Verlangen unter falschem Namen
seinen Partys die Gastgeberin gespielt und seine Freunde zweifellos auch anderweitig unterhalten.“
Als er das sagte, erinnerte Cara sich mit Schrecken an vorgestern Nacht und daran, was Cormacs sogenannter Freund Sebastian Mortimer als Wiedergutmachung für die Schulden ihres Bruders von ihr erwartet hatte. Währenddessen fuhr Vicenzo mit seiner Anklage fort.
„Bitte hör auf“, flehte sie schließlich und spürte, wie sie sich innerlich von ihm zurückzog, wobei sie gar nicht glauben konnte, wie furchtbar sie sich in ihm getäuscht hatte. Endlich war er still, sah sie aber völlig leidenschaftslos an, was fast noch schlimmer war als seine Vor würfe.
„Das Konto auf deinen Namen, auf dem oft mehr als eine Million war, belastet dich am meisten. Dein Bruder hat dich dafür bezahlt, dass du seine Komplizin gewesen bist. Schade nur, dass das Geld ihm gar nicht gehört hat.“
Mit leerem Blick sah Cara zu ihm auf. Sie war nicht überrascht, dass er auch von dem Konto wusste und der Tatsache, dass Cormac seine unlauteren Geschäfte darüber laufen ließ. Mit der hereinbrechenden Finanzkrise hatte er sich immer häufiger verspekuliert. Damit wuchsen natürlich seine Schulden. Sie selbst hatte erst von dem Konto erfahren, als sie vor einigen Wochen beim Saubermachen einen entsprechenden Bankauszug auf seinem Schreibtisch entdeckt hatte. Zunächst hatte sie angenommen, bei dem Geld handele es sich um Gewinne.
Er musste das Konto unter ihrem Namen eröffnet haben, als er noch ihr Vormund gewesen war. Das musste man sich mal vorstellen: Er hatte ihren Namen benutzt, um sich zu schützen! Es machte sie immer noch ganz krank, wenn sie daran dachte, wie er sie da hatte mit hineinziehen können. Ein derartiges Konto konnte leicht dazu führen, dass ihr die Berufsaussichten im Finanzsektor für immer verbaut waren.
„Ich hatte keinen Zugriff auf dieses Konto“, erklärte sie schließlich, obwohl sie wusste, dass er ihr nicht glauben würde.
„Mehr! Komm, erzähl mir noch so eine Lügengeschichte!“
Für einen Moment schloss sie die Augen und wünschte, dass er nicht mehr da wäre, wenn sie sie wieder öffnete. Stattdessen hatte er sich vor ihr aufgebaut wie ein Racheengel.
Das tat alles so weh, dass sie am liebsten geweint hätte.
„Warum hast du mit mir geschlafen?“, fragte sie dann ruhig und erschrak, als er näher kam, eine Hand auf dem Bett abstützte und sich über sie beugte. Er hob ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Beim Geruch seines Aftershaves stockte ihr der Atem, weil es so viele Erinnerungen mit sich brachte, die rückblickend nur noch schmerzlich waren.
„Ich habe mit dir geschlafen, Cara, weil …“, er betrachtete sie abfällig, „weil ich dachte, dass das eine wesentlich befriedigendere Art wäre, dich mit der Wahrheit zu konfrontieren. Und zwar am Morgen danach, wenn du denkst, dir wäre wieder mal ein Millionär ins Netz gegangen, der dich aushält.“
Cara war wie vor den Kopf gestoßen, doch Vicenzo fuhr ungerührt fort.
„Natürlich weiß ich, dass du dir nach mir gleich den Nächsten suchen wirst. Schließlich hast du auch vor mir keine Zeit versäumt, um Cormacs Schulden zu begleichen, nicht wahr? Ich weiß alles über den kleinen Besuch, den dir der ehrbare Sebastian Mortimer vorletzte Nacht abgestattet hat. Am darauf folgenden Morgen war das Konto wie durch Zauberhand ausgeglichen.“ Sein Mund verzog sich zu einer dünnen Linie. „Du bist ganz schön teuer.“
Unglaublich, wie Vicenzo eine Situation missdeutete, bei der sie beinah vergewaltigt worden wäre. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. „Ich habe nicht mit ihm geschlafen“, sagte sie dann mit zitternder Stimme, bemüht, Vicenzos Griff um ihr Kinn zu ignorieren. „Und wenn du dich genauer erkundigt hättest, wäre dir aufgefallen, dass die Schulden schon beglichen waren, bevor er zu mir gekommen ist.“ Sobald sie es gesagt hatte, wusste sie, dass Vicenzo wieder alles verdrehen würde.
Spöttisch hob er eine Augenbraue. „Ja, offensichtlich kannte er deine Vorzüge und hat im Voraus bezahlt.“
Das reichte. Cara riss seine Hand von ihrem Gesicht und wich vor ihm zurück, auch wenn ihr die Beine nicht richtig gehorchten. Sie floh regelrecht aus dem Bett und bedeckte sich mit dem von ihrem Liebesspiel zerwühlten Laken. Rückblickend besehen kam es ihr vor, als wären vergangene Nacht zwei ganz andere Menschen daran beteiligt gewesen. Wie gut, dass Vicenzo offensichtlich nicht einmal bemerkt hatte, dass sie
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