Verheißung des Glücks
es um Melissa endgültig geschehen.
Abgesehen davon fragte Ian One sich inzwischen, ob er und seine Brüder nicht vor Jahren doch einen Fehler gemacht hatten. So wie Melissa Lincolns Geschichte erzählte, waren sie nämlich nicht unschuldig daran, dass der Junge sich derart verrückt aufgeführt hatte.
»Ich bin nicht besonders traurig darüber, dass die Sache nun erledigt ist. Das gebe ich zu«, sagte Ian schließlich. »Aber diejenigen von euch, die daran beteiligt waren, werden nun schnurstracks zu Melissa gehen und ihr beichten, was sie getan haben. Es wird sicher Jahre dauern, bis sie euch verzeiht. Aber bestimmt wird sie einsehen, dass es unter diesen Umständen völlig sinnlos ist, auf Lincoln Ross zu warten. Drei oder vier Jahre sind eine lange Zeit. Und wenn Line dann zurückkommt — falls er überhaupt zurückkommt —, müssen wir vor ihm auf der Hut sein. Aber wenigstens brauchen wir uns dann keine Sorgen mehr um unsere Nichte zu machen. Sobald ihr mit Meli gesprochen habt, fahren wir nach Hause und lassen sie endlich das tun, wozu sie eigentlich hier in London ist.«
»Du nimmst diese Sache sehr gefasst auf, Ian«, sagte Adam und sprach damit aus, was alle dachten.
»Das sieht nur so aus«, antwortete der Älteste . »Vielleicht weil ich froh bin, dass ich mir nicht mehr den Kopf über Lincoln und Meli zerbrechen muss. Doch Kimber wird mir die Augen auskratzen, wenn sie erfährt, was passiert ist, und Lachlan lässt mich wahrscheinlich seine Fäuste spüren. Aber noch sind wir ja nicht in Schottland. Außerdem habe ich nichts dagegen, dass wir nun nicht noch eine Reihe von Prügeleien mit Lincoln durchstehen müssen. Schon beim ersten Mal ging alles viel zu weit. Und damit meine ich nicht nur, wie er sich damals aufführte, sondern auch wie wir uns verhielten.«
»Du hättest also nichts mehr gegen ihn unternommen, obwohl er unser Verbot missachtet hat und sich sogar heimlich mit Meli traf?«, fragte Callum.
»Er hielt sich ja anfangs an unsere Anweisungen. Das Treffen fand erst statt, als er herausbekam, dass Meli keine Ahnung hatte was hinter seiner Zurückhaltung steckte.«
»Was hat Meli denn überhaupt zu allem gesagt?«, fragte Johnny. »Als du gestern von ihr zurückkamst, warst du ziemlich still.«
»Ja, ich musste erst einmal gründlich über einiges nachdenken«, sagte Ian One. »Aber sie war damit einverstanden, Line nicht mehr zu treffen, bis ihr Vater in London ist und die Dinge in die Hand nehmen kann. Deshalb glaubte ich, wir könnten erst einmal abwarten und brauchten nicht gleich zu einer Strafexpedition gegen Lincoln ausrücken.«
Jamie machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Das hättest du uns sagen sollen.«
»Ja, das weiß ich inzwischen auch. Aber dass Line nun auf dem Weg nach China ist, hat auch sein Gutes. Meli will ihn nämlich unbedingt zum Mann haben, obwohl sie nun alles über ihn weiß. Und sie glaubt, ihr Vater würde ihr tatsächlich erlauben, ihn zu heiraten.«
»Hältst du das für möglich? So verrückt wie Line sich damals aufgeführt hat?«
Ian One schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, hier schätzt Meli ihren Vater nicht richtig ein. Wenn es darum geht, die Seinen zu beschützen, kennt Lachlan kein Pardon. Meli mag überzeugt sein, dass die Vergangenheit keinen Einfluss auf die Gegenwart hat — aber Lachlan sieht das bestimmt anders.«
»Bist du sicher, dass du dir das nicht nur einredest?«
»Nein, und das weißt du auch. Wenn es auch nur den Hauch einer Möglichkeit gibt, dass Line wieder einmal die Kontrolle über sich verliert, wird Lachlan ihm seine Tochter niemals anvertrauen.«
»Wir werden ja bald hören, was er über die Sache denkt«, sagte Ian Two mit einem missbilligenden Blick in Jamies Richtung. »Obwohl es natürlich jetzt, wo Line auf großer Fahrt ist, nicht mehr allzu wichtig ist.«
Jamie bekam erneut feuerrote Ohren und murmelte: »Ich hielt es für einen guten Plan. Für uns war der Fall damit erledigt. Line ist weg, und zwar so lange, dass selbst Meli einsehen wird, wie sinnlos es wäre, auf ihn zu warten. Wenn er tatsächlich eines Tages zurückkommt, ist sie glücklich verheiratet und hat sicher schon einen ganzen Stall voll Kinder. Irgendwann wird sie uns dankbar sein.«
»Das glaubst du doch nicht einmal im Traum, Jamie! Nie im Leben wird sie dir dafür um den Hals fallen, dass du ihren Liebsten hast schanghaien und nach China schaffen lassen«, sagte George. »So wie sie von ihm spricht, betrachtet sie ihn ja bereits
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