Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Hause ankamen. Mom wartete in der Küche auf uns. »Kathleen Elizabeth, wie kannst du es wagen, so unhöflich zu deinem eigenen Bruder zu sein, wenn du in seinem Haus zu Gast bist!«
Während ich bis zehn zählte, um mich davon abzuhalten, etwas zu meiner Mutter zu sagen, was ich nachher bereuen würde, begriff ich, dass Dean sicherheitshalber gleich angerufen und mich bei ihr angeschwärzt hatte. »Ich? Ich war unhöflich zu ihm?«, rief ich empört.
Owen reagierte viel ruhiger, was bedeutete, dass er immer noch sehr, sehr wütend war. »Er war derjenige, der unhöflich war, fürchte ich«, sagte er leise. »Er hat mich beschuldigt, der Dieb zu sein, der in der Nacht meiner Ankunft all die Geschäfte in der Stadt ausgeraubt hat.«
Das ließ Mom schwer stutzen. Unhöflich zu Familienmitgliedern zu sein war eine Sache, aber niemals durfte man unhöflich zu Gästen sein, erst recht nicht zu dem potentiell zum Ehemann taugenden guten Fang der immer noch nicht unter die Haube gebrachten Schwester. Sie sah Owen stirnrunzelnd an und wandte sich dann wieder mir zu. »Owen ist natürlich nicht der Dieb. Er war ja die ganze Nacht hier. Aber Dean hat mir erzählt, du hättest ihn beschuldigt, der Dieb zu sein.«
Okay, das hatte ich vielleicht auch, aber auf eine sehr indirekte Art und Weise. »Mom, ich hab ihn überhaupt nicht beschuldigt. Ich hab einfach nur all die schönen neuen Sachen bewundert, die er und Sherri sich in letzter Zeit angeschafft haben. Sie haben ein ganzes Porzellanservice gekauft, das genauso aussieht wie deins, und Sherri hatte eine neue Halskette und Ohrringe, die zu dem Armband passen, das sie gestern Abend trug. Ich hab gesagt, sie könnten froh sein, dass sie das alles gekauft haben, bevor die Läden ausgeraubt wurden und all die guten Stücke verschwunden sind.« Ich holte tief Luft und fuhr dann fort: »Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich glauben, dass da sein schlechtes Gewissen aus ihm spricht. Wenn er keinen Grund hätte, sich schuldig zu fühlen, hätte er mir meine Äußerungen nicht so ausgelegt, dass ich ihn beschuldige, und er hätte auch nicht versucht, die Schuld auf Owen abzuwälzen.«
Sie brauchte eine Weile, um diese Auskünfte zu verarbeiten. In den meisten Familien wird das mittlere Kind mehr oder weniger an den Rand gedrängt, aber Dean war immer Moms Liebling gewesen, derjenige, der stets alles richtig machte. Ich fragte mich, ob das mit seinem guten Aussehen zusammenhing. »Wie ich höre, beschuldigst du ihn jetzt aber durchaus«, sagte sie schließlich.
»Nein, ich bewerte einfach nur sein Verhalten, und ich habe gesagt, dass ich ja wüsste, dass er nicht der Dieb sein könne. Mir wäre es nur lieber, wenn er mich nicht erst einladen und dann meinen Freund beleidigen würde. Wenn er Zweifel an Owen hat, hätte er mir das auch unter vier Augen sagen können.«
Sie seufzte schwer. »Tut mir schrecklich leid, Owen. Wie wäre es denn jetzt mit einem schönen Nachtisch? Ich habe Schokokuchen gebacken.«
Schokolade ließ ich mir nie entgehen, und das wusste Owen auch sehr genau, weshalb wir uns mit Mom und Dad an den Küchentisch setzten und Schokokuchen aßen und Kaffee tranken. Die Atmosphäre war noch immer etwas angespannt, aber nach ein paar Stückchen Kuchen schien Owen sich zu beruhigen, und ich brauchte keine Angst mehr zu haben, dass irgendwelche Dinge in unserem Haushalt unvermittelt in die Luft flogen. Jetzt sah er nur noch müde aus.
Beim Abräumen des Geschirrs sagte Mom: »Ich weiß nicht, ob Katie es Ihnen schon erzählt hat, aber wir ruhen uns sonntagsnachmittags immer ein bisschen aus. Das ist ein Tag der Muße, und wir versuchen alle zu lesen oder ein Nickerchen zu machen. Sie können natürlich tun und lassen, was Sie möchten, aber wir schieben hier am Nachmittag lieber eine ruhige Kugel.«
»Ich könnte ein Nickerchen gut gebrauchen«, sagte Owen. »Ich weiß ja, dass der Zeitunterschied zu New York nicht besonders groß ist, aber ich habe das Gefühl, dass ich trotzdem unter einem Jetlag leide, zumal ich vorher Überstunden gemacht habe, um mir überhaupt die Zeit nehmen zu können hierherzukommen.«
Sie tätschelte lächelnd seinen Arm, als wollte sie ihn für die schlechte Behandlung entschädigen, die Dean ihm hatte angedeihen lassen. »Dann legen Sie sich mal schön hin. Wir sehen uns dann beim Abendessen. Sonntagsabends geht es bei uns ganz locker zu, es gibt also keine feste Uhrzeit.«
Als wir oben angekommen waren, zog Owen mich in
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