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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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als ihren Mann. Aber in einem muss ich dir Recht geben, Bruderherz. Nun hat sie keine andere Wahl mehr. Sie muss ihn einfach vergessen.«

Sechsundzwanzigstes Kapitel
     
    Melissa fand es viel einfacher, ihren jüngeren Onkeln eine Szene zu machen als den älteren. Sie war eindeutig im Nachteil, als ein paar Stunden, nachdem sie Ian Six diverse handliche Gegenstände nachgeworfen hatte, Ian One mit einigen seiner älteren Brüder erschien. Die Männer sprachen so ruhig und vernünftig mit ihr, wie ihr Vater es immer tat, und waren sich dabei ungeheuer sicher, dass sie Recht hatten und Melissa das früher oder später einsehen würde. Als Erstes entschuldigten sie sich für den Kummer, den sie ihr bereitet hatten. Daher konnte Melissa sie auch nicht einfach stehen lassen. Sie musste ihnen zuhören.
    Als am nächsten Tag die Jüngeren kamen, glaubte Melissa, sich nun noch einmal dasselbe anhören zu müssen — erst die Entschuldigungen und dann die Gründe, warum Lincoln nicht der Richtige für sie war. Melissa hatte nicht vor, nun alles noch einmal durchzusprechen. Das stand ihr ohnehin bevor, wenn ihr Vater in London ankam. Sie hatte schon Ian dem Ersten recht deutlich gesagt, sie halte es im Gegensatz zu ihm für völlig ausgeschlossen, dass Lincoln jemals fähig sein könnte, ihr wehzutun.
    Was ihren Vater betraf, hatte sie inzwischen gewisse Zweifel. Ich glaube, ihm ist wichtiger, dass dir nichts passiert. Die Worte von Ian dem Sechsten, gingen ihr nicht mehr aus dem Sinn.
    Ian One hatte in dieselbe Kerbe geschlagen und damit ihre Befürchtungen noch verstärkt. Sie konnte nicht damit rechnen, Lincoln noch einmal zu sehen, bevor ihr
    Vater kam. Außerdem hatte sie ihren Onkeln versprochen, es erst gar nicht zu versuchen. Inzwischen wünschte sie sich allerdings sehnlichst, sie könnte noch einmal mit Lincoln reden und sich dadurch erneut Gewissheit darüber zu verschaffen, dass sie Recht hatte und ihre Onkel Unrecht. Als die jüngeren MacFearson-Brüder nun vor ihr standen, beschlich Melissa das Gefühl, sie habe einen Kampf gegen Windmühlenflügel aufgenommen. Wieder würde jemand an ihrer Zuversicht rütteln und ihr zeigen, wie schwer es war, ihrer Familie klar zu machen, dass Lincoln sich geändert hatte.
    Doch schon in dem Augenblick, als sie in den Salon trat, ahnte Melissa, dass dieses Gespräch nicht ganz so verlaufen würde, wie sie geglaubt hatte, denn Ian Six sammelte gerade sämtliche Gegenstände ein, die als Wurfgeschosse taugten. Fragend sah sie ihn an. Er errötete und suchte schnell noch ein paar Dinge zusammen, die er dann hilflos in den Händen hielt. Er wusste nicht, wohin mit all den Vasen, Bilderrahmen und sonstigem Zierrat.
    Melissa griff in die Falten ihres Rockes, formte daraus einen tiefen Beutel und machte einen Schritt auf ihren Onkel zu, als wolle sie ihn auffordern, nur getrost alles hinein zu legen. Das war als Scherz gemeint. Doch Ian Six stierte nur finster vor sich hin. Melissa zuckte die Achseln, lehnte sich in den Türrahmen und verschränkte die Arme. Anscheinend hielt Ian es für sicherer, wenn er vorläufig sämtliche Gegenstände bei sich behielt.
    »Also gut. Wer ist heute der Sprecher?«, fragte Melissa nonchalant.
    Wie die Hühner auf der Stange saßen die Brüder auf zwei Sofas. Zwei fanden darauf keinen Platz mehr und kauerten unsicher auf den Kanten von gepolsterten Schemeln. In dem großen Zimmer gab es noch ein paar andere, kleinere Sitzgruppen für private Gespräche im engeren Kreis. Hier und da standen noch einzelne Stühle an den Wänden, falls einmal überraschend eine größere Anzahl von Besuchern erschien.
    Als Melissa ihre Frage gestellt hatte, sahen die MacFearsons einander einen Augenblick lang verlegen an. Dann senkten sie alle wie auf Kommando den Blick. Neill merkte es zu spät und wusste sofort, dass er nun in den sauren Apfel beißen musste.
    Melissa grinste ihren zweitjüngsten Onkel an. Er war der Schüchternste von allen. »Ihr habt also keinen zum Sprecher bestimmt und nun bleibt diese ehrenvolle Aufgabe an dir hängen, nicht wahr?«, neckte sie ihn.
    Neill fehlte es an Selbstvertrauen. Er wusste es und seine Brüder wussten es auch, doch nicht einer von ihnen kam ihm zu Hilfe. Melissa fand das zunächst nur ungewöhnlich, bald aber ziemlich alarmierend.
    Nun war ihr nicht mehr zum Scherzen zumute. Sie sah Neill geradewegs in die Augen. »Also los, heraus damit!«
    Er nickte und räusperte sich. »Ian One schickt uns her, und das mit Recht. Wir

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