Verlangen unter falschem Namen
Daran wird sich nichts mehr ändern.“
Er nahm wieder Platz, und Cara kam näher. Nachdem sie sich Kaffee eingeschenkt und ein süßes Teilchen genommen hatte, setzte sie sich zu ihm an den Tisch.
„Ich brauche deine Geburtsurkunde und deinen Reisepass.“
Cara überlegte einen Moment. „Ich will sie wiederhaben“, erklärte sie dann.
„Keine Sorge, aber falls du ausreißen solltest, stehst du in vierundzwanzig Stunden wieder in Mortimers Schuld, und außerdem werde ich die Behörden von euren Aktivitäten unterrichten.“
Empört knallte Cara die Kaffeetasse auf den Unterteller. Unglaublich, wie sehr sich Vicenzo inzwischen von dem Mann unterschied, den sie im Club kennengelernt hatte!
Vicenzo beugte sich zu ihr. „Fordere mich nicht heraus, Cara. Du würdest nicht gewinnen.“
Später an diesem Tag wartete Vicenzo in einer Boutique völlig teilnahmslos darauf, dass Cara sich etwas Neues zum Anziehen aussuchte. Darauf hatte er bestanden, nachdem er den bemitleidenswerten Zustand ihrer Garderobe gesehen hatte. Inzwischen musste sie sich wirklich fragen, was sie geritten hatte, als sie mit ihm in seine Suite gegangen war. Wie so hatte sie sich überhaupt so entspannt bei ihm gefühlt, dass sie mit ihm geschlafen hatte? Bestimmt lag es an dem Schock des Unfalls und ihrer Trauer danach.
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht noch etwas Farbenfrohes wünschen?“, holte die Verkäuferin sie aus ihren Gedanken.
Cara nickte. Ihr Ver halten mochte kindisch sein, aber sie wollte Vicenzo zeigen, dass es sich rächen würde, wenn er sich für alles andere mehr interessierte als für die Kleidungsstücke, die sie kaufen sollte. Daraufhin packte die junge Frau die Sachen zusammen, und Cara zog sich wieder an.
Seitdem sie mit Vicenzo das Apartment verlassen hatte, waren sie von Paparazzi verfolgt worden. Als sie nun aus der Boutique kamen, waren die Reporter glücklicherweise verschwunden. Wahrscheinlich hatten sie bei der bisherigen Shopping-Tour genügend Material sammeln können. Jetzt wollte Cara sehen, ob schon etwas über sie in der Zeitung stand, und steuerte den nächsten Kiosk an. Und tatsächlich, da war ein Foto von ihnen und eine Riesenschlagzeile. Vicenzo stand direkt hinter ihr und zog ein Exemplar der Zeitung aus dem Ständer.
„Was steht da über uns?“
„Dass die Nation einen ihrer begehrtesten Junggesellen verliert, wenn die Valentini-Hochzeit in wenigen Tagen stattfindet“, erwiderte Vicenzo, als hätte er das schon erwartet.
Der Gedanke an die Hochzeit löste in Cara nicht mehr so entsetzliche Befürchtungen aus. Sicherlich hatte sie als Mutter des Babys auch Rechte, egal, wie reich und mächtig Vicenzo sein mochte. Dass er sie mit Geld abspeisen wollte und glaubte, damit durchzukommen, schien an seiner Haltung Frauen gegenüber zu liegen. Was allerdings zu dieser Haltung geführt haben mochte, darüber dachte sie auf dem Rückweg ins Apartment sehr lange nach.
Als Cara zwei Tage später morgens ins Esszimmer kam, hatte Vicenzo das Apartment bereits verlassen. Sie ging zum Fenster, um die Aussicht zu genießen, fühlte sich aber nur unendlich einsam. Dabei machte es ihr ein bisschen Angst, dass sie Enzo vermisste und die vermeintliche Seelenverwandtschaft mit ihm, die in jener Nacht dazu geführt hatte, dass sie mit ihm geschlafen hatte. In den kurzen Momenten, da er sie im Arm gehalten und zärtlich zu ihr gewesen war, hatte sie sich geborgen und sicher gefühlt. Aber sie musste diese Nacht ein für alle Mal aus ihrem Gedächtnis streichen. Vicenzos Beweggrund, mit ihr zu schlafen, war nur Rache gewesen. Enzo war tot, und eigentlich hatte er nie existiert.
Das Telefon klingelte, und Cara zuckte zusammen.
„Hallo?“, sagte sie, als sie an den Apparat ging.
„Wir sind heute Abend auf eine private Dinnerparty eingeladen“, informierte Vicenzo sie ohne Begrüßung.
Vicenzo! Cara umklammerte den Hörer und spürte, wie ihre Hände feucht wurden. Seine dunkle Stimme mit dem italienischen Akzent erinnerte sie wieder schmerzlich an Enzo, und daran, wie einsam sie sich fühlte.
„Sei um sieben Uhr fertig. Es ist gut, wenn man uns am Abend vor unserer Hochzeit zusammen sieht.“
Cara wollte noch etwas sagen, doch daraus wurde nur ein leises Fluchen, als sie feststellte, dass Vicenzo bereits aufgelegt hatte. Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Im Grunde war sie froh, dass er sich so verhalten hatte. Das erinnerte sie nur wieder daran, dass es zwischen ihnen niemals so etwas wie ein
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