Verheißungsvolle Küsse
helfen konnte.
»So, jetzt ab in die Kutsche! Sei nicht zickig! Du willst doch nicht, dass Onkel wütend wird, oder?«
Helena kämpfte sich weiter treppab; plötzlich stockte sie, keuchte, schwankte.
Ariele hielt sie fest und schimpfte lauter. Etwas atemlos.
Sebastian, der sie von oben aus den Schatten beobachtete, betete. Sah wie Helena den Kopf hob, fast unmerklich nickte. Stufe für Stufe abwärts schwankte.
Der Butler war immer noch beunruhigt. Er sah zu Helena - sie winkte herrisch. »Wir müssen sofort aufbrechen!«
Ihre Stimme war scharf, schmerzverkrampft - aber sie legten das als Zorn aus.
Es genügte. Alles rannte zur Tür, öffnete sie diensteifrig, dann stürzten sie hinaus, um zuzuschauen, wie das aneinander geklammerte Trio die Außentreppe bewältigte.
Das Klappern eisenbeschlagener Hufe in der Einfahrt übertönte Sebastians Schritte. Er folgte den jungen Leuten und glitt in die Schatten neben dem Treppenhaus. Alle standen vor dem Haupteingang. Mit gerecktem Hals konnte er die Kutsche ausmachen. Den richtigen Moment zu finden, war der kritische Punkt.
Zuerst stieg Helena ein, rasch gefolgt von Ariele. Phillipe stellte seinen Fuß auf das Trittbrett; dann hielt er inne, wandte sich an den Knecht, der auf dem hinteren Bock stand, befahl ihm abzusteigen; gleichzeitig bedeutete er ihm, den Tritt hochzuklappen und den Schlag zu schließen. Der Bursche, etwas ratlos, tat, wie ihm befohlen, während Phillipe den hinteren Teil der Kutsche kontrollierte.
Inzwischen holte Sebastian Luft und machte sich auf den Weg zur Tür. Er schritt herrscherlich dahin, seine Stiefel klapperten auf dem Marmorboden. Der Butler und seine Untergebenen, alle im Nachthemd, drehten sich erschrocken um, bereit einen Kratzfuß vor ihrem Herrn zu machen …
Augen weiteten sich, Münder klappten auf.
Sebastian warf ihnen einen hochmütigen Blick zu und marschierte direkt durch sie hindurch. Sie wichen zurück, wagten es nicht, ihn zu behindern.
Nun ging es die Außentreppe hinunter, mit langen geschmeidigen Schritten überquerte er den Vorplatz Richtung Kutsche. Er passierte den immer noch verwirrten Knecht, der gerade zum Eingang zurückkehrte. War sich bewusst, dass der Mann langsamer wurde, sich umdrehte und ihm nachglotzte. Alle anderen waren vor dem Portal versammelt und taten das Gleiche. Völlig durcheinander, wussten sie nicht, was hier vorging, oder was sie tun sollten.
Sebastian sah Helenas weißes Gesicht am Fenster der Kutsche. Hob eine Hand zum Gruß. Sie hatten es beinahe geschafft - gleich wären sie unterwegs.
Mit stetem Schritt ging er weiter, warf Phillipe einen Blick zu - nickte. Phillipe wandte sich dem Kutscher zu.
Sebastian erreichte das Gefährt, sprang mit einer eleganten Bewegung auf den Bock. Der Kutscher drehte sich überrascht um. Monsieur le Duc entriss ihm die Zügel, packte den Mann und warf ihn auf das Stück Rasen neben der Auffahrt.
Mit Geschnalze und Gebrüll klatsche Sebastian die Zügel auf die Rücken der Pferde und setzte sich, als die Kutsche losschoss. Er sah kurz über die Schulter, sah den Kutscher im Staub liegen und Phillipe, der sich verzweifelt an seinen Platz klammerte.
Sebastian drehte sich wieder nach vorn und trieb die Pferde an. Hinter ihnen war Geschrei zu hören, verwirrtes Geplapper; aber die Geräusche verebbten rasch, als er in rasender Geschwindigkeit die Kurve zu den Toren der Festung nahm.
Sie standen offen.
Eine andere Kutsche fuhr gerade herein.
Ein Einspänner mit schweißnassem Pferd.
Der Mond beleuchtete die Szene. Sebastian grinste, als er den Fahrer des Gigs erkannte und den Passagier, der sich an der Stange festhielt, während er auf die Kutsche deutete, die genau auf sie zuhielt.
Der Einspänner hatte die Einfahrt passiert, die nur breit genug war für eine Kutsche. Davor lag ein Ententeich.
Sebastian trieb seine vier Pferde an. Er lenkte die Kutsche direkt auf den Einspänner zu.
Louis kreischte und zerrte an den Zügeln.
Sein Gig kippte und rutschte die Böschung hinunter in den Teich.
Villard segelte heraus und flog mitten ins Wasser.
Die Kutsche raste weiter, direkt auf das Tor zu.
In der Kutsche hörte Helena die Schreie, zwang sich die Augen zu öffnen, ignorierte die Wogen von Schmerz.
Sie schaute durch das Fenster - entdeckte Louis, weiß vor Wut, wie er fluchend aus dem Einspänner taumelte und im Schlamm landete.
Dann flitzten sie durch die Tore von Le Roc - und endlich waren sie in der Tat frei! Sie und Ariele, alle beide
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