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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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für den Nachmittag zu verabreden.
    »Komm einfach so gegen fünf bei mir vorbei«, schlug Nadine vor, und Anne nahm das Angebot dankend an. Es würde ihr sicher helfen, mit Nadine zu sprechen. Bisher hatte es immer geholfen. Allein wurde sie mit dieser Last nicht fertig.
    Kaum hatte Nadine die Tür geöffnet, fiel Anne ihr schluchzend in die Arme.
    »Ich habe es getan«, sprudelte es aus Anne heraus. Sie konnte keine Sekunde länger mehr warten, um es loszuwerden. »Ich habe mit Nora geschlafen.«
    Nadine hielt Anne, die am ganzen Körper zitterte, so fest in den Armen, wie es ihr nur möglich war.
    Anne hatte das Gefühl, gleich zusammenbrechen zu müssen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Es ist einfach passiert. Ich hatte mich so fürchterlich mit Caro gestritten, und dann war ich bei Nora. Ich habe gar nicht versucht sie davon abzuhalten«, brachte Anne weinend hervor. »Ich schäme mich so sehr.« Sie vergrub ihr Gesicht an Nadines Schulter.
    »Es wird alles wieder gut«, versuchte ihre beste Freundin sie zu beruhigen. »Komm erst mal rein.«
    Anne folgte ihr und ließ sich kraftlos auf Nadines Sofa sinken. »Ich weiß einfach nicht mehr weiter.« Sie glaubte an ihren Schuldgefühlen zu ersticken.
    Nadine blickte in Annes verweinte Augen, aus denen Schmerz und Verzweiflung sprachen, und setzte sich neben sie. Sie nahm Annes Hand in ihre eigene.
    »Ich kann es doch Caro nicht sagen. Sie wird es mir nie verzeihen.« Tränen liefen Annes Wangen hinunter.
    Es fühlte sich gut an, all ihre Befürchtungen auszusprechen. Sie lehnte sich an Nadines Schulter.
    Lange, schweigende Minuten vergingen, in denen Nadine ihre beste Freundin einfach im Arm hielt und ihr die Möglichkeit gab, alles, was ihr auf der Seele brannte, loszuwerden.
    »Möchtest du denn mit Caro zusammenbleiben?« tastete sich Nadine schließlich an Annes Gefühle heran.
    Anne nickte. Natürlich wollte sie mit Caro zusammenbleiben. »Ich kann mir doch ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Sie ist meine große Liebe. Ich will sie unter keinen Umständen verlieren. Niemals zuvor habe ich für einen Menschen so viel empfunden wie für sie.« Anne fuhr sich durch ihre Locken und hielt sich an ihnen fest. Sie fixierte die Wand gegenüber. »Manchmal habe ich jedoch einfach das Gefühl, für Caro zählt nur die Arbeit. Ich wollte so gern am Wochenende mit ihr wegfahren, aber sie hatte wieder eine Geschäftsreise geplant. Und dann ist es passiert.« Salzige Tropfen rannen über ihr Gesicht.
    »Ach, meine Süße, es war doch nur ein einziges Mal. Meinst du nicht, Caro könnte es dir verzeihen? Sie liebt dich doch ebenso sehr wie du sie.« Nadine wollte ihr ein wenig Hoffnung machen. Sie selbst hatte auch schon einen einmaligen Ausrutscher verziehen. Warum sollten andere das nicht auch tun?
    Anne sah Nadine zweifelnd an. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ehrlichkeit und Treue waren doch immer das Wichtigste für uns. Ich kann das einfach nicht einschätzen. Ich weiß nur eins: Ich kann mit diesen Schuldgefühlen nicht auf Dauer leben. Das schaffe ich nicht.«
    Nadine drückte Anne an sich. »Dann sprich mit Caro.«
    Anne löste sich aus Nadines Umarmung und richtete sich auf. Ja, das musste sie. Sie musste Caro den Seitensprung beichten, um ihr Gewissen zu beruhigen. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Caro hatte viel früher Feierabend gemacht als gewöhnlich und war schon zu Hause, als Anne von Nadine zurückkam.
    Anne ging zu ihrer Freundin in die Küche. Sie hielt dabei genügend Abstand, um nicht mit Caro in Berührung zu kommen. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Caro bemerkte Annes verheulte Augen sofort. Irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Es konnte nicht nur an ihrem Streit liegen. Anne schien völlig durch den Wind zu sein.
    Dann wollte Anne nicht länger warten. Den perfekten Zeitpunkt gab es sowieso nicht. Jetzt oder nie, dachte sie. Tapfer begann sie und bestätigte Caros Befürchtungen: »Ich muss dir etwas sagen.« Nervös fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare. »Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Es tut mir so unendlich leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen«, fuhr sie fort. In ihren Augen sammelte sich erneut das Wasser für einen ganzen Stausee.
    »Was ist denn passiert?« fragte Caro besorgt. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, ihre Finger schwitzten.
    Anne atmete tief durch. Ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben, sie konnte die Worte einfach nicht über ihre Lippen bringen. »Ich

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