Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Kameras in ihren Streifenwagen?«
»Nicht in dieser Stadt. Du brauchst die Aufzeichnung also nicht per Magie zu löschen. Ich dachte immer, es wäre nicht richtig, andere mit Hilfe von Magie zu manipulieren.«
»Es gibt eine Grauzone. Das hängt stark von den Motiven des Einzelnen ab. In diesem Fall kann man mir das nachsehen, weil es von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Mission war. Wenn ich zugelassen hätte, dass er mir einen Strafzettel ausstellt, hätten wir mächtig Ärger bekommen.«
»Ja, es wäre wohl nicht gut gewesen, wenn wir als verdächtig eingestuft worden wären, wo wir doch im Gegenteil versuchen, das Problem zu lösen«, gab ich zu. Dann fügte ich hinzu: »Echt cool, wie du das gemacht hast.«
»Ich hab nicht gerade viel Übung darin. Und so müde, wie ich bin, war ich gar nicht sicher, ob es funktioniert.«
»Und was wäre gewesen, wenn es nicht funktioniert hätte?«
»Ich glaube, dann hätte ich ihn betäubt, damit er das Bewusstsein verliert, und danach hätte ich sein Gedächtnis manipuliert, damit er sich nicht daran erinnert, dass er mich angehalten hat.« Der nüchterne Ton, in dem er das sagte, war beängstigend.
Nachdem wir zu Hause angekommen waren, blieb er noch eine Weile im Auto sitzen. Er sah wahnsinnig erschöpft aus, fast als müsste er seine Batterien neu aufladen, bevor er überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen konnte. »Ist es wirklich so anstrengend, Abwehrzauber zu installieren?«, fragte ich.
»Ja, weil man sie mit ausreichend Energie ausstatten muss, um sie eine Weile am Laufen zu halten. Das kostet genauso viel Kraft, wie einen Zauber über Tage aufrechtzuerhalten. In New York gibt es natürlich stärkere Kraftfelder, die ich anzapfen kann. Um mein Haus zu schützen, brauchte ich nur einen langen Mittagsschlaf und einen Tag ohne die Anwendung von Magie, um mich wieder zu erholen. Die Firma verfügt über Kraftfeldverstärker, weshalb es auch spielend leicht war, mein Büro zu sichern. Hier allerdings …« Er schüttelte den Kopf. »Praktisch egal was ich mache, es laugt mich ziemlich aus. Deshalb muss ich auf dich zurückgreifen. Wann müssen wir morgen früh aufstehen?«
»Die Messe beginnt um elf, und normalerweise wird erwartet, dass man hingeht. Aber wenn du dich nicht gut fühlst, werden Mom und Dad dafür Verständnis haben. Sie gehen vorher noch zur Sonntagsschule, aber wir müssen nicht mit ihnen aufstehen. Sonntags gilt bei uns beim Frühstück das Selbstversorgerprinzip.«
»Deine Mutter ist bestimmt sehr enttäuscht, wenn sie mich nicht ihren Freundinnen vorführen kann. Und das könnte dann dazu führen, dass wir nichts mehr geschafft kriegen, ohne ihr Misstrauen zu erregen. Wenn ich es zurück ins Haus schaffe, wird es schon gehen. Ein paar Stunden Schlaf, und ich bin wieder fast der Alte.«
Diesmal setzte er keine Magie ein, um den Baum besser erklimmen zu können. Er schob mich nach oben, und dann reichte ich ihm eine Hand, um ihm hochzuhelfen. Er war zwar schlank, aber weitaus schwerer, als er aussah. Ich kletterte durchs Fenster in mein Zimmer und lauschte dann erst einmal mit angehaltenem Atem auf andere Geräusche im Haus. Als ich sicher war, dass die Luft rein war, gab ich ihm ein Zeichen und zog seinen Koffer unter meinem Bett hervor.
Er packte den Rucksack weg und holte ein kleines Fläschchen heraus, bevor er den Koffer wieder verschloss und versteckte. Dann fragte er: »Meinst du, es merkt jemand, wenn ich durch den Flur zurück in mein Zimmer gehe? Ich bin nicht besonders scharf darauf, weiter auf dem Dach herumzukraxeln.«
»Wenn dich jemand hört, wird er denken, du wärst auf dem Weg zur oder von der Toilette. Das ist nicht so wie mit der Treppe.«
Er öffnete meine Tür, prüfte, ob auch wirklich niemand im Flur stand, und schlüpfte dann leise hinaus. Ich wartete gespannt, bis er in seinem Zimmer verschwunden war, und zählte dann bis hundert, bevor ich meine Tür so leise wie möglich schloss und meinen Pyjama anzog. Wie es aussah, waren wir wieder einmal unbemerkt davongekommen, auch wenn die Sache mit diesem Polizeibeamten ganz schön knapp gewesen war. Ich zog meine Kissenattrappe unter der Decke hervor, damit ich mich ins Bett legen konnte, und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie es sich angefühlt hatte, als Owens warme Hand in meiner gelegen hatte.
Als er am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam, sah er nicht mehr ganz so mitgenommen aus. Man musste ihn schon gut kennen, um ihm
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