Veritas
bestattet: In Wien ist es die Augustinerkirche, in Paris die Kirche der Barfüßigen Augustiner Nôtre Dame des Victoires. Das Grabmal Attos in Paris (ein Werk des Florentiners Rastrelli, wie der Schornsteinfeger korrekt berichtet) kann nicht mehr besichtigt werden, wahrscheinlich wurde es während der Revolution von 1789 zerstört. Melanis sterbliche Überreste sind also für immer verloren, vielleicht wurden sie während der revolutionären Wirren in die Seine geworfen, wie die vieler königlicher Häupter Frankreichs, einschließlich der Leichname von Mazarin und Richelieu. In Pistoia, in der Kapelle Melani im Inneren der Kirche San Domenico, kann man jedoch eine Kopie des Grabmals sehen. Auf dem Kenotaph in Pistoia befindet sich das einzige Porträt von Atto Melani, das noch erhalten ist, obwohl es viele gegeben hat: eine Büste in den Gewändern eines Abbés, der Blick stolz, auf dem Kinn ein freches Grübchen. Die Autoren haben es zum ersten Mal in dem von ihnen herausgegebenen Band I segreti dei conclavi , Amsterdam 2004, publiziert (dt.: Die Geheimnisse der Konklaven , Stuttgart 2005).
Alle Einzelheiten der Beziehung Attos zu seinen Verwandten (einschließlich des Versands von kandierten Orangen und Mortadella), seine Alterszipperlein, seine Neigung, sich ausfuhrlich über sein Hämorrhoidenleiden zu ergehen, die Umstände seines Todes, die Kontakte zu Madame Konnetabel, der Bericht über die große Hungersnot 1709 in Frankreich und die Finanzkrise von 1713, die letzten Worte auf dem Sterbebett, das Begräbnis und viele andere Details werden von seinen Briefen bestätigt, die sich im Staatsarchiv in Florenz (Fondo Mediceo del Principato 4812, Briefe an den Großherzog der Toskana und an seinen Sekretär, den Abbé Gondi) sowie in der Biblioteca Marucelliana (Manuskripte Melani, 9 Bde., Briefe an die Verwandten in der Toskana) befinden. Zu der Beziehung zwischen Atto Melani und Madame Konnetabel Maria Mancini Colonna siehe die historischen Anmerkungen im Anhang von Monaldi & Sorti, Secretum , Berlin 2005, wo viele Passagen aus Melanis Briefen zum ersten Mal veröffentlicht werden.
Aus Attos Korrespondenz erfahrt man auch, dass er 1711 tatsächlich immer noch zu den Mitarbeitern Torcys gehörte, des mächtigen Premierministers Ludwigs XIV., wie Atto am dritten Tag stolz erzählt. Doch in den Briefen, die während jener Jahre von Frankreich in die Toskana geschickt werden, scheint die Wahrheit hervor: Attos Meinungen fanden am französischen Hof kein Gehör mehr. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters ist das nicht verwunderlich. In einem Brief aus Paris vom 23. Februar 1711 an Gondi gibt Atto zum Beispiel zu, dass er nach Versailles gefahren, von Torcy aber nicht empfangen worden sei.
Der Wahrheit entspricht auch, dass Atto trotz seines hohen Alters den Wunsch hegte, sein Leben in der Toskana zu beschließen (vgl. die Anmerkungen in Secretum , a. a. O.). Am 17. Dezember 1713, achtzehn Tage vor seinem Tod, schreibt er:
« Ich habe nunmehr den Entschluss gefasst , mich nach Versailles zu begeben , um den König zu bitten , mir Permiss zu gewähren , dass ich zwei Jahre in der Toskana verbringe , wo ich erkunden will , ob die heimische Lufl meine Kräfte und , was mir noch mehr am Herzen liegt , mein Sehvermögen , wiederherstellt ; denn sintemal ich nicht mehr eigenhändig schreiben kann , sehe ich mich untauglich geworden für meinen Dienst an Ihm Majestät und seinen Ministern ; und dies umso mehr , als die Älteren unter ihnen , wie M . r di Lione , Tellier und Pompone , mit welchen ich in sehr vertrauten Verhältnissen stand , nicht mehr sind , indessen sie mir einst als Fürsprecher beim König dienten , wohingegen jetzt , wenn ich nicht persönlich gehe , mit ihm zu sprechen , niemand Sorge trägt , es für mich zu tun . Zwar könnte ich hoffen , es möge Monsieur Le Marquis de Torcy sein , der mich begünstigt , allein er ist so misstrauisch , dass ich ihn noch nicht dazu bewegen konnte , M . de Maretz ein Schreiben von mir zu präsentieren , damit mir meine Pension ausgezahlt werde .»
Im Übrigen galt Atto auch in Florenz nicht mehr viel. Am 30. März desselben Jahres schreibt Gondi an den Großherzog der Toskana:
«[ AbbéMeloni] erkühnt sich , mir seine Meinung mitzuteilen … im Glauben , ich hätte den Wunsch , über dieselbe aufgeklärt zu werden .»
Gondi lässt ihn gewähren, freilich nur, um Attos Verwandte in der Toskana nicht zu verärgern.
Aus dem Briefwechsel innerhalb der
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