Verheißung Der Nacht
Huttons. Reid Sayers und Cammies Mann, Keith Hutton, führten sie jetzt, zusammen mit Keiths älterem Bruder Gordon. Reid hatte das Land geerbt und den Anteil seines Großvaters an der Fabrik. Ihm gehörte der größere Teil, daher war er jetzt nach dem Tode seines Vaters der verantwortliche Leiter der Firma.
Cammie warf dem Mann neben ihr einen schnellen Blick von der Seite zu. Er trug ein Hemd in der Farbe der Baumrinde, dazu verwaschene Jeans. Licht und Schatten spielten auf seinem Gesicht. Cammie leckte sich über die Lippen, ehe sie sprach.
»Wenn du mich nur einfach zu meinem Wagen fahren könntest ...«
»Sobald du warm und trocken bist«, stimmte er ruhig zu. »Das verspreche ich dir.«
Sie schüttelte den Kopf. »Mir wäre lieber, wenn du es jetzt gleich tun könntest. Es geht mir gut, wirklich.«
Er sah sie lange schweigend an, während der Regen ihm aus den Haaren rann und über seine Wangen und seinen Hals lief. Dann holte er tief Luft und zuckte die Achseln, als wolle er jede Verantwortung ablehnen. Im nächsten Augenblick schon hatte er eine Hand unter Cammies Knie geschoben und die andere Hand in ihren Rücken gelegt. Mühelos hob er sie hoch, zog sie an seine Brust und trug sie auf das Haus zu.
»Nein!« rief sie, aber es war schon zu spät.
Sie zappelte und wand sich, doch er hielt sie so fest, dass ihr der Atem aus den Lungen wich und ihr Gesicht an seinen Hals gepresst wurde. Cammie hatte das Gefühl zu ersticken, erst jetzt wurde ihr klar, wie sanft er zuvor mit ihr umgegangen war, als er sie im Wald festgehalten hatte.
Sie hörte auf, sich zu wehren, und entspannte sich, denn sie hatte ja doch keine andere Wahl. Sein Griff lockerte sich ein wenig.
Mit der Schulter stieß Reid die Hintertür auf und ging durch die Küche in einen großen Flur, bis zum Fuß einer rustikalen Treppe mit einem handgeschnitzten Geländer. Als er einen Augenblick innehielt, meinte Cammie: »Wenn du vorhast, mich mit deinem groben Machobenehmen zu beeindrucken, dann hast du dich in mir getäuscht. Ich ziehe einen Mann vor, der sich zurückhaltender benimmt. Und ich mag Männer, die vorher fragen, ehe sie zupacken.«
»Wirst du dich selbst ausziehen?« brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Oder soll ich das für dich tun? Wie du bemerkst, frage ich vorher, obwohl ich es auch ohne weiteres selbst tun könnte.«
Cammie suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um ihm ihre Verachtung deutlich zu machen. »Und auch noch entgegen deinen schlimmsten Neigungen. J etzt bin ich es, die erstaunt ist.«
»Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau zu etwas gezwungen, aber es gibt ja immer ein erstes Mal«, antwortete er grob.
»O ja«, stimmte sie ihm zu. »Und dann kannst du wieder Kinder und Tiere misshandeln , das gefällt dir doch sicher.«
Sie fühlte, wie ein Schauer durch seinen Körper lief, verursacht durch den Schock, den ihre Worte bewirkt hatten. Es war, als hätte sie ihm einen Schlag mit der Peitsche versetzt. Hätte sie nicht den Arm um seinen Hals gelegt und sich mit der anderen Hand an seinem Hemd festgehalten, er hätte sie fallen lassen. Ihre Füße kamen so hart mit dem Boden in Berührung, dass der Schmerz bis in ihre Knie zog. Sie schwankte, als er einen Schritt von ihr weg machte, hielt sich im letzten Augenblick am Treppenpfosten fest.
Sein Blick war ausdruckslos, nach innen gerichtet, auf einen Schrecken, der nur ihm allein sichtbar war. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, seine Sonnenbräune wirkte auf einmal fahl. Eine weiße Linie erschien um seinen Mund. Cammie verstand ihn kaum, als er sprach: »Das Badezimmer ist am Ende der Treppe, hinter der Tür hängt ein Bademantel. Komm runter, wenn du fertig bist.«
Einen kurzen Augenblick hielten ihre Blicke einander gefangen, dann wandte Reid sich ab und ging in die Küche.
Cammie starrte ihm nach, bis ihre Augen brannten und ihre Finger, die noch immer den Treppenpfosten umklammert hielten, taub waren.
Sie hatte ihm weh tun wollen, und das war ihr auch gelungen. Aber wie sie das geschafft hatte, wusste sie nicht. Einer Sache war sie sich sicher, ihre Worte hatten ihn wie ein Pfeil mitten ins Herz getroffen. In seinen Augen hatte ein solch unerträglicher Schmerz gelegen, dass ihr ganz übel wurde, wenn sie daran dachte.
Nie wieder wollte sie diesen Ausdruck in seinen Augen sehen.
Hewlett-Packard
2. Kapitel
Die Temperatur in der Küche war um einige Grade höher als zuvor, und der Duft von frisch aufgebrühtem
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