Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Jackett und deine Krawatte gern ablegen, wenn du willst. Wir sind hier nicht so förmlich. Aber du siehst verdammt gut aus in diesem Aufzug.« Sie wandte sich mir zu, während er rot anlief. »Katie, was hast du dir nur dabei gedacht, ihn in New York zurückzulassen? Oder wachsen da solche Männer etwa auf den Bäumen?«
Ich biss mir auf die Zunge, um mir einen albernen Kommentar zu verkneifen. Es machte Owen sichtlich verlegen, dass wir über ihn sprachen, und da ich um seine Erschöpfung wusste, beschloss ich, einfach das Thema zu wechseln. »Das sieht Moms gutem Porzellan total ähnlich«, sagte ich und ging zum Esstisch, um ihr Geschirr zu inspizieren.
»Ja, das ist dieselbe Serie«, antwortete sie. »Ich fand es so toll, als sie das Verlobungsessen für mich gemacht hat, dass ich beschlossen habe, es mir auch zu kaufen. Und ich hatte Riesenglück, dass es bei Murphy’s nach all den Jahren noch vorrätig war!«
»Das ist ein Klassiker«, gab ich so neutral wie möglich zurück und fragte mich unwillkürlich, wann sie das Porzellan in dem kürzlich ausgeraubten Juweliergeschäft erworben haben wollte – oder ob nicht doch ein paar Gedecke in Moms Schrank fehlten. »Oh, ist das eine neue Kette?«, fragte ich dann. »Ich glaube nicht, dass ich die schon mal gesehen habe.«
Sie streckte die Brust raus, um sie besser zur Geltung zu bringen, und ich hörte, wie Owen sich an seinem Tee verschluckte. »Gefällt sie dir? Sie passt zu meinem neuen Armband. Und guck mal, die Ohrringe auch.«
Jetzt wurde ich nur noch misstrauischer. Entweder dealte Dean neuerdings mit Drogen, oder sie verkaufte ihren Körper, oder hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Dean kam mit einem Teller voller Steaks zurück ins Haus. »Das Fleisch ist fertig«, verkündete er. »Wie sieht es denn mit dem restlichen Essen aus?«
Sherris Hände flatterten durch die Luft. »Oh! Ich brauche es nur noch auf den Tisch zu stellen.« Sie rannte in die Küche und kam mit Behältern voller Fertig-Krautsalat und Dosenbohnen wieder ins Zimmer. Sie kippte die Bohnen in eine Schüssel und stellte sie in die Mikrowelle. Dann steckte sie einen Löffel in den Krautsalat und stellte ihn auf den Tisch. Mir war es ein wenig peinlich, dass meine Familienangehörigen sich vor Owen derart wie die Klischee-Südstaaten-Proleten aufführten, doch als ich ihn anschaute, wirkte er nicht sonderlich pikiert deswegen. Natürlich nicht. Er war leicht in Verlegenheit zu bringen, aber er war eigentlich kein Snob. Wenn ich darüber nachdachte, war das sogar genau sein Lebensstil. Er aß ebenfalls Fertiggerichte, und das obwohl er in Manhattan in einem Haus wohnte, das viele Millionen Dollar wert war.
Ups, das bedeutete, dass ich der Snob war. Ich musste mich fragen, ob ich Sherri deshalb verdächtigte, weil sie vielleicht tatsächlich unser habgieriger Schurkenzauberer war, oder ob ich es tat, weil ich nach einem Vorwand suchte, sie als Feindin betrachten zu können. Schwierige Frage.
Sie nahm die Bohnen aus der Mikrowelle und sagte: »So, und jetzt nehmt alle Platz. Sucht euch aus, wo ihr sitzen wollt. Normalerweise setzen wir uns aufs Sofa und essen vor dem Fernseher, es ist also nicht so, als hätten wir Stammplätze.«
Owen setzte sich und ich ließ mich gegenüber von ihm am Tisch nieder. Dean blieb mit seinem Steak-Teller erst einmal stehen. »Möchtest du deines blutig oder lieber durchgebraten?«, fragte er Owen.
»Hast du auch irgendwas dazwischen?«
Dean lachte. »Genau die richtige Antwort. Ich glaube, so sind sie alle.« Er klang jetzt eigentlich ganz freundlich, also hatte seine kühle Begrüßung vielleicht andere Gründe gehabt. Sehr wahrscheinlich hatten Sherri und er sich gestritten, kurz bevor wir ankamen. Er servierte uns allen Steaks und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. Sherri reichte die Beilagen herum. Dann sagte Dean: »Haut rein!«
Bislang war es Owen gelungen, den schlimmsten Befragungen durch die Familie zu entgehen. Meine Eltern mussten so glücklich gewesen sein zu erfahren, dass ich einen Freund hatte, dass sie dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen wollten. Mein Bruder hingegen kannte solche Bedenken nicht. Er wartete kaum, bis wir angefangen hatten zu essen, als er bereits in die Offensive ging.
»Du bist also aus New York, richtig, Owen?«, fragte er.
Owen zeigte keinerlei Zeichen von Verunsicherung, sondern schaltete sofort auf professionelle Gesprächsführung um. »Ja. Ich wohne jetzt in Manhattan, aber
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