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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Die Belagerungen von Landau [2 Bde.], 1894-1896).
    Die Prozession, die Peniceks Kutsche am Nachmittag des vierten Tages zum Ausweichen zwingt, hat wirklich stattgefunden. In dem bereits erwähnten Band über den Tod Josephs I. (Umständliche Beschreibung S. 6) findet sich die Liste der Orden und Bruderschaften, die am Vierzigstundengebet teilnahmen: Tatsächlich strömten am 12. April kurz nach 16 Uhr die Oratorianerpatres, die Bruderschaft der unbefleckten Empfängnis und die Zunft der Messerschmiede in den Stephansdom, denn sie waren zwischen 16 und 17 Uhr mit dem Gebet an der Reihe.
    Den Namen des kaiserlichen Protomedikus von Hertod bestätigt die oben zitierte Umständliche Beschreibung , die in aller Ausführlichkeit über Josephs Sterben und die lange Trauerzeremonie berichtet.
    Die Ausstattung des Sarges stimmt in allen Details mit der Beschreibung in: Apparatus Funebrisquem J0SEPH II . Gloriosissim . Memoriae … , Wien 1711, überein.
    Völlig zu Recht behauptet Atto Melani, dass die Jesuiten zu den Feinden Josephs I. zählten. Die Nachricht von der Vertreibung des Jesuiten Wiedemann durch den jungen Kaiser, auf die der Schornsteinfeger bei der Lektüre der Schriften über Joseph stößt, entspricht den Tatsachen (vgl. Eduard Winter, Frühaufklärung , Ost-Berlin 1966, S. 177). Keine der Lobeshymnen und Gazetten, aus denen der Erzähler zitiert, ist erfunden: Leser, die sich in der Geschichte periodischer Druckerzeugnisse auskennen, werden zum Beispiel den berühmten Englischen Wahrsager wiedererkannt haben, jenen Kalender, in dem der Schornsteinfeger die düstere Prophezeiung für das Jahr 1711 findet.
    Auch die Sonnenaufgänge mit einer auffallend blutig roten Sonne sind keine Erfindung: Davon berichtet Graf Sigmund Friedrich Khevenhüller-Metsch, und sein Zeugnis wird wiedergegeben im Tagebuch des Fürsten Johann Josef KhevenhüUer-Metsch: Aus der Zeit Maria Theresias . Tagebuch 1742-1776 , Wien/Leipzig 1907, S. 71:

    Diesen « kläglichen Todfall nicht allein der englische Wahrsager in seinem Kalender vorgesagt , sondern solchen auch die Sonne selbst durch ihren von einiger Zeit her vermerkten roten oder blutigen Aufgang prognostiziert hat .»
    Ein sonderbares Phänomen, das vielleicht zufällig an eine Begebenheit in Russland 1936 erinnert und am Anfang des Films Burned by the Sun von Nikita Mikhalkov über einen Fall stalinistischer Säuberung auftaucht.

    Wie der Schornsteinfeger erzählt, wurde der Englische Wahrsager den Verkäufern offenbar wirklich aus den Händen gerissen, nachdem er Josephs Tod richtig vorhergesagt hatte. Nach den noch heute erhaltenen Exemplaren zu urteilen, war er bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weit stärker verbreitet als andere Almanache.
    Wahr ist auch die Geschichte, die Atto Melani erzählt, dass der Verräter Raueskoet König Ludwig XIV. vorschlug, Joseph zu entführen, was Ludwig XIV. ablehnte (vgl. Charles W. Ingrao, Josef I ., der « vergessene Kaiser », Graz/Wien/Köln 1982, S. 243, Nr. 98, und: Philipp Röder von Diersburg, Freiherr , Kriegs- und Staatsschriften des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über den spanischen Erbfolgekrieg aus den Archiven von Karlsruhe , Wien und Paris , Karlsruhe 1850, Bd. 3, S. 97) .

DIE ZENSIERTE BIOGRAPHIE UND KARLS GEHEIMNISSE

    Eugens Neid, die Rivalität Karls – warum hat kein Historiker je über die Feindseligkeit gegen Joseph den Sieghaften geforscht? Musste er für den in Landau erworbenen Ruhm teuer bezahlen, wie Atto Melani seinem Freund, dem Schornsteinfeger, erzählt?
    Nach Susanne und Theophil Antonicek (Drei Dokumente zu Musik und Theater unter Kaiser Joseph I. , in: «Festschrift Othmar Wessely zum 60. Geburtstag», Tutzing 1966, S. 11-12) entbrannte noch zu Lebzeiten Josephs zwischen dem jungen Kaiser und seinem Bruder (sowie zwischen ihren Ratgebern) ein heimlich schwelender Krieg um die Musik: Karl warf dem Bruder recht unverhüllt Verschwendung vor. Nach Josephs Tod wurde sein Oberintendant für Musik, Scipione Publicóla di Santa Croce, gezwungen, über die Ausgaben während seiner Amtszeit Rechenschaft abzulegen, und viele Lieblingsmusiker des verstorbenen Kaisers (darunter Santa Croce selbst) wurden entlassen. Doch nach der Säuberung lockerte sich das von Karl erzwungene Sparregime schon bald, und die goldene Zeit für die Hofmusik setzte sich so fort, wie sie unter Joseph begonnen hatte.
    Immer hatten Eifersucht und Zwietracht zwischen den beiden Brüdern geherrscht. Und wahrscheinlich war Joseph auch

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