Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Blicke schossen zwischen Owen und mir hin und her. Dann sagte er in einem eisigen Ton: »Und ich finde es interessant, dass genau an dem Tag, an dem dein Freund hier aufgetaucht ist, die größte Einbruchswelle über diese Stadt hereingebrochen ist, die wir jemals erlebt haben.«
Ich war nicht sicher, wie ich reagieren musste, um das höchste Maß an Unschuld zu vermitteln. Owen war natürlich nicht der Dieb, aber die mysteriöse Einbruchsserie stand tatsächlich in einem Zusammenhang mit seinem Besuch. Ich versuchte es mit beleidigter Freundin und in Verlegenheit gebrachter Schwester, was mir nicht allzu schwerfiel.
Owen strahlte unterdessen eine noch größere Kälte aus als Dean und diese unheimliche Ruhe, die ihn immer überkam, wenn er absolut sauer war. Das letzte Mal, als ich ihn so wütend erlebt hatte, hatte er beinahe die Grand Central Station drei Stockwerke unter die Erde verlegt, nachdem er eine Schockwelle hervorgerufen hatte, die das gesamte Fundament locker hätte unterminieren können. »Möchtest du damit irgendetwas Bestimmtes andeuten?«, fragte er in einem ruhigen Gesprächston.
»Dean, sei nicht so unhöflich!«, sagte Sherri. »Als hätte er es nötig, hierherzukommen und die Stadt auszurauben. Wenn er ein Dieb wäre, hätte er ja alle möglichen Geschäfte in New York ausrauben können. Entschuldige dich auf der Stelle.«
Dean und Owen lieferten sich ein Blickduell, blaue Augen gegen grüne. Unter normalen Umständen wäre Owen vielleicht im Nachteil gewesen, da er Kontaktlinsen trug und ab und zu blinzeln musste, aber schließlich war er alles andere als normal. Ich vermutete, dass mein magieanzeigendes Medaillon, wenn ich es denn um den Hals getragen hätte, wie verrückt vibriert hätte, einfach nur von der riesigen Wut, die Owen ausstrahlte. Deans Schulporträt, das an der Wand des Esszimmers gehangen hatte, fiel krachend zu Boden. Natürlich war es durchaus möglich, dass das reiner Zufall und lediglich einer schlampigen Aufhängung geschuldet war, aber eine Wette hätte ich darauf nicht abgeschlossen.
»Dean, ich hab gesagt, du sollst aufhören und dich entschuldigen«, sagte Sherri erneut, diesmal klang ihre Stimme allerdings schrill. Das beendete die verfahrene Situation, und zum ersten Mal, seitdem ich sie kannte, mochte ich Sherri. »Du weißt genau, dass er nicht der Dieb ist, und außerdem hat eure Mom schon Tage vor seiner Ankunft von verrückten Sachen erzählt.«
Dean ließ Owen nicht aus den Augen. »Verrückte Sachen sind aber was anderes als Diebstahl.«
»Ja, aber trotzdem sind in der Stadt vorher schon merkwürdige Dinge passiert. Es ist also nicht so, dass sich mit seiner Ankunft plötzlich alles verändert hätte – außer für Katie vielleicht. Für sie hat sich bestimmt eine Menge verändert.« Und mit einem verlegenen Blick fügte sie hinzu: »Nachdem mein Mann so unhöflich war, glaube ich nicht, dass ihr noch zum Nachtisch bleiben wollt. Es war ohnehin nur ein Kuchen aus dem Supermarkt, nichts Besonderes, und ihr könnt sicher sein, dass Lois was Besseres da hat, wenn ihr zurückkommt.« Sherri stand auf. »Das alles tut mir wirklich sehr leid.«
Es war eine dieser Gelegenheiten, in denen es das Beste ist, sich nicht auf Argumentationen einzulassen. Also nahm ich meine Handtasche, während Owen seinen Mantel holte, dann brachte Sherri uns zur Tür. Sobald wir im Auto saßen, sagte ich: »Tut mir echt leid. Er hat sich benommen wie ein Idiot. Keine Ahnung, was mit ihm los war.«
Owen ließ schweigend den Motor an, legte einen Gang ein und setzte rückwärts aus der Einfahrt. Erst als wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, fing er an zu sprechen. Zunächst seufzte er und entspannte sich ein wenig, dann sagte er: »Ich weiß ja, dass er dein Bruder ist, und ich merke, dass ich absolut keine Ahnung habe, wie es ist, wenn man Teil einer Familie ist …«
»So jedenfalls nicht«, unterbrach ich.
»Aber ich glaube, wir müssen ihn als verdächtig einstufen. Das war ein ganz klassisches Ablenkungsmanöver. Du hast ihn mit deinen ganzen Fragen über all die neuen Sachen, die er offenbar in letzter Zeit angeschafft hat, so in die Enge getrieben, dass er versucht hat, den Verdacht auf mich umzulenken. Und ich bin sicher, wenn er es genügend Leuten in der Stadt erzählt, ist es ganz leicht für ihn, den Außenseiter zum Täter zu stempeln.«
»Na ja, wenn man bedenkt, dass sein Haus vollgestopft ist mit Sachen, die aus den fraglichen Läden stammen,
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