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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Barcode«, erwiderte er. »Das geht hier gar nicht. Wir bekommen immer wieder Anweisungen, wie wir mit solchen Situationen umzugehen haben. Eigentlich müsste ich dich jetzt ›stellen‹ und dich dann zu Boden ringen und warten, bis der Sicherheitsdienst kommt.«
    »Viel Glück«, sagte ich.
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Wie bist du eigentlich hier reingekommen? Und überhaupt auf das Gelände?«
    »Bishop klingt aber nicht sehr norwegisch.«
    »Ist es auch nicht. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine große Gabe hast, Fragen auszuweichen?«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr neugierig bist?«
    »Jetzt hast du mich aber erwischt. Du willst mir also nicht sagen, wie du heißt. Ich kann damit leben. Ich mag Geheimnisse. Aus dem Grund mag ich auch, was ich tue.«
    »Was denn?«
    »Ich werde Astronom. Wegen der unergründeten Geheimnisse des Universums.«
    »Nicht wegen der Milliarden?«
    Er griff nach dem Saum meines Schlafanzugoberteils. »Sag mal, was du anhast, das ist doch ein Pyjama, oder?«
    »Pyjamalook. So nennt man das heutzutage. Der neuste Schrei bei Leuten meines Alters.«
    »Und du trägst … Gummistiefel. Und rieche ich … Benzin?«
    Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Arbeitest du wirklich hier?«, erkundigte ich mich.
    »Ich nehme am NASA -Ausbildungsprogramm teil«, antwortete Sagan. »Tagsüber gehe ich zur Uni und abends arbeite ich hier. Im Moment ehrenamtlich. Aber ab Juni bin ich den Sommer über als Praktikant angestellt.« Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Das gibt dann ordentlich Knete!«
    »Wie alt muss man dafür sein?«
    »Neunzehn.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Siebenunddreißig.«
    Ich lachte. »Geteilt durch zwei?«
    War das wirklich wahr? Ich hatte den Tag damit verbracht, mich auf den Kampf gegen einen Vampir vorzubereiten und jetzt scherzte ich mit einem vollkommen Fremden, als wäre es überhaupt kein Problem, Freundschaft zu schließen. Aber es tat so gut, an etwas anderes zu denken.
    »Wohnst du noch zu Hause?«, erkundigte ich mich.
    »Natürlich, das tun wir alle.«
    »Wer ist ›wir‹?
    »Ich habe drei Schwestern.«
    »Wow, große Familie. Und der Wievielte bist du?«
    »Ich bin der Älteste.«
    »Los, jetzt sag schon, wie alt bist du?«
    »Neunzehn.«
    Frag bitte nicht , dachte ich.
    »Und du?«, wollte er prompt wissen.
    »Ähm … Ich bin achtzehn.«
    »Ich dachte, du wärst immer ehrlich?«
    »Also gut, siebzehn. Aber das ist wirklich mein letztes Angebot.« Und wenn du mich jetzt »Kleine« nennst, brech ich dir das Genick.
    Ich erhob mich und ging wieder zu dem Regal mit den Chips.
    »Achtung, Abstand halten«, warnte ich.
    Sagan stand ebenfalls aufs. »Warte mal, du musst nicht gleich gewalttätig werden, wir finden schon eine Lösung.«
    Ich ließ den Arm sinken. »Keine Scherze, ich verhungere gleich. Hast du was dabei?«
    »Was zu essen? Vielleicht hab ich einen Schokoriegel in meinem Schreibtisch.«
    »Vielleicht?«
    »Gut, ich wollte ihn mir eigentlich für später aufheben. Ich muss alle 11,3 Stunden Schokolade essen, um überleben zu können, aber ich werde ihn mit dir teilen. Allerdings nur, wenn du mir deinen Namen sagst.«
    »Ich bekomme den ganzen oder ich schlage dich mit einem Locher tot.«
    »Da ist aber jemand sehr wütend«, stellte Sagan grinsend fest. »So etwas merke ich sofort. Ich kann gut in Menschen hineinschauen.«
    Ich musste ebenfalls grinsen. »Gehen wir.«

9
    Geheimnisse
    »Du bist also sozusagen obdachlos«, sagte Sagan.
    »Das habe ich nicht gesagt«, murmelte ich.
    Ich hatte den Mund voll Snickers. Mein Gott, war das gut. Sagan konnte von Glück sagen, dass ich ihm nicht den Arm ausgerissen hatte, als er ihn mir angeboten hatte. Wir saßen an einem winzigen Tisch aus Korbgeflecht in Sagans Zelle im Großraumbüro. Der Tisch sah eher nach Gartenmöbeln aus. Die Zelle war gerade groß genug für einen Tisch und zwei Stühle. Wir waren umgeben von Trennwänden, hinter denen sich weitere Zellen mit Schreibtischen befanden. Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, konnte ich die endlose Reihe sehen. Die meisten schienen leer zu sein. Nicht nur, weil wir uns außerhalb der normalen Arbeitszeiten befanden.
    »Nicht von Menschen bewohnt«, scherzte Sagan. »Früher, bevor sie das Sonnenobservatorium gebaut haben, wurde das Gebäude für etwas anderes benutzt. All diese langen Gebäude sind ziemlich alt, die meisten sind aus der Zeit vor der Mondlandung.«
    »Fürchtest du dich hier nachts

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