Veritas
Diplomaten absichtlich verschwiegen, da es eine «ekelhafte» Aufgabe sei, die «Dummheiten» von Mérode-Westerloo zu verbreiten.
Im Grunde ist es nicht verwunderlich, dass im Fall Eugen von Savoyen die rühmende Geschichtsschreibung überwiegt. In der Biographie eines Kriegshelden darf es keinen Makel geben, am allerwenigsten den der sexuellen Abweichung. Die Figur des mustergültigen Generals, die nach einem Idealbild geformt wurde, erfreute sich nicht zufällig während der Nazizeit besonderer Beliebtheit, zum Beispiel in der von Viktor Bibl verfassten Biographie Eugens: Prinz Eugen . Ein Heldenleben , Wien/Leipzig 1941, die er «der Wehrmacht des Großdeutschen Reiches» widmete.
Der erste der Briefe, in denen Liselotte von Eugens Homosexualität spricht, ist abgedruckt bei Wilhelm Ludwig Holland (Hg.), Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans , Stuttgart 1867, in: Bibliothek des Litterarischen [sic] Vereins in Stuttgart , Band CXLIV, S. 316:
An Madame Louise, Gräfin von der Pfalz – Frankfurt
St. Clou, den 30. Oktober 1720
/ … 7 Printz Eugen hette ich woll in dem contrefait nicht gekandt , den wie er hir war , hatte er eine kurze aufgestutzte Naß , undt in dem kupfferstück macht man ihm eine lange spitze Naß ; er hatte die Naß so aufgestuzt , dass er den mund immer offen hatte , undt die 2 große forderste zähn sähe man gantz bloß . Ich kene ihn gar woll , habe ihn offt geplagt , wie er noch ein kindt ; da hat man gewollt , dass er geistlich werden solte , war wie ein abbé gekleydt . Ich habe ihn doch allezeit versichert , daß er es nicht bleiben würde , wie auch geschehen . Wie er den geistlichen habit quittirte , hießen ihn die junge leütte nur madame Simone undt madame Cansiene ; den man pretentirte , dass er offt bey den jungen kütten die dame agierte . Da segt Ihr woll , liebe Louise , dass ich den prince Eugene gar wollkene ; ich habe seine gantze famille gekandt , herr vatter , fraw mutter , brüder , Schwestern , oncle undt tanten , ist mir also gantz und gar nicht unbekandt , aber eine lange spitze Naße kann er ohnmöglich bekamen haben .
Ein anderer Passus (Brief Liselottes vom 9. Juni 1708 an die Tante) wird zitiert bei Helmut Oehler, Prinz Eugen im Urteil Europas , München 1944, S. 108:
Der Prinz Eugen hat zuviel Verstand , umb E . L . nicht admiriert zu haben . Weilen E . L . ja die rechte Ursach wissen wollen , worumb man Prinz Eugène mad . Simone und mad . Lansiene geheißen sowohl als den Prinz de Turenne , so war es , weilen zwei gar gemeine Huren met Verlöffso geheißen und man prätendierte , dass diese zwei auch darzu gebraucht worden und allezeit à tout venant beau gaben und die Damen agierten ; Prinz Eugène mag vielleicht in Teutschland diese Kunst verlernt haben .
Aus einem anderen Brief von 1710 (Oehler, Prinz Eugen , a.a.O., S. 109):
Er incommodiert sich nicht mit Damen , ein paar schöne Pagen wären besser sein Sach .
Aus einem Brief von 1712 (Oehler, ebd.):
Wenn Tapferkeit und Verstand ein Hero machen , so ist Prinz Eugen gewiss ein Held , gehören aber mehr Tugenden dazu , mögte es wohl hapern . Wie er dame Simone, und dame Lansiene war , sähe man ihn nur vor ein petite salope an , [ er] begehrte auch damals nur 2000 Taler auf ein bénéfice, das wurde ihm wegen seiner abscheulichen débauche abgeschlagen ; drumb ging er weg nach dem Kaiserlichen Hof , wo er seine fortune gemacht .
Auch die anderen Informationen, die Atto über die Homosexualität am französischen Königshof liefert, sind sämtlich belegt und nachzulesen bei Didier Godard, Le goût de Monsieur – L’homosexualité masculine au XVII’ siècle , Paris 2002, und bei Claude Pasteur, Le beau vice , ou les homosexuels à la cour de France , Paris 1999.
Die Beschreibung von Eugens Palais in der Himmelpfortgasse, wo die ehemalige Residenz des Prinzen heute das österreichische Finanzministerium beherbergt, ist in allen Teilen authentisch, einschließlich der Unterbringung der geplanten Bibliothek im ersten Stockwerk. In diesen Räumen befand sich die umfangreiche Büchersammlung des Prinzen, die dann in die Kaiserliche Bibliothek und später in die Wiener Nationalbibliothek eingeflossen ist.
JOSEPH DER SIEGHAFTE
Die Schilderungen der Belagerungen von Landau unter Josephs Führung sind in allen Einzelheiten verbürgt, einschließlich der Geschichte der Münzen, die der französische Kommandant Melac aus seinem Silbergeschirr prägen ließ (vgl. G. Heuser,
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