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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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entsprechenden Veröffentlichungen sind in der angehängten Bibliographie zu finden. Heute wird das Schloss Neugebäude genannt. Dass Maximilian II. in seinen letzten Jahren vom Gedanken an den Bau des Neugebäudes geradezu besessen war, wie Simonis erzählt, berichtet der venezianische Botschafter Giacomo Soranzo (vgl. Joseph Fiedler [Hg.], Relationen venetianischer Botschafter über Deutschland und Osterreich im 16 . Jahrhundert , Wien 1870, S. 217).
    Auch den wilden schwarzen Panther hat es wirklich gegeben. Davon berichtet das Wiennerische Diarium (heute die Wiener Zeitung), Nr. 483 vom 17.-20. März 1708. Am Nachmittag des 18. März führte Joseph mit seiner Gattin und einem Gefolge aus Edeldamen und Kavalieren seine Schwägerin, die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, in das Neugebäude. Da sein Bruder Karl sich in Barcelona aufhielt, um sein Anrecht auf den spanischen Thron geltend zu machen, hatte Joseph ihn bei der Ferntrauung vertreten, die in Wien zwischen Karl und der deutschen Prinzessin gefeiert wurde. Kurz bevor sie dann nach Spanien zu ihrem Gemahl abreiste, wollte Joseph ihr eine Ehre erweisen, indem er ihr persönlich die im Neugebäu eingeschlossenen wilden Tiere vorführte, vor allem die erst vor kurzem dort eingetroffenen zwei Löwen und den Panther.
    Nach dem Tod Josephs I. schreitet der Verfall des Schlosses unaufhaltsam voran. Nicht nur werden keinerlei Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die Schöpfung Maximilians II. fällt auch einer Reihe unfassbarer Versäumnisse, Unschlüssigkeiten, Irrtümer und böser Absichten zum Opfer, hinter denen man fast das Werk böser Mächte vermuten könnte.
    Nachdem Josephs Bruder Karl den Thron bestiegen hat, verwirft er die Restaurierungspläne seines Vorgängers und lässt zu, dass das Schloss weiter verfällt. Die Gärten verwildern, im Laufe der Zeit verschwinden die letzten Spuren der herrlichen Blumenbeete, Topfpflanzen und Hecken. Unter Karls Tochter, der berühmten Kaiserin Maria Theresia, beschleunigt sich der Niedergang des Schlosses. So gibt die Kaiserin einer Bitte der kaiserlichen Artillerie statt und erlaubt die Nutzung des Neugebäudes als Pulverkammer. Auf ihren ausdrücklichen Befehl werden die kostbaren Säulen fortgeschafft, die die großartige Loggia mit Panoramablick nach Norden getragen haben. Die Türme der Außenmauern um den Garten werden zu Pulvermagazinen umgebaut, die vier Haupttürme werden zerstört, die Umfriedungsmauer stark verändert. Das Stadion im Ballspielhaus (von wo, dem Bericht des Schornsteinfegers zufolge, das Fliegende Schiff abhebt) wird mit einem Dach versehen und dann durch eine Holzkonstruktion in mehrere Stockwerke unterteilt. Zusammen mit dem Dach fallen sie später einer Feuersbrunst zum Opfer.
    Außer den Säulen bauen Maria Theresias Soldaten auch Brunnen, Stuckwerk, Ornamente, vielleicht auch Mauerfragmente und Ziegelsteine ab und bringen sie nach Schönbrunn. So wird ein Teil der schönen toskanischen Säulen aus Maximilians Palast für den Mittelteil der Kolonnaden von Schönbrunn verwendet, jener Seite, die sich bis in die berühmten Gärten erstreckt. Nachdem man die große, auf der Nordseite liegende Loggia des Neugebäudes ihrer Säulen beraubt hatte, wurde sie zugemauert, wodurch sich das Schloss in eine Art klobige Schachtel verwandelte.
    Andere, aus dem Neugebäude geplünderte Säulen bildeten das Gerüst der Gloriette, jener eleganten, triumphbogenartigen Konstruktion, die sich mit zwei langen Arkadenflügeln über dem grünen Hügel hinter Schönbrunn erhebt und auf Tausenden von Ansichtskarten und Reiseführern über Wien abgebildet ist. Weitere Stücke, die sich für den Bau massiver Mauern eignen, wurden wahrscheinlich in die Wände der Seitenflügel der Residenz eingefügt, deren Erbauung gleich nach dem Tod Josephs I. begann. Die Archive Wiens schweigen zu diesem umfassenden, systematischen Ausschlachten und Neuverwenden; niemand wird je erfahren, an welchen Stellen der Mauern Schönbrunns sich die stummen Zeugen eines unerfüllten Traums verbergen. Andere Trümmer, für die man keine Verwendung fand, wurden kurzerhand den sogenannten «römischen Ruinen» von Schönbrunn zugeordnet. Hierbei handelt es sich um eine plumpe, traurige Zusammenstellung von Kapitellen, Simsen, ornamentalen Statuen und Gebälk mit pseudoantiken oder Renaissance-Anklängen, die nach Art einer Vedute von Piranesi zusammengewürfelt und so in einer Ecke des großen Parks von

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