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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Pornoqueen, vollende ich mein altes Leben.
    Sie senkt den Kopf.
    – Du kannst mich noch nicht einmal angucken dabei. Traurig.
    Ja, traurig ist das. Kacke, jetzt muss ich noch aufpassen, dass ich nicht gleich selber anfange zu flennen.
    Ihre Schultern zucken, sie hat den gleichen Gedanken, aber sie lässt sich gehen.
    – Hör auf!, sage ich ernst und räuspere mich.
    Zwei Bodybuilder in Muscle-Shirts schreiten vorbei, die Brustpanzer angespannt, als würden sie die Luft anhalten. Der Größere sagt übertrieben ironisch, – Hey, nicht so schlimm, du kannst was Besseres haben als die, du Heulsuse, Weichei.
    Das letzte Wort geht beinahe unter in ihrem Gelächter, auch einige andere Leute haben den Spruch gehört, lachen und schmunzeln.
    Ich wende mich ab und gehe. Ich höre die Schritte hinter mir.
    – Wo willst du hin?
    – Weiß noch nicht, und du? Willst du mir überallhin folgen?
    – Ja, sagt sie entschlossen und zieht die Nase hoch.
    Ätzend ist das, vor allem, wenn man heult, da läuft sie noch schlimmer.
    – Hör das Heulen auf. Ist nicht gut, gibt nur mehr Rotz.
    – Versuche ich ja.
    – So. Wo gehst du hin?
    – Egal, da, wo du hingehst.
    – Nee, nämlich genau nicht. Du sagst eine Richtung, ich gehe in die andere.
    – Kommt nicht in Frage.
    – Warum nicht?
    – Ich … wir müssen tauschen.
    – Was hast du eben nicht verstanden? Heute nicht.
    – Aber …
    – Lass mich in Ruhe, ich nehme mir einen freien Tag. Wahnsinn.
    – Ich komme mit.
    – Tu das nicht.
    – Doch.
    Wie du willst.
    – Wie du willst!
    Auf dem Absatz drehe ich mich um und sprinte Slalom um die Menschen mit ihren Einkaufstaschen direkt in den Mediakomet. Damit habe ich sie, wie erwartet, überrascht. Ich habe einen guten Vorsprung und bin bereits an den CD -Rohlingen des Kaufhauses vorbei, ganz ohne Probleme, als sie den großen Eingang erreicht.

40

    Jetzt fängt der an, vor mir wegzurennen! Das darf alles nicht wahr sein. Aber ich sehe ihn noch. Was glaubt der denn? Der weiß doch, dass ich schneller bin in seinem Körper.
    Na also, er bleibt stehen und dreht sich um zu mir. Ist ihm wohl doch noch gedämmert, dass er mir nicht entkommen kann. Ich schreite durch den Eingang.
    – Hey! Hey! Hey!, ertönt hinter mir eine tiefe Männerstimme, und schwere Schritte nähern sich.
    Ein Mann von der Security in blauer Uniform mit Bürstenhaarschnitt und kantigen Wangenknochen stampft auf mich zu, – Bleib du mal schön stehen.
    Was will der denn? Ausgerechnet jetzt. Komm, das kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen, also zücke ich direkt die beste Waffe: Ich gebe ihm den unschuldigen Mädchenblick. Der zieht immer.
    – Guck nicht so schwul, sagt er trocken, offensichtlich angewidert.
    – Warum …?, will ich fragen, aber er unterbricht mich.
    – Was gibt das denn hier?, fragt er.
    – Ein Kaufhaus, ein Kunde, fällt Ihnen dazu nichts ein?
    – Werd nicht noch frech, Schnodder.
    Der kennt Frank.
    – Raus hier, sagt er, das R rollend.
    – Was?
    – Nix was. Raus hier jetzt.
    – Das hier ist ein freies Land, ich darf hingehen, wo ich will.
    – Du darfst deinen kleinen Arsch hier rausbewegen, aber turbo.
    – Nein. Wieso denn?
    – Heiß ich Beckmann? Ist das hier ’ne Talkshow? Ich werde nicht fürs Diskutieren bezahlt. Du gehst jetzt da lang, immer schön Richtung Sonnenaufgang.
    Was hat der denn?
    – Darf ich Ihren Chef sprechen?
    – Hör mal, du fängst dir gleich eine, dann siehste meinen Chef.
    Ich will hinter Frank her, aber der Typ muss Gedanken lesen können und hält mich am Arm fest.
    – Wenn du jetzt nicht verschwindest, hole ich die Polizei, dann bist du am Arsch wegen Hausfriedensbruch.
    – Haus… was? Ich will einkaufen.
    – Hah! Mach das woanders, Hausverbot bleibt Hausverbot. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man das bei dir so schnell wieder aufhebt.
    – Ich habe Hausverbot?
    – Und Alzheimer scheinbar.
    Frank hat Hausverbot?
    – Warum?, frage ich.
    – Warum? Nimmst du Drogen? Hast du jetzt schon mit Drogen angefangen?
    – Nein!
    – Dann denk mal nach!
    – Hab ich geklaut hier?
    – Willst du mich noch verarschen? Ob du was geklaut hast? Nee, weil du was hiergelassen hast. Deinen Verstand! Pass bloß auf, dass wir uns nicht mal nachts in einer Seitenstraße treffen. Da fragt der Kleine mich, ob … wegen dir hatte ich Riesenärger mit dem Boss. Ach, was rede ich. Komm!
    Sehr bestimmt schiebt er mich zum Ausgang.
    – Hier, frische Luft,

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