Verhext in Texas: Roman (German Edition)
keinen Unterricht im Zweikampf erteilt. Also war ich nicht sicher, ob mein Schüler sich notfalls selbst helfen kann. Ich dachte, er braucht vielleicht Unterstützung, denn wenn einer meiner Schüler enttarnt wird, gefährdet das meine ganze Unternehmung.«
»Du meinst den Plan, eine eigene magische Armee aufzustellen, die nur dir unterstellt ist?«, fragte Owen. Er schien Idris’ Unbehagen nicht halb so zu genießen wie ich; er wirkte einfach nur müde und entnervt.
Idris stritt Owens Behauptung nicht ab. »Ja, wenn du es so ausdrücken willst. Und, ähm, außerdem brauchte ich einen Vorwand, um New York verlassen zu können.«
»Böse Intrigen zu spinnen kann sehr anstrengend sein«, sagte ich gespielt mitleidsvoll. »Du brauchst sicher frische Landluft, um dich zu erholen.«
»Ja, tatsächlich! Zuerst hat es ja noch Spaß gemacht, aber diese Leute, mit denen ich zu tun habe, sind echt anstrengend, Mann! Als mir die Finanzierung zugesichert wurde, war ich zuerst Feuer und Flamme, aber jetzt wollen sie andauernd Berichte und Ergebnisse von mir. Wenn ich nicht jeden einzelnen magisch begabten Menschen auf der Welt als Kunden gewinne, werfen die mir vor, dass ich etwas falsch mache. Auf jeden Fall wollen sie, dass ich mehr Magiebegabte rekrutiere, damit wir unseren Marktanteil vergrößern und unseren Kundenstamm erweitern können. Ja, so reden die! Die werfen dauernd mit Begriffen wie ›Umsatzzuwachs‹ oder ›Zielgruppe‹ um sich, was absolut nicht mein Ding ist. Das sind echte Spaßbremsen, das sag ich euch.«
»So ist das, wenn man Geschäfte macht«, sagte Owen. »Was hast du denn erwartet?«
Idris tat so, als hätte er nichts gehört. Er war gerade so richtig in Fahrt gekommen. »Und dann ist da noch diese verrückte Tusse, die sich dauernd in mein Leben einmischt. Ich kann nicht mal eine Frau angucken, ohne dass sie mir in die Quere kommt. Das ist, als hätte mich jemand mit einem Fluch belegt. Wisst ihr, wie lange bei mir schon nichts mehr gelaufen ist?«
Diesmal gelang es mir, keine Miene zu verziehen, während Owen sich vor Lachen bog. Wir wussten nur zu genau, wer diese verrückte Tusse war, und es war eine sehr passende Beschreibung für meine ehemalige gute Fee. Es handelte sich um dieselbe, die Owen und mich durch ihre Versuche, uns unbedingt zusammenzubringen, fast entzweit hätte. Es war mir gelungen, sie auf Idris anzusetzen; mit dem Ziel sicherzustellen, dass Idris die Sache mit seiner Freundin wieder hinbog, die sich derzeit in MMI-Gewahrsam befand. Und offenkundig betrachteten gute Feen eine erzwungene Trennung nicht als ausreichenden Grund für Untreue.
»Was ist?«, fragte Idris Owen.
»Ach, nichts«, erwiderte Owen und versuchte krampfhaft, sich ein Grinsen zu verkneifen.
Idris wandte sich mir zu. »Mein hiesiger Schüler ist also dein Bruder? Das heißt dann wohl, dass ihr ihn erwischt und daran gehindert habt, noch andere Dinge zu tun.«
»Ja, wir haben ihm ziemlich eins auf den Deckel gegeben, und er hat seine Fehler eingesehen. Er wird keinen weiteren Unterricht mehr bei dir nehmen und die anderen über deine wahren Absichten in Kenntnis setzen.«
»Außerdem wird er richtigen Unterricht bekommen, damit er diese Gegend für uns überwachen kann; er wird von offizieller Stelle registriert«, fügte Owen hinzu. »Du kannst also gleich wieder nach New York zurückfahren. Für dich gibt es hier nichts mehr zu tun.«
Panik huschte über Idris’ Gesicht. »Ich erstatte ihm auch sein Geld zurück, aber er darf in meinem Online-Forum keinen Kontakt zu anderen Schülern aufnehmen. Das kann er mir nicht antun! Ich hab meinen Teil des Deals erfüllt. Kann ich doch nichts dafür, wenn er seine Kenntnisse dann dazu benutzt, krumme Dinger zu drehen.«
»Dein Unterricht bestand in schrittweisen Anleitungen dafür, wie man bestimmte Verbrechen mit Hilfe bestimmter Zauberformeln begehen kann«, korrigierte Owen ihn. »In dem gesamten Kurs ging es nur darum, wie man mit Magie reich werden kann.«
»Das war doch nur ein Beispiel. Wenn man im Matheunterricht berechnet, wann zwei Züge zusammenprallen, heißt das ja auch nicht, dass man hingehen und Züge zusammenprallen lassen soll.«
»Nein«, sagte ich, »aber wenn man Hauswirtschaftslehre hat und in einem der Lehrbücher steht ein Kuchenrezept, dann heißt das allerdings, dass man nach dieser Anleitung einen Kuchen backen soll. Das ist nicht nur ein hypothetisches Beispiel dafür, was passiert, wenn man Mehl, Zucker und Eier
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