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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Tatsache?
– sagen Sie also Miss Gordon, daß dieses gerichtliche
Vorgehen…«
    »Einen Moment, ich verbinde«, sagte die Stimme; sie
hatte einen furchtsamen Unterton. Wie klang er, Cavanaugh,
eigentlich? In der plötzlichen Stille riß er sich am
Riemen.
    Marcy war dran. »Robert, wie kannst du es wagen, Karen
anzuschreien? Ist dir nicht klar…?«
    »Ich habe sie nicht angeschrien.«
    »Du hast sie angeschrien! Und ist dir nicht klar,
daß du mich nicht mehr auf diese Art und Weise anrufen kannst?
Darum dreht sich der Unterlassungsbefehl! Lies ihn, Robert! Ich
hoffe, der wird zu dir durchdringen, wenn schon ich es nicht
kann!«
    Sie klang weder furchtsam noch erregt. Sie klang ruhig und
beherrscht, und das war eines der vielen Dinge, die er an ihr geliebt
hatte. Sie war eine kompetente, ruhige, fähige Frau. Marcy wurde
mit allem fertig.
    Selbst mit ihm, wie es schien.
    Er hatte plötzlich ihr Bild vor sich, wie sie in dem
dunkelroten Kostüm, das er so mochte, an ihrem Schreibtisch
saß – gepflegt, selbstsicher und elegant. Das Bild wurde
immer kleiner, als würde es sich zum Ende eines verkehrt herum
gehaltenen Teleskopes hinbewegen. Kleiner und kleiner…
    »Marcy…!«
    »Gib’s auf, Robert«, sagte sie und legte auf.
    Er drückte die Wiederholungstaste, doch während aus dem
Hörer ein leises, gemächliches Klingeln drang, steckte
Felders den Kopf zur Tür herein. Er sah grimmig drein.
    »Hören Sie, Bob, würden Sie uns die Ehre Ihrer
Anwesenheit geben oder steht unsere Besprechung heute nicht in Ihrem
gesellschaftlichen Terminplaner?«
    »Ich komme schon. Nur einen Moment…«
    Felders’ Gesichtsausdruck veränderte sich umgehend. Er
hatte etwas von einem Raubtier, wenn er dachte, er stünde kurz
vor einem Durchbruch: stechender Blick, gespitzte Ohren – ein
Wolf, der die Fährte eines Opfers aufgenommen hatte. »Haben
Sie was?«
    Cavanaugh stellte sich vor, wie er Marcy oder ihre
verängstigte Sekretärin an den Apparat bekam und Felders
dastand und zuhörte. Die gerichtliche Verfügung lag mit der
Schrift nach oben auf dem Schreibtisch. Cavanaugh legte auf.
»Nein. Nichts Wichtiges.«
    »Und die Besprechung ist wichtig!«
    Cavanaugh ging zur Besprechung.
     
    »Ich sehe nicht ein«, sagte Natalie Simmons
dickköpfig, »warum wir nicht alle JVCs mit Nagras ersetzen
können! Erst letzte Woche schickte ich einen Informanten los,
der verdrahtet war, aber die Qualität des JVC ist so miserabel,
daß ich weiß, der Richter wird das Band nicht zulassen!
Ein wichtiger Fall…«
    »Wir können keine Nagras bekommen, weil keiner mehr
Nagras macht!« sagte Felders genauso dickköpfig. »Die
schwedische Herstellerfirma ist in Konkurs gegangen, Natalie! Das
wissen Sie doch!«
    »Na, dann irgendwas wie Nagras. Es wird doch bestimmt
irgend etwas geben, das eine vergleichbare Qualität bringt! Wenn
man bedenkt, um was es hier geht…«
    Cavanaugh hörte auf zuzuhören. Er war natürlich auf
Natalies Seite – die JVCs waren tatsächlich miserabel
–, und normalerweise hätte er diese Schlacht im Krieg um
die Ausrüstung an ihrer Seite ausgefochten. Das FBI brauchte
neue Verdrahtungen, neue Abhörgeräte, neue PCs, neue
Abhörwagen – so ungefähr alles gehörte auf den
neuesten Stand der Technik gebracht, mit Ausnahme der Waffen, die
ohnedies weitaus seltener benutzt wurden als alles andere. Aber
Waffen waren etwas, das die Leute verstanden, die das Budget
erstellten. Die NRA, zuständig für Neuanschaffungen, gab
ihren Segen. Der Kongreß gab seinen Segen. Der Kongreß
war großzügig bei den Waffen. Es war die Arbeit der
Bundespolizeibehörde, die er nicht zu verstehen schien.
    Was hatte Judy Kozinski bei Verico herausgefunden?
    »Bob?« sagte Felders in einem Tonfall, der Cavanaugh
verriet, daß er ihn bereits mindestens ein- oder zweimal
vergeblich angesprochen hatte. »Was denken Sie?«
    »Ich denke, ich brauche mehr Agenten für
Verico.«
    Natalie Simmons blinzelte. Jerry Mendoza blickte zur Seite. Ralph
Papanau verdrehte die Augen. Es schien, daß Verico noch nicht
zur Diskussion gestanden hatte. Natürlich hatten sie Verico noch
nicht diskutiert – er, Cavanaugh war ja der einzige, der es
immer noch für diskutierenswert hielt.
    Der wußte, daß es diskutierenswert war.
    »Könnten wir vielleicht erst einmal meinen Fall zu Ende
bringen?« sagte Papanau mit schwer sarkastischem Unterton.
»Wenn niemand was dagegen hat?«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Cavanaugh, und Papanau
verdrehte wiederum die

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