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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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gehüllt.
    Ihr Kleid war unter ein weißes Überjäckchen gezwängt, und auf dem Kopf trug sie einen ausladenden weißen Hut, der mit weißen
    Blumen geschmückt war. In der Hand hielt sie einen spitzenbesetzten weißen Sonnenschirm und ein schneeweißes Täschchen.
    »Gütiger Himmel«, murmelte Zoe und starrte mit offenem Mund in Richtung der seltsamen Erscheinung. »Lady Pettigrew sieht aus wie ein riesiger Schneeball.«
    »Das ist nicht meine Schuld«, flüsterte Iphiginia.
    Amelia zog eine Braue hoch. »Und ob es das ist. Sie nennen es die Lady-Starlight-Mode. Sämtliche Damen der besseren Gesellschaft sind wild entschlossen, es dir gleichzutun.«
    »Oh, Mrs. Bright«, flötete Lady Pettigrew. »Wußte ich’s doch, daß ich Ihre Kutsche draußen auf der Straße gesehen habe. Was für ein Glück. Ich war ganz versessen darauf, mit Ihnen zu sprechen. Hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit für mich?«
    »Guten Morgen, Lady Pettigrew«. Iphiginia war der plumpen, flatterhaften, exzentrischen Lady Pettigrew auf einer Reihe von Festen begegnet. Obwohl ihr Ehemann auf Iphiginias Liste möglicher Erpresser stand, mochte Iphiginia die Frau. »Gestatten Sie mir, Ihnen meine Freundin Lady Guthrie und meine Cousine Miss Farley vorzustellen.«
    »Sehr erfreut.« Lady Pettigrew lächelte huldvoll in Richtung von Zoe und Amelia. »Ich nehme an, Sie haben Mrs. Bright wegen Ihrer Einrichtung um Rat gebeten, Lady Guthrie? Genau das habe ich auch vor.«
    »In der Tat habe ich Mrs. Bright gebeten, mir zu erklären, wie ich antike Vasen in meinem Stadthaus am besten zur Geltung bringe«, erwiderte Zoe, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Lady Pettigrew strahlte vor Begeisterung. »Es ist allseits bekannt, daß Mrs. Bright eine regelrechte Korphäe ist, wenn es um die klassische Antike geht. Ich persönlich möchte sie um eine Beurteilung meines Tempels der Vesta bitten.«
    Nun war Iphiginias Interesse geweckt. »Sie bauen einen antiken Tempel, Lady Pettigrew?«
    »Tatsächlich besitze ich ihn bereits«, sagte Lady Pettigrew nicht ohne Stolz in der Stimme. »Es ist eine herrliche alte Ruine, die in einem entzückenden kleinen Wäldchen in der Nähe unseres Landhauses in Hampshire steht.«
    »Wie alt ist sie?« wollte Iphiginia wissen.
    »Sie wurde vor etwa dreißig Jahren von Pettigrews Vater errichtet. Die Sache ist die, daß ich nicht ganz sicher bin, daß die Details stimmen. Ich würde sie liebend gerne vollkommen originalgetreu restaurieren.«
    Trotz ihrer dringenden anderen Sorgen war Iphiginia von der Vorstellung, die Pettigrewsche Ruine untersuchen zu können, hingerissen. »Zufällig habe ich sorgfältige Messungen und Skizzen von der Ruine eines echten Vestatempels gemacht, als ich in Italien war. Es wäre mir ein Vergnügen, sie mit Ihrer Ruine zu vergleichen, Lady Pettigrew. Vielleicht kann ich dann ja ein paar Vorschläge machen, wie Sie die Kopie präzisieren können.«
    »Wunderbar, wunderbar. Nächste Woche gebe ich ein kleines Fest in unserem Landhaus. Ich werde Ihnen eine Einladung schicken. Unser Anwesen ist nur eine Tagesreise von London entfernt.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich würde gerne kommen.«
    Das war die perfekte Gelegenheit, dachte Iphiginia. Auf diese Weise würde sie die Möglichkeit haben, die Bibliothek von Lord Pettigrews Landhaus zu durchsuchen, um zu sehen, ob er dort schwarzes Siegelwachs und ein Siegel mit einem Phönix versteckt hatte. Und zugleich könnte sie den Tempel der Vesta besichtigen. Sie würde also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Plötzlich öffnete sich erneut die Eingangstür, dieses Mal mit einer Heftigkeit, daß das kleine Glöckchen erzitterte, auf und ab hüpfte und dann zu Boden fiel. Mit einem verschüchterten, leisen Plopp erstarb er. Alle wandten die Köpfe zur Tür.
    Marcus kam in den Ausstellungsraum marschiert. Er trug eine schwarze Reitjacke, Reithose und schimmernde ebenholzschwarze Stiefel. Da er keinen Hut aufhatte, war sein dunkles Haar windzerzaust.
    Seine bernsteinfarbenen Augen blickten sofort mit kalter Entschlossenheit auf Iphiginia. Mit dem Ingrimm einer rohen, gefährlichen Naturgewalt bewegte er sich zwischen den zierlichen Salonmöbeln und den modischen Wandbehängen hindurch auf sie zu.
    Iphiginia fühlte sich eindeutig unwohl. Irgend etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Dies war nicht der nachsichtige, leicht amüsierte Mann, der sie gestern nacht geküßt hatte.
    Es war Lady Pettigrew, die das angespannte Schweigen brach,

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