Verhext in Texas: Roman (German Edition)
speziellen Macht nicht bewusst war, denn wenn er in Versuchung gekommen wäre, sie zu bösen Zwecken einzusetzen, hätte er äußerst gefährlich werden können. »Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass Drachen in New York leben könnten, ohne dass es jemand merkt. Ich wäre nicht überrascht, wenn ich erfahren würde, dass es ganze Nester von ihnen in den Abwasserkanälen und U-Bahn-Tunneln gibt. Man weiß nie, was da unten kreucht und fleucht.«
»Ach was, U-Bahn-Tunnel«, warf ich ein. »Eine hat direkt unter uns gewohnt. Die war ein Albtraum.« Alle am Tisch lachten, aber Oma starrte weiter Owen an. Sie musterte ihn kritisch, aber ich merkte, dass er eine Freundin gewonnen hatte, weil er das Gespräch von ihren Hörproblemen und ihrer geistigen Gesundheit abgelenkt hatte. Sie würde ihn weiterhin beobachten, aber nicht versuchen, ihn gegenüber Mom und Dad zu enttarnen. Ich war ebenfalls von ihm beeindruckt.
Nach dem Essen blieb er mit Dad und meinen Brüdern im Wohnzimmer kleben, während wir Frauen aufräumten. Mir war klar, dass das eine sexistische Arbeitsteilung war, aber seit Dean einmal einen von Moms guten Tellern zerbrochen hatte, wollte sie keinen Mann mehr ans Spülbecken lassen. Seither hatte ich Dean im Verdacht, es absichtlich getan zu haben. Owen bot seine Hilfe an, wurde aber weggescheucht. Ich fand, dass ich an seiner Seite bleiben sollte, denn schließlich war er mein Gast, aber ich wurde zur Küchentruppe eingeteilt. Na ja, wenn er mit Dad oder meinen Brüdern Ärger bekäme, könnte er zur Ablenkung immer noch irgendetwas explodieren lassen. Und mit Oma an seiner Seite war er vermutlich ohnehin in Sicherheit.
Mom und Molly räumten das restliche Essen weg, Beth spülte, und Sherri und ich trockneten ab. Genauer gesagt, trocknete ich ab, während Sherri sich an die Küchenzeile lehnte. Mit einer Hand schob sie ihre Haare zur Seite, kratzte sich am Hals und überraschte mich dann damit, dass sie eine Schranktür aufmachte, damit ich ein Geschirrteil wegstellen konnte. Im Vorbeigehen hielt Molly an und meinte: »Wow, guckt euch das mal an!« Erst jetzt bemerkte ich das Armband an Sherris Handgelenk.
»Ach, das kleine Ding?«, lachte sie und schüttelte ihr Handgelenk. Es war nicht mit Diamanten übersät, aber trotzdem ein schönes Stück, vielleicht sogar aus echtem Gold, und mit Edelsteinen besetzt. Ich machte im Laden die Gehaltsabrechnung, also wusste ich ganz genau, wie viel Dean und Sherri verdienten. Ich bezweifelte, dass das genug war, um sich zusätzlich zu ihrem teuren Auto und den Raten fürs Haus auch noch solche Schmuckstücke leisten zu können.
»Ein Geschenk von Dean, oder hast du es dir selbst gekauft?«, fragte Molly.
Sherry lächelte schuldbewusst. »Sag ich nicht.«
»Na, so wie du eben, äh, gestrahlt hast, als ihr hier angekommen seid, tippe ich mal auf Ersteres«, konterte ich.
Sherri schlug mir mit dem Geschirrtuch auf die Schulter. »Ach du! Sei nicht so ungezogen! Woher willst du wissen, dass ich mich nicht auch total sexy fühle, wenn ich es mir selbst gekauft habe?«
Ich versuchte, möglichst unauffällig in ihrem Gesicht zu lesen und herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagte. Dummerweise war sie gut darin, sich selbst einzureden, dass alles, was sie glauben wollte, auch wirklich zutraf. Deshalb glaubte sie selbst nicht, dass es eine Lüge war, als sie es sagte. Und ich war mir sogar einigermaßen sicher, dass sie einen Lügendetektortest bestehen würde.
Der zeitliche Zusammenhang zwischen ihrem neuen, für sie zu teuren Armband und dem gestrigen Einbruch im Juwelierladen war allerdings äußerst verdächtig. Vielleicht war Sherri ja wirklich in mehr als nur einem Sinne eine Hexe, und sie war unsere Verdächtige. Natürlich war es ebenso gut möglich, dass der Täter Schmuck und andere gestohlene Gegenstände aus seinem Kofferraum verkaufte und sie sich deshalb das Armband hatte leisten können.
»Das hast du doch bestimmt bei Murphy’s gekauft.« Beth trocknete sich die Hände ab und beugte sich vor, um das Armband genauer zu betrachten. »Ich glaube, ich hab gestern etwas in dieser Art gesehen, als ich da war, um meine Uhrenbatterie austauschen zu lassen.«
Sherri lachte ohne erkennbaren Grund und warf den Kopf in den Nacken. Ich fand, dass sie unbehaglich aussah, aber ich wusste nicht, ob das daher rührte, dass sie es gestohlen hatte und ihre Schwester die Quelle erkannte, oder daher, dass sie das gestohlene Armband illegal erworben hatte. In einer
Weitere Kostenlose Bücher