Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
ihm. Nicht seht attraktiv, aber zumindest war ich sauber.
    »Was ist mit der Ray Barnes?«, fragte er.
    »Hä?«
    »Die Sonnenbrille.«
    »Ach. Die … brauche ich, weil … ich eine Allergie gegen Sonnenlicht habe.«
    Er lächelte. »Im Dunkeln?«
    Ich nahm die Brille ab. Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich sie trug. Er stand jetzt so dicht vor mir, dass ich den Geruch seiner Rasiercreme wahrnahm. Am unteren Rand der Wange hatte er ein dunkles Muttermal, das verdammt sexy aussah.
    »Ach, ich habe einen Cousin, der das auch hat«, sagte er. »Der bekommt immer den übelsten Ausschlag. Sonnenekzem …«
    »So ist es bei mir nicht«, entgegnete ich und mir war jetzt doch ein wenig schwindelig. »Vielleicht setze ich mich lieber hin, du hast Recht.« Ich zog einen Plastikstuhl vor und ließ mich darauf fallen. »Bei mir sind es nur die Augen. Sie sind superempfindlich, aber abends vergesse ich dann oft, dass ich die Sonnenbrille aufhabe.«
    »Aha.« Er setzte sich neben mich. Seine Augen waren einfach sensationell. Ich hatte das Gefühl, ihn anzustarren, und senkte schnell den Blick. Die Härchen auf seinen Armen waren goldfarben.
    »Kommst du aus Schweden oder so?«, fragte ich.
    »Norwegen. Zumindest stamme ich von Norwegern ab. Die meisten meiner Verwandten sind aus Minnesota. Jede Ferien Lutefisk und Käse mit allem. Ich bin Sagan. Sagan Bishop.« Er streckte mir die Hand entgegen und ich schüttelte sie. Seine Finger waren kühl.
    »Sagan?«
    »Den Namen haben sich meine Eltern ausgedacht, ihres Zeichens Sonnenastronomin und Astrophysiker. Sie arbeiten hier.«
    »Aha.«
    »Carl Sagan? Der Astronom? Sagt dir der Name vielleicht etwas?«
    »Nie gehört.«
    »Einer der Mitbegründer der Planetary Society? Engagiert bei SETI ? «
    » SETI ? «
    »Das steht für ›Search for Extra-Terrestrial Intelligence‹, der wissenschaftlichen Suche nach außerirdischer Intelligenz. Sie arbeiten mit dem riesigen Radioteleskop in Puerto Rico. Hast du nicht Contact mit Jodi Foster gesehen? Sagt dir das alles gar nichts?«
    Ungläubig wackelte er mit den Augenbrauen.
    »Ach, einer von denen.« Als hätte ich auch nur einen blassen Schimmer, wovon er sprach.
    »Nein, nicht einer von denen. Carl Sagan war genial. Er hat die Datenträger mitentwickelt, die mit den Raumsonden Pioneer und Voyager ins Weltall geschickt wurden. Für mögliche Außerirdische. Er hat immer von Milliarden geredet.«
    »War er so reich?«
    Sagan lachte. »Er meinte die Sterne. Dass es so viele Sterne gebe. Seiner Meinung nach ließ es sich mathematisch berechnen, dass es andere bewohnte Planeten mit intelligenten Lebewesen geben muss.«
    Ich lächelte. »Aha. Bist du ihm je begegnet?«
    »Wem?«
    »Deinem Helden, Carl.«
    »Carl. Nein, er ist 1996 gestorben.«
    »Mein Gott, das ist ja ewig her. Wie sollte ich ihn da kennen …«
    »Er wurde von einem Meteoriten erschlagen.«
    »Echt?«
    Sagan lehnte sich lächelnd zu mir herüber. »Du bist ziemlich leichtgläubig.«
    Wie schnell er etwas zu seinem Vorteil wenden konnte, gefiel mir. Doch ich ließ ihm den Trumpf nicht.
    »Ne, nur ehrlich. Wenn ich überhaupt zum Reden aufgelegt bin. Meine Mom nennt es taktlos.«
    »Ah! Du hast also eine Familie.«
    »Über die du nie etwas erfahren wirst«, erwiderte ich.
    Sagan gab vor von einem Pfeil getroffen zu sein und ließ sich nach vorn auf den Tisch fallen.
    »Du bist also taktlos. Egal, daher kommt jedenfalls mein Name«, sagte er, mit dem Gesicht noch auf der Tischplatte. »Und du bist …«
    »Hungrig.«
    Sagan richtete sich wieder auf. »Das habe ich gesehen. Als ich reinkam, warst du im Begriff, dir an der Abdeckung dort drüben den Arm zu brechen. Nein, ehrlich, wer bist du? Kannst du mir nicht wenigstens sagen, wie du heißt?«
    »Nein.«
    »Dann muss ich dich melden.« Er zeigte auf meine Brust und für einen Moment dachte ich, er meinte meinen Busen. Daran war ich bei Jungen gewöhnt.
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und blickte ihm wieder in die Augen. Fluchtbereit. In gewisser Weise hätte ich sogar Spaß daran gehabt, ihn beim Rückzug aus dem Weg zu räumen. Nach dem, was ich in den letzten Tagen durchgemacht hatte, war das hier eine angenehme Unterhaltung, das musste ich allerdings zugeben.
    »Was machst du eigentlich noch so spät hier?«, fragte ich ihn.
    Sagan grinste. Seine unteren Zähne waren ein wenig schief. »He, das sollte ich dich fragen.« Abermals zeigte er auf meinen Busen.
    »Was ist? Guckt da was raus?«
    »Keine Karte mit

Weitere Kostenlose Bücher