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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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gefragt, und du … die Dame meinte … außerdem hast du die ganze Zeit dagesessen, und anstatt mal zuzuhören, was zu tun ist … dann hätten wir gewusst, wie wir den Versuch durchführen sollten.
    – Du warst noch nicht mal da! Du bist zu spät gekommen!
    Wir gucken uns an. Uns dämmert beiden, dass es keinen Zweck hat, darüber zu streiten.
    – Rotzekacke.
    Er wirft den letzten Bissen der Möwe zu, die sich das Brötchen mit dem Schnabel schnappt und auffliegt.
    – Hey, ich dachte, du bist so hungrig.
    – Ich dachte, die Möwe auch.
    Ich schaue der Möwe nach, wie sie mit behäbigem Flügelschlag flussabwärts fliegt.
    – Sollen wir zu einem Arzt?, frage ich.
    – Was glaubst du, was der macht? Der ruft gleich den Kollegen Psychiater an.
    – Aber wir bestätigen doch beide, was passiert ist.
    – Toll, und wie ist das zu beweisen? Außer, dass zwei Teenager rumspinnen? Das ist alles, was die sehen. Die denken entweder, wir wollen die verarschen, oder wir haben einen an der Waffel.
    – Wir könnten uns gegenseitig Dinge erzählen, die nur du und ich wissen können!
    Er guckt mich einen Moment zu lange an, – Glaub mir, das willst du nicht wirklich.
    Mein Magen krampft sich zusammen, als ich mir selbst wieder so tief in die Augen schaue.
    Weil ich nichts sage, redet er weiter, – Außerdem sähe das für jeden absolut abgesprochen aus. Im besten Fall würden die alle denken, wir wollten nur berühmt werden.
    – Unsere Eltern! Wenn wir unsere Eltern zuerst einweihen, dann … dann klingt das glaubwürdiger.
    – Du glaubst doch nicht, dass die etwas anderes denken. Er lacht plötzlich wie irre los, steht auf, lockert seine Arme und biegt den Kopf zu den Seiten wie ein Boxer vor dem Kampf, – Elizabeth, was uns passiert ist, gibt es nicht und gab es nicht. Da gibt es auch nichts zu erklären, für niemanden.
    Ich trinke, damit ich nicht anfange zu heulen. Er pult einen kleinen Kiesel aus einem Zwischenraum im Stein und schmeißt ihn in den Rhein.
    Mir kommt ein Gedanke, – Rücktauschen. Wir müssen uns zurücktauschen, uns …
    – Wie?
    Ich zucke mit den Schultern, – Der Versuch. Wir bauen ihn noch einmal auf und tun das Gleiche!
    – Einmal doof reicht nicht?
    – Ist so eine Idee. Verstehst du nicht? Gleicher Versuch, wir kriegen wieder einen gewischt, zack, vielleicht tauschen wir wieder zurück.
    – Vielleicht krabbelt mir eine Schmeißfliege über den Fuß und zack, bssssss-sss, schon kann ich fliegen und muss mich in Hundescheiße fortpflanzen.
    – Die legen nur ihre Eier da rein.
    – Ich lege meine Eier da nicht rein. Und du meine auch nicht.
    – Wenn was klappt, dann das! Oder fällt dir was Besseres ein?, frage ich.
    – Nein.
    – Also gut.
    – Und wann?
    – Heute klappt nicht mehr. Morgen haben wir eine Freistunde. Da könnten wir vorher Herrn Berntchen anhauen. So von wegen: Wir wollten das nicht verpassen, wir wollen den Versuch auf jeden Fall durchführen.
    – Das glaubt der mir nie.
    – Mir auch nicht, aber egal, wir versuchen es.
    – Morgen früh.
    – Ja.
    – Und bis dahin?
    – Versuchen wir nicht aufzufallen.

14

    – Du traust mir noch nicht einmal zu, deine Adresse zu finden, sagt Elizabeth und zieht die Nase hoch.
    Wenn ich eines nicht vermisse, dann meine laufende Nase.
    – Es geht nicht darum, dass ich dir das nicht zutraue. Es ist einfach schwierig, weil wir im Hinterhof wohnen.
    Die Ampel ist rot, ich schaue nach links und rechts, kein Auto, und ich gehe weiter.
    – Wir haben keinen Namen an der Tür, und das Haustürschloss klemmt …
    – Es ist rot!, ruft sie.
    Mitten auf der Straße drehe ich mich um, – Na und? Worauf wartest du? Die Straße ist leer.
    Sie bewegt sich nicht, – Es gibt einen Grund für Ampeln.
    – Und der wäre?
    – Den Verkehr zu regeln.
    – Und hier ist kein Verkehr, sage ich und zeige mit ausgestreckten Armen die Straße rauf und runter.
    – Könnte aber kommen, der Verkehr.
    – Ich trage auch nicht dauernd ein Kondom mit mir rum, weil er mal kommen könnte, der Verkehr.
    – Ich will dir nicht weh tun, aber ich schätze, es gibt mehr Autos auf der Welt als mögliche Partnerinnen für dich.
    Verschätz dich da nicht.
    Die Ampel schlägt auf Grün um, und sie folgt mir, – Ich wünschte, du wärst etwas vorsichtiger. Du steckst schließlich in meinem Körper. Und es geht auch um meinen Ruf.
    – Deinen Ruf? Deinen Ruf? Und mein Ruf? Du steckst auch in meinem Astralkörper, und

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