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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Flecken mehr als vor seinem rüde unterbrochenen Gang zum Pferdestall. Vielleicht wäre diese Auseinandersetzung eine gute Gelegenheit gewesen, ein wenig von der angestauten Spannung loszuwerden, doch Lincoln war viel zu müde und erschöpft, um die Sache für sich entscheiden zu können.
    »Es reicht!«, knurrte er Charles ins Ohr. »Das führt zu nichts.«
    »Bist du übergeschnappt? Ich gewinne!«, japste Charles.
    »Wenn du beim Gewinnen bist, du Esel, dann steh doch auf!«, forderte Lincoln ihn heraus.
    Im Augenblick lag Charles zwar auf Lincoln, doch mit dem Gesicht nach oben. Lincolns Arm war um seinen Hals geschlungen und hielt ihn mit einem eisernen Würgegriff fest. Aus dieser Position hatte Charles einen guten Blick ins obere Stockwerk. Obgleich nur eine einzelne Kerze notdürftig den Flur erhellte, konnte er das Publikum auf den oberen Stufen dennoch ausmachen.
    »Oh nein!«, presste er mühsam hervor. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie hier sind?«
    Lincoln hob den Kopf an, um ebenfalls einen Blick in Richtung Treppe werfen zu können. Stöhnend ließ er ihn wieder auf den Boden sinken. »Das habe ich doch, du Idiot! «
    Beide rappelten sich auf. Charles, der seinen Fehler nun endlich einsah, beeilte sich zu sagen: »Ich werde mich nicht entschuldigen. Du bist mit Meli durchgebrannt. Dafür hast du Prügel verdient. Und wahrscheinlich ist bisher noch niemand dazu gekommen, sie dir zu verabreichen.«
    »Nein, bisher hat mich dafür tatsächlich noch niemand verprügelt. Du im Übrigen auch nicht«, antwortete Lincoln, während er seine staubigen Kleider abklopfte.
    Wieder einmal schnaubte Charles. Lincoln beachtete ihn nicht weiter und sagte stattdessen zu den Brüdern: »Wahrscheinlich muss ich euch danken, dass ihr euch aus diesem Blödsinn herausgehalten habt.«
    Adam zuckte die Achseln. »Wie du kürzlich selbst bemerkt hast, sind wir keine Kinder mehr. Wir sind nun nicht mehr unterschiedlich groß und stark, und jeder kann für sich alleine kämpfen. Dass Charles sich nicht besser geschlagen hat, ist seine eigene Schuld. Er hätte mehr trainieren sollen. Oder es ist deine, weil du das Kämpfen inzwischen gelernt hast.«
    Lincoln brachte zu diesem versteckten Kompliment nicht mehr als ein Nicken zustande. Er war zu verärgert und zu verlegen, um sich darüber zu freuen. »Wenn ihr mich nun entschuldigt, setze ich jetzt meinen Weg in den Stall fort. Vielleicht finde ich ja dann heute noch ein wenig Schlaf. Ihr MacFearsons benehmt euch nicht nur wie Barbaren, ihr schnarcht auch wie welche.«
    »Er hat Recht«, sagte Lachlan, der in aller Stille alles mit angesehen hatte. »Das tut ihr.«

Einundvierzigstes Kapitel
     
    Seit ein Bote die baldige Heimkehr der MacGregors angekündigt hatte, herrschte in Kregora Castle emsige Betriebsamkeit. Die Zimmer wurden hergerichtet, und in der Küche waren viele fleißige Geister damit beschäftigt, Speisen für ein gewaltiges Mahl zuzubereiten. Denn inzwischen hatten sich die restlichen versprengten MacFearsons auf der Burg eingefunden. Anstatt geradewegs nach Hause zu reiten, wollten sie in Kregora auf die Ankunft der MacGregors und ihres Gastes warten. Zum Schrecken der Dienerschaft schienen sie sogar entschlossen, sich für die gesamte Dauer von Lincolns Besuch auf Kregora Castle dort ebenfalls häuslich einzurichten. Erst wenn Lachlan erkannte, dass er nur seine Zeit vergeudete und Lincoln — natürlich ohne ihre Nichte — nach England zurückschickte, würden auch sie beruhigt nach Hause reiten.
    Lincoln stand eine harte Probe bevor. Schon allein Lachlan für sich einzunehmen, war kein einfaches Unterfangen. Doch in Anwesenheit seiner sechzehn schlimmsten Feinde über Tage oder gar Wochen hinweg eine gute Figur zu machen, würde beinahe übermenschliche Anstrengungen erfordern.
    Aber selbst die Prügel, die ihm die MacFearson-Brü- der zweifellos bei jeder Gelegenheit mit Hochgenuss zwischen die Beine werfen würden, hätte Lincoln noch zähneknirschend hingenommen, wenn nicht jenes bewusste andere Problem seine Willenskraft bereits bis aufs Äußerste strapaziert hätte. Jede wache Minute sehnte er sich danach, Melissa in den Armen zu halten und sie in das Reich sinnlicher Genüsse zu entführen. Die Realität hingegen sah anders aus. Die ungeheure Selbstbeherrschung, die Lincoln sich auferlegen muss-te, und die Unmöglichkeit, sich Melissa auch nur auf zwei Schritte zu nähern, verwandelten ihn nach und nach in ein menschliches Pulverfass. Er

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