Verkehrt!
ist?
– Du warst boxen. Was soll schon passiert sein?
– Was soll schon … Interessiert dich das gar nicht?
– Wenn ich mir mit dem Hammer auf Finger kloppe, interessiert das auch keinen, das gehört dazu. Du boxt, und da gehört das Einstecken auch dazu. Wenn du im Badminton wärst, würde ich dich sofort fragen, was los ist.
Im Flur klingelt das Telefon.
– Gehst du mal dran?, sagt Harry zu mir.
Widerwillig drehe ich mich um und bücke mich nach der Ladestation, – Hallo?
Eine Frauenstimme meldet sich, – Hi, Frank, wie geht’s?
– Darf ich fragen, wer am Apparat ist?
Sie lacht auf, – Selbstverständlich darfst du das, deine Mama.
– Ich dachte, du wärst tot.
– Was?
– Ja, äh …
– Da muss ich dich enttäuschen.
– Tut mir …
– Und vor allem den Nichtsnutz … ich habe mich zwar einige Zeit nicht gemeldet, aber … gib mir mal sofort den Nichtsnutz!
Ich drehe mich um zu Harry, der gerade wieder von seinem Apfel gebissen, aber aufgehört hat zu kauen, – Ist für dich.
Er nimmt das Telefon, klemmt sich den Apfel unter die Achsel und hält die Muschel zu. Er zischt mich an, – Ist sie das?
Ich nicke.
– Was soll denn das mit dem tot … Willst du mich ärgern? Tss, ach, höre ich noch aus der Muschel, dann geht er ran.
Ich verziehe mich ins Wohnzimmer. Ein aufgeklappter Laptop wippt schief auf den Zeitungen auf dem Tisch. Online. Internet. Ich schließe Studi VZ und öffne eine Suchmaschine.
Wenn es so etwas gibt, was mir … was uns passiert ist, dann finde ich darüber etwas im Internet. Aber unter was für einem Schlagwort?
Ich tippe das erste ein, das mir einfällt: Seelenwechsel.
Der erste Treffer bei Google ist von einer Krankenschwester, die einen beatmeten Patienten betreut. Der zweite Treffer hat auch mit Krankenpflege zu tun, der dritte ist ein Esoterikforum.
Was soll’s? Ich klicke es an. Ein Blog. Der erste Post ist von keinem Geringeren als Zerberus. Seelenwechsel nennt sich wohl auch Walk-in. Aha. Die Antwort darauf stammt von Alora. Sie findet das Thema interessant, hat aber null Ahnung, wie sie bedauert. Super, Hauptsache: schön, drüber geredet zu haben.
Die Nächste spricht von Rückführungen. Dann wieder Alora, die zugibt, dass Zerberus wohl weiß, woher ihr Interesse für das Thema kommt. Sie unterschreibt mit zwei sich küssenden Smileys.
Alles klar, auch ein Bums-Blog. Ich versuche es noch eine halbe Stunde lang, mit unterschiedlichen Suchbegriffen wie Persönlichkeitswechsel, Walk-in, ja sogar Reinkarnation, Erfahrungen, Seelenwanderung und unterschiedlichen Schreibweisen, aber über die esoterische Spielwiese komme ich nicht hinaus.
Was mache ich hier? Was mache ich bloß? Was macht Frank?
Ich klappe den Laptop zu und gehe in sein Zimmer. Ich schließe die Tür hinter mir, zücke mein Handy und wähle meine Nummer.
Freizeichen. Ich will schon aufgeben, da meldet er sich, – Hi?
– Hi! Du meldest dich gar nicht.
– Ich war beschäftigt.
– Ich auch, ich habe gegoogelt nach dem, was uns passiert ist, ob jemand Erfahrungen damit hat, ob das schon mal jemandem passiert ist, nichts, alles umsonst, umsonst recherchiert. Was machst du?
30
– Ich recherchiere auch.
– Hast du was rausgefunden?
– Ja.
– Echt? Was denn?
– Wo dein Kitzler ist.
– WAS ?
– Fühlt sich witzig an.
– Frank, du machst … du … du verarschst mich. Sag bitte, dass … dass …
Ich nehme den Spiegel zwischen meinen Oberschenkeln weg und lege ihn neben mich auf das Bett, – Nicht wirklich.
– WAS ?
– Komm, du hast doch auch geguckt!, einhändig ziehe ich mir die Shorts hoch.
Meine Stimme am anderen Ende der Leitung klingt durch das Telefon eine Spur zu hoch und doppelt so schnell, – Nein, habe ich nicht, das würde ich nicht tun, warum sollte ich? Warum tust du das? Tu das nicht!
– Ich bin neugierig. Bist du gar nicht neugierig?
– Nein!
– Solltest du aber.
– Ich habe das Gedengel den halben Tag zwischen den Beinen gehabt. Das reicht. Ich beschränke den Blickkontakt auf das Nötigste.
– Du hast noch gar nicht an meinem Lurch rumgespielt?
– An …? Nein, nein, nein! Natürlich nicht.
– Natürlich?
– Ich bin normal.
Sie zieht die Nase hoch.
Meine Nase vermisse ich quasi gar nicht.
– Sex ist das Natürlichste der …
– Frank, behalte deine Finger bei dir!
– Eigentlich deine Finger!
– Du weißt, wie ich das meine! Das ist nicht der Moment zu
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