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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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der Stimme ihrer Tante und holte tief Luft. Cleo hielt ihr selten Vorträge, doch wenn sie es tat, so hatte Victoria gelernt, aufmerksam zu sein. Bei all ihren verschrobenen wissenschaftlichen Interessen und ihrem ausgeprägten Sinn für die Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens war Cleo doch eine kluge und intelligente Frau.
    »Was ist mit ihm, Cleo?«
    »Ich möchte nicht zuviel sagen, Vicky, Liebste. Du bist schließlich eine erwachsene Frau, und du hast zu jeder Zeit bewiesen, daß du sehr genau weißt, was du willst. Doch ich muß feststellen, daß du noch nie so viel Zeit in der Gesellschaft eines einzelnen Mannes verbracht hast. Auch hast du nie zuvor so häufig über einen bestimmten Bekannten gesprochen wie jetzt über Stonevale. Und außerdem bleibt es mir nicht verborgen, daß er sich in letzter Zeit ziemlich viel in deiner Nähe aufhält.«
    Victorias Finger umklammerten den Pinsel. »Ich dachte, du magst Lucas.«
    »Das tue ich. Sehr sogar. Darum geht es nicht, Vicky, und ich denke, das weißt du«, sagte ihre Tante freundlich, während sie mit ihrem Finger die Feuchtigkeit der Erde in einem Beet überprüfte.
    »Wenn Lucas sich so oft bei uns aufhält, liegt das wohl daran, daß du ihn beständig zu Vorträgen und Vorführungen einlädst, von denen du meinst, daß sie ihn interessieren«, verteidigte sich Victoria.
    »Das stimmt. Ich habe ihm gegenüber eine Reihe von Einladungen ausgesprochen, und er hat sie immer angenommen.« Cleo sah sie nachdenklich an. »Aber er erscheint nicht nur anläßlich unserer Treffen über Naturgeschichte und Gartenbau, oder? In letzter Zeit scheint er auf fast jedem Fest aufgetaucht zu sein, auf dem du eingeladen warst.«
    Victoria schluckte. »Er ist ein Freund von Lady Atherton. Sie hat ihn in ihren Kreis eingeführt.«
    Cleo nickte erneut. »Richtig. Und wir gehören zu Lady Athertons Bekanntenkreis, nicht wahr? Aber trotzdem denke ich, du solltest dir genau überlegen, was du willst, Vicky.«
    Victoria sah ihre Tante direkt an. »Weshalb sagst du mir nicht einfach, was dir Sorgen macht, Tante Cleo?«
    »Ich mache mir keine Sorgen, meine Liebe, ich frage mich lediglich, in welcher Beziehung du zu dem Grafen stehst. Du hast immer betont, daß du nicht gewillt bist, zu heiraten.«
    Victoria versteifte sich. »Das bin ich nach wie vor nicht.«
    Cleos Ausdruck wurde weich, als sie in das sture Gesicht ihrer Nichte sah. »Dann hast du die Verpflichtung, das heißt, deine weibliche Ehre verlangt es, daß du deinen männlichen Bekannten keine falschen Hoffnungen machst, Vicky. Verstehst du, was ich sagen will?«
    Victoria starrte ihre Tante empört und überrascht an. »Du denkst, ich hätte den Grafen an der Nase herumgeführt? Ich hätte ihn in dem Glauben gelassen, sein Heiratsantrag möge eines Tages willkommen sein?«
    »Ich glaube nicht einen Moment, daß du etwas derartiges absichtlich getan hast«, beeilte sich Cleo zu sagen. »Doch habe ich mich in letzter Zeit gefragt, ob Stonevale einen Teil deines Interesses an ihm nicht als Zeichen betrachten könnte, daß du einem Antrag gegenüber nicht abgeneigt wärst. Wenn es so wäre, könnte man ihm kaum einen Vorwurf machen.«
    Victoria war zornig. »Und was ist mit deinem Interesse an ihm? Wie soll er deine diversen Einladungen verstehen, Tante Cleo?«
    »Das ist wohl kaum dasselbe, meine Liebe. Wenn er meine Einladungen mißversteht, dann wohl nur aus dem Grund, daß du immer dieselben Vorträge und Vorführungen besuchst wie er«, erklärte sie gelassen.
    »Dagegen ist ja wohl nichts einzuwenden. Ich habe schon immer die interessantesten Vorträge und Diskussionen deiner Freunde besucht.«
    »Es ist mir nicht verborgen geblieben, daß Vorträge über Fruchtwechsel, Obstplantagenführung und Weinbau erst seit kurzem zu deinen Hauptinteressen gehören«, bemerkte Cleo trocken. »Du hattest immer mehr Gefallen an Tieren, Elektrizität und exotischen Pflanzen.«
    Victoria spürte, wie sie errötete. »Ich versichere dir, Tante Cleo, Stonevale kennt meine Meinung über die Ehe. Ich bin mir sicher, daß er unsere Freundschaft nicht mißverstehen wird.«
    »Und wie ist es mit dir, Vicky?« Cleo kam näher und lächelte auf ihre Nichte herab. »Besteht die Möglichkeit, daß du dir über deine eigenen Gefühle hinsichtlich der Ehe vielleicht nicht mehr ganz sicher bist?«
    »Glaube mir, meine Meinung über die Ehe hat sich nicht im geringsten geändert«, sagte Victoria im Brustton der Überzeugung.
    »Verzeih die

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