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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Verico hatte –
nicht mehr in Sicherheit wiegen. Dabei hatte Cavanaugh damit
gerechnet, daß die Sippschaft sich sicher fühlte! Es war
viel einfacher, die Leute zu beobachten, wenn sie nicht wußten,
daß sie beobachtet wurden! Und jetzt…
    »Verdammt!« sagte Cavanaugh. Torpediert von einem
Amateur!
    Neymeier hüstelte diskret. »Noch etwas.«
    »Noch etwas? Okay, werfen Sie’s mir nur an den
Kopf! Was ist es?«
    »Nicht ›es‹. ›Er‹. Der Zusteller vom
Gericht ist auf dem Weg zu Ihnen.«
    Cavanaugh starrte den schlaksigen Analytiker an, der entschlossen
den Fußboden studierte. Es gab momentan keinen Fall, der zu
Gericht ging und bei dem Cavanaugh als Zeuge einvernommen werden
sollte. Es gab keinen Grund, weshalb ein Zusteller auf dem Weg zu
Cavanaughs Kabäuschen sein könnte! Oder für Neymeier,
davon Kenntnis zu haben, wenn es so war.
    »Bin ihm auf dem Klo begegnet«, sagte Neymeier und
hüstelte noch mal. »Hat nach dem Weg zu Ihnen gefragt.
Dachte, Sie wären gern vorgewarnt.«
    Er trollte sich, wobei seine langen Beine sich ungewöhnlich
rasch vorwärtsbewegten. Der Zusteller schob sich in der Tür
an ihm vorbei.
    »Robert James Cavanaugh?«
    »Ja?« sagte Cavanaugh. Der Zusteller war jung, noch
jünger als Neymeier. Er sagte sein rituelles Sprüchlein
her, als wäre er immer noch beeindruckt, sich als Teil des
Rechtssystems der Vereinigten Staaten betrachten zu dürfen.
Cavanaugh öffnete den Umschlag.
    Es war ein Unterlassungsbescheid, unterzeichnet von einem Richter
in Washington, D.C.
     
    GERICHTLICHE VERFÜGUNG
    Einem Antrag nach dem Familienrecht, der vor diesem Gericht
eingebracht wurde und der vorbringt, daß
    Robert James Cavanaugh
    wohnhaft in 145 Crescent Way, Apt. 3c
    den/die Antragsteller/in Marcia Suzanne Gordon
    wohnhaft 4360 Sycamore, Georgetown,
    durch ungewollte Postzusendungen, Telephonanrufe und Zuschriften
mittels Faxgerät belästigt hat,
    wird stattgegeben, da das Gericht zu dem Schluß gekommen
ist, daß ein vorübergehender Unterlassungsbefehl nach dem
Familienrecht begründet erscheint.
    Das Gericht ordnet somit an wie folgt:
    Robert James Cavanaugh
    hat die folgenden Verhaltensrichtlinien zu beachten:
    Er
    1. wird sich von der Wohnung, der Schule oder vom Ort der
Berufstätigkeit des/der Antragsteller/s/in fernhalten;
    2. wird es unterlassen, den/die Antragsteller/in zu
belästigen, einzuschüchtern, zu bedrohen oder in anderer
Form auf den/die Antragsteller/in in störender Weise
einzuwirken.
    DIESE VERFÜGUNG STELLT EINEN ZEITLICH BEGRENZTEN
UNTERLASSUNGSBEFEHL DES FAMILIENGERICHTS ZUM SCHUTZ DER
PERSÖNLICHEN INTIMSPHÄRE DAR. JEDER VORSÄTZLICHE
VER-STOSS GEGEN DIE ANORDNUNG DIESES GERICHTS KANN NACH EINER
ANHÖRUNG VOR DEMSELBEN MIT EINER FREIHEITSSTRAFE BIS ZU EINEM
AUSMASS VON SECHS MONATEN GEAHNDET WERDEN.
     
    Belästigung. Marcy. Die Briefe.
    Den letzten hatte er ihr erst vor drei Tagen geschickt:
     
    Liebende und Narren wagen sich an Orte, wo die Engel nichts
fürchten außer die Furcht. Der Frost ist auf dem
Kürbisfresser; im Zentrum befinden sich nur die Tapferen, die
Feiglinge haben nicht mal angefangen, die Schwachen sind tausend Tode
gestorben. Laßt denjenigen, der ohne Sünde ist, sein Brot
über das Wasser werfen und von der Mildtätigkeit Fremder
abhängen und sich fragen, ob es wohl vornehmer ist, schon mit
Waffen gegen das Meer der Liebe anzukämpfen. Ihr einziges
Bedauern gilt der Fliege, die summte, als sie starb, und dem Umstand,
daß sie nur ein einziges Leben hat, das sie ohne ihn
führen kann, jedoch in Freiheit durch die Schlingen und Pfeile
des Winters ihrer Unzufriedenheit.
     
    Und weitere zwei Tage vorher war es die Zeichnung von drei Ovalen
gewesen, die über einer Stadt schwebten – aus einem davon
schlüpfte gerade der Goodyear-Zeppelin. Das Ganze hatte er
betitelt mit: DREI EIER ÜBER DALLAS.
    Bei ihrem letzten Anruf hatte sie über das Telefon mit ihm
gebrüllt. Marcy. Die niemals ihre Stimme erhob.
    »… wird es unterlassen, den/die Antragsteller zu
belästigen, einzuschüchtern, zu bedrohen oder in anderer
Weise auf den/die Antragsteller in störender Weise einzuwirken …« Marcy, das Opfer! Sie, die ihn aus
ihrer beider Ehe hinausgeschmissen hatte!
    Cavanaugh warf die Tür zu seiner Büroecke zu. Das Glas
erschauerte. Er wählte Marcys Büronummer.
    »Es tut mir leid, Miss Gordon ist in einer
Besprechung.«
    »Dann sagen Sie Miss Gordon, die laut Gesetz immer noch
Misses Cavanaugh – kannten Sie diese interessante

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