Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Kleinstadt mit gestohlenem Schmuck herumzulaufen war ohnehin eine dumme Idee. Die Wahrscheinlichkeit, dass jeder sofort sehen würde, wo er herkam, war viel zu groß.
Nach einer Weile stammelte sie: »Na ja, ich meine, allzu einzigartig ist es nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich stellen sie die in China massenhaft her und schicken dann ganze Schiffsladungen zu uns.«
»Was gibt es denn da zu sehen?«, fragte Mom und trat zu uns.
Molly griff sich Sherris Handgelenk und hielt es Mom hin. »Wir bewundern gerade Sherris neues Armband.«
»Oh, das ist aber schön! Ich glaube, das habe ich bei Murphy’s gesehen. Ich hab sogar überlegt, dass es ein nettes Geburtstagsgeschenk für dich wäre. Aber da du es jetzt schon hast, muss ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen. Wahrscheinlich haben Dean und ich den gleichen Geschmack.«
Sherri streckte ihren anderen Arm aus und schüttelte ihn. »Ich hab zwei Handgelenke!«
Beth wandte sich wieder dem Spülbecken zu, tauchte die Hände in das heiße Wasser und begann heftig zu schrubben. Molly ging auch weiter, und ich musste mich zwingen, den Mund zu halten. Es war nicht leicht, mit Beths gesteigertem Spültempo mitzuhalten, aber das machte mir nichts aus, denn ich wollte so schnell wie möglich zu Owen und ihm berichten, was ich herausgefunden hatte.
Als ich schließlich aus der Küche entkam, erblickte ich zu meiner Überraschung einen völlig entspannten Owen. Er plauderte mit Teddy, und obwohl sie sich durchaus ein wenig ähnlich waren, konnte ich mir nicht vorstellen, welches gemeinsame Thema sie gefunden haben mochten. Die Herstellung von Zaubertränken hatte auch mit Chemie zu tun, aber zwischen Owens Magie und Teddys landwirtschaftlicher Arbeit gab es nicht allzu viele Überschneidungen. Ich kam nahe genug heran, um mithören zu können, und entdeckte, dass sie sich über Bücher unterhielten. Sie mochten beide die gleichen Spionagethriller und Krimis und tauschten Lektüreempfehlungen aus.
Ich liebte meine Familie, aber jetzt wollte ich vor allem, dass sie verschwand – und zwar schnell. Oma brach als Erste auf, weil sie nicht gern im Dunkeln Auto fuhr. Dann gingen Molly und Frank ihre Kinder ins Bett bringen. Teddy und Beth folgten kurz darauf und schlichen sich mit der schlafenden Lucy aus dem Haus, bevor sie aufwachen und verlangen konnte, wieder von ihrem neuen Helden gehalten zu werden.
Ich war wie vom Donner gerührt, als Sherri während der Verabschiedung sagte: »Kommt doch morgen zu uns zum Mittagessen. Mit so vielen Leuten hier sind wir ja kaum dazu gekommen, uns zu unterhalten.« Sie redete eigentlich mit mir, wandte die Augen aber nicht von Owen ab, während sie sprach.
Aus langjähriger Erfahrung wusste ich, dass sie wahrscheinlich eine Gelegenheit suchte, Owen in ihre Krallen zu bekommen, aber ich verspürte trotzdem keinerlei Anflug von Eifersucht. Selbst wenn sie wirklich eine echte Hexe mit magischen Fähigkeiten war, bezweifelte ich, dass sie Owen überwältigen konnte. Und wenn sie die andere Art Hexe war, dann war sie so was von nicht sein Typ, dass er kaum bemerkte, dass sie eine Frau war. Owens Selbstvergessenheit hatte uns in der Vergangenheit schon öfter in Schwierigkeiten gebracht. Manchmal warf sich ihm eine Frau an den Hals, ohne dass er es überhaupt merkte und ohne dass ihm bewusst wurde, dass er sie durch seine Nichtbeachtung zurückwies. Aus Rache wandten sie sich dann mitunter gegen die ganze Firma.
»Ja, das wäre sehr nett«, antwortete ich und ignorierte das Entsetzen, das sich auf Owens Gesicht abzeichnete. Wir würden die perfekte Gelegenheit bekommen nachzusehen, ob sich noch mehr magisch geraubtes Diebesgut in ihrem Besitz befand. Ich sah ihn bedeutungsvoll an, um ihm zu zeigen, dass ich wusste, was ich tat.
»Wie wäre es dann mit halb eins? Und bringt bloß nichts mit, es ist für alles gesorgt.«
Als sich das Haus endlich von allen bis auf Dad, Mom und uns geleert hatte, schlug ich Owen vor, den schönen Abend auf der Hollywoodschaukel auf der Terrasse zu genießen. Sobald wir nicht mehr ausspioniert wurden – jedenfalls nicht aus einer Entfernung, aus der man uns zuhören konnte –, teilte ich ihm meine Schlussfolgerungen mit. »Ich habe einen neuen Verdächtigen für dich«, sagte ich.
»Jemanden aus deiner Familie?«
»Nur indirekt. Sherri trug heute Abend ein neues Armband, von dem Beth sich erinnern konnte, es im Juwelierladen am Platz gesehen zu haben. Sherri wirkte nervös und blieb ziemlich vage
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