Verlangen unter falschem Namen
sehen wollte. Die kleine Schwester von Cormac Brosnan, dem Mann, der Allegra in Las Vegas ohne Ehevertrag heiraten wollte, um ihr Vermögen an sich zu reißen und sie dann grausam fallen zu lassen.“
Cara wurde blass. Dass ihr Bruder und Allegra heiraten wollten, hatte sie erst am Abend des Unfalls erfahren. „Ich verstehe nicht …“
„Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen.“
Er sah überhaupt nicht mehr aus wie Enzo – der Mann, der in der vergangenen Nacht ihr erster Liebhaber geworden war.
„Sobald dein Bruder begriffen hatte, dass Allegra ein großer Teil des Valentini-Vermögens zustand, hat er sich an sie herangemacht.“
Ohne ihr irritiertes Gesicht zu beachten, fuhr Vicenzo fuhr. „Er hat sie in Kontakt mit Drogen gebracht, damit er sie besser beeinflussen konnte, sodass sie am Ende völlig von ihm abhängig war. Währenddessen hat er mich zu Hause auf Trab gehalten, indem er meiner Firma ein vorgetäuschtes Übernahmeangebot gemacht hat. Dadurch habe ich mich eine Weile nicht um meine Schwester kümmern können.“ Vicenzo lachte gequält. „Außerdem war sie eine erwachsene Frau, wie sie mir immer wieder versichert hat, und sehr wohl in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Wie so hätte ich mir also Sorgen um sie machen sollen?“
Vom Zuhören wurde Cara übel. Natürlich hatte sie ihren Bruder gekannt, und deshalb überraschte es sie nicht wirklich, was Vicenzo sagte. Allerdings hatte sie nicht gewusst, dass sein Einfluss auf Allegra so groß gewesen war. Sie hatte die junge Frau nur ein paarmal zu Gesicht bekommen, wenn sie bei ihnen übernachtet hatte. Allegra war nett gewesen und wirkte sehr glücklich. Erst als Cormac von seiner Absicht mit der überstürzten Heirat in Las Vegas erzählte, waren Cara Zweifel gekommen, doch da war es schon zu spät gewesen …
„Aber wenn du das alles gewusst hast –“, begann sie.
„Das ist ja das Problem …“ Ihm drohte die Stimme zu versagen. „Ich habe es nicht gewusst, sondern erst erfahren, als wir herausgefunden haben, dass Brosnans Angebot eine Luftblase war. Erst da habe ich gemerkt, dass mehr dahintersteckt, und begriffen, dass er der neue Freund von Allegra ist, um den sie so ein Geheimnis gemacht hat. Ich habe sofort eine Privatdetektei eingeschaltet, um die beiden beschatten zu lassen.“
„Deshalb wusstest du auch, wer ich bin.“ Cara atmete tief durch, während sie versuchte, diese neue Information zu verarbeiten.
„Als dein Bruder Allegra kennenlernte, steckte er finanziell gehörig in der Klemme. Bis ich das alles herausgefunden habe und nach London gereist bin, war es leider schon zu spät.“ Seine tonlose Stimme ging Cara furchtbar zu Herzen, aber noch bevor sie etwas Tröstendes sagen konnte, holte er zum Schlag gegen sie aus.
„Und du …“ Spott und Ekel mischten sich in dem Blick, mit dem er sie maß, während sie nackt und nur leidlich von der Decke verhüllt im Bett saß. „Du und dein Bruder, ihr habt meine Schwester getötet. Aber er kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Du dagegen bist völlig unverletzt aus diesem Unfall hervorgegangen.“ Er verzog das Gesicht. „Ist das Schicksal nicht ungerecht?“
Cara ließ den Kopf zurücksinken, und ihre Hände zitterten. Die Erinnerung an den Unfall wurde wieder lebendig: der schreckliche, anhaltende Regen, das verbogene Metall, der Geruch nach Benzin und Rauch, die grauenhafte Ruhe danach.
„Es war ein Unfall“, murmelte sie schließlich leise, während sie einen furchtbaren Knoten im Magen spürte. Erst gestern hatte sie eine Beileidskarte ins Londoner Büro der Valentini-Kette geschickt, da sie die Adresse der Valentinis auf Sardinien nicht kannte. Im Krankenhaus hatte man ihr auch keine Auskunft geben wollen, weil sie nicht zur Familie gehörte.
„Vielleicht könnte man es dank des Wetters so bezeichnen“, antwortete er ungerührt. „Aber ich bin sicher, dass Allegra noch leben würde, wenn ihr beide nicht beschlossen hättet, sie gnadenlos auszunutzen.“
Vor Entsetzen schlug Cara sich die Hände vor die Brust. Ihr Schmerz war unbeschreiblich, zumal sie sich ja selbst längst vorwarf, den Unfall nicht verhindert zu haben. „Bitte, glaub mir doch, dass ich nicht gemeinsame Sache mit meinem Bruder gemacht habe.“
Da lachte Vicenzo laut und trat einen Schritt zurück. „Tatsächlich? Seitdem du sechzehn bist, hast du mit ihm in seinem riesigen Penthouse gewohnt. Du und dein Bruder, ihr wart ganz dicke, Miss Brosnan. Du hast auf
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