremse, der Wagen hinter ihr fiel für einen kurzen Augenblick etwas zurück, doch dann kam er wieder hinter ihr her.
Sie war erleichtert, als der Highway nach Greenley in Sicht kam. Sie erwartete, dass ihr Verfolger bei der nächstmöglichen Gelegenheit an ihr vorbeiziehen würde, nachdem sie auf den Highway eingebogen war. Sie fuhr etwas langsamer und machte ihm Platz.
Doch nichts geschah. Der andere Wagen fuhr weiter hinter ihr her, beinahe berührte er ihre Stoßstange. Sie gab Gas.
Zum ersten Mal verspürte sie so etwas wie Furcht. Es schien, als hätte ihr Verfolger es auf sie abgesehen. Aber wer würde so etwas tun? Wenn sie genauer darüber nachdachte, gab es eine ganze Menge Möglichkeiten. Es könnte der gleiche Mensch sein, der Keith umgebracht hatte. Oder er gehörte zu der großen Gruppe von Leuten, die etwas gegen ihre Einstellung zum Verkauf der Papierfabrik hatten. Sie fuhr mit der gleichen Geschwindigkeit weiter und überlegte angestrengt, was sie tun sollte.
Nach einer Weile wurde ihr klar, dass sie keinen Grund zur
Panik hatte. Schon bald würde sie die Außenbezirke von Greenley erreichen mit den Straßenlaternen und den Geschäften. Sie würde sehen können, was für ein Wagen sie verfolgte. Wenn der Fahrer des anderen Wagens weiter hinter ihr herfuhr, würde sie ihn erkennen können.
Es sei denn, der Fahrer entschied sich, ein Stück hinter ihr zu bleiben und ihr erneut zu folgen, wenn sie den Ort hinter sich gelassen hätte.
Das große Einkaufszentrum mit dem Fernfahrerlokal am Ende des Ortes war hell wie ein Flughafen am Weihnachtsabend. Cammie betätigte den Blinker, trat auf die Bremse und fuhr in die Einfahrt zum Parkplatz. Zwischen den Tanksäulen und der Eingangstür hielt sie an.
Hinter ihr quietschten Bremsen, dann schoß der andere Wagen an den Tanksäulen vorbei, machte einen großen Bogen und hielt dann an. Der Fahrer zwängte sich hinter dem Lenkrad hervor und kam auf sie zu.
Cammie war schon aus dem Wagen ausgestiegen und auf halbem Weg zur Eingangstür des Einkaufszentrums, als sie erkannte, wer den anderen Wagen gefahren hatte.
Gordon Hutton.
Wut stieg in ihr auf, so heiß wie ein Feuer in einem trockenen Wald. Sie wartete nicht erst, bis ihr Schwager sie erreicht hatte, sondern strebte mit großen Schritten auf ihn zu. »Was um alles in der Welt hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du hättest uns beide umbringen können!«
»Ich wollte dich nur verfolgen«, entgegnete Gordon verächtlich. »Seit Tagen schon will ich mit dir reden, aber du fliegst inzwischen durch das halbe Land. Ich habe gesehen, dass du gerade von Sayers gekommen bist, und habe mich entschieden, an dir dranzubleiben, bis du anhältst.«
»Du hättest mich anrufen können, dann hätten wir einen
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