Verhext in Texas: Roman (German Edition)
für ihr neues Album zu schreiben.«
»Solche Leute brauchen wir nicht in der Stadt. Ich wette, sie haben Drogen mitgebracht.« Auch als sie die Treppe hochging, grummelte sie weiter vor sich hin.
»Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir sie aus der Sache heraushalten wollen«, sagte Owen.
Ich seufzte. »Ich weiß. Ich würde ja einen von den Jungs bitten, auf sie aufzupassen, aber mir gehen langsam die Brüder aus. Wenn man bedenkt, dass ich immer gedacht habe, ich hätte zu viele davon …«
Das Problem löste sich kurz darauf von selbst, als Oma mit einem Arm voller Bücher und Familienfotoalben ankam. »Die helfen Ihnen vielleicht«, sagte sie zu Owen. Sie legte die Bücher auf den Küchentisch und reichte Owen eine Flasche mit einer trüben Flüssigkeit darin. »Ich hab Ihnen auch einen Zaubertrank zubereitet. Nach einem Rezept von meiner Großmutter. Das wird Sie wieder auf die Beine bringen, nachdem Sie so viel gezaubert haben. In dieser Gegend muss man vorsichtig sein mit so was. Man verausgabt sich hier einfach zu schnell.« Sie ließ sich am Tisch nieder und machte es sich gemütlich. Mir war sofort klar, dass Mom den restlichen Nachmittag keine Chance mehr haben würde, von zu Hause wegzukommen. Oma war besser als eine Gefängnisaufseherin.
Ich hatte ja ein schlechtes Gewissen, Owen mit Oma allein zu lassen, aber sie schienen ganz gut miteinander auszukommen, weshalb ich dann doch zum Motel aufbrach. Meine Hauptsorge war, dass Oma ihn versehentlich mit ihren Hausmittelchen vergiftete, während ich weg war.
»Du brauchst Hilfe bei der Zimmerreinigung?«, sagte ich zu Nita, als ich dort ankam. Erst dann fiel mir die neue Dekoration in der Lobby auf. Die verblassten Landschaftsdrucke aus einem alten Kalender der Handelskammer waren abgehängt und durch eingerahmte Album-Cover ersetzt worden; fransige Überwürfe in leuchtenden Farben bedeckten die Sessel.
»Oh, Gott sei Dank!«, rief Nita. »Unsere Putzfrau hat heute Morgen gekündigt. Sie hat gesagt, sie kommt erst wieder, wenn diese Typen weg sind.«
»Warum? Was haben Sie denn angestellt?«
Sie machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. »Ich weiß auch nicht genau, aber ich hatte den Eindruck, sie haben sie irgendwie belästigt. Du weißt schon, Rock’n’Roller eben. Tut mir leid, dass ich dir das antun muss, aber wie es aussieht, sind die meisten von ihnen am Nachmittag nicht da.«
»Ich komme schon klar.« Ich zeigte durch die Lobby. »Wie ich sehe, setzt du dein neues Vorhaben bereits um.«
»Ja, toll, nicht? Oh, und sieh mal das hier.« Sie bedeutete mir, hinter den Rezeptionstresen zu kommen, und öffnete einige Dateien auf ihrem Computer. »Diese Fotos habe ich am Montagnachmittag gemacht. Er muss einen sehr langen Spaziergang gemacht haben, denn er kam erst ziemlich spät zurückgestolpert. Sieh dir mal an, was er da um den Hals trägt. Es ist nicht groß genug, um ein echter Klunker zu sein, aber für eine Männerhalskette ist es zu groß.«
Ich beugte mich vor und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen das Foto eines müden, verschwitzten Idris, während sie es auf dem Bildschirm vergrößerte. Sein Hemd war fast bis zur Hüfte aufgeknöpft, was kein hübscher Anblick war, und um seinen Hals hing ein Lederband mit einem Amulett. »Keine Ahnung, was das sein könnte«, sagte ich und wünschte mir, wir könnten noch weiter heranzoomen, um nachzusehen, ob irgendwelche Schriftzeichen eingraviert waren. Aber jede weitere Vergrößerung hätte das Bild nur unscharf gemacht.
»Ich weiß echt nicht, was ich von diesen Typen halten soll. Ihr Anführer verkriecht sich die meiste Zeit des Tages in seinem Zimmer, aber ich glaube, im Moment ist er unterwegs. Dann lasse ich dich wohl besser mal an die Arbeit gehen.«
»Gib mir einfach den Schlüssel und sag mir, was ich machen muss.«
»Betten machen, frische Handtücher aufhängen, alles einmal durchwischen, Müll ausleeren, neue Seife hinlegen. Die Bettwäsche wechseln wir nur dann täglich, wenn ein Gast uns darum bittet. Wenn jemand Trinkgeld im Zimmer liegen gelassen hat, steck es ein; bei dieser Bande würde ich allerdings nicht darauf zählen.« Sie setzte eine übertriebene »Was soll man da machen?«-Miene auf und seufzte. »Rock’n’Roller. Wenigstens hat bislang niemand sein Zimmer auseinandergenommen.«
Sie gab mir den Generalschlüssel. Auf dem Weg zur Wäschekammer ging ich an meinem Auto vorbei, um die Kerzen zu holen. Ich legte sie oben auf den Rollwagen und
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