Verletzungen
Kontrollraum hastete. »So etwas hätte nicht passieren dürfen, Captain!« stieß sie hervor. »Ich habe die Verbindungsstelle isoliert, und mit den Schaltkreisen unterm primären Knoten war alles in Ordnung…«
Torres unterbrach sich und schwieg, als sie den
durchdringenden Blick der Kommandantin auf sich ruhen spürte.
»Ich möchte wissen, warum es passiert ist, Lieutenant. Die Gründe dafür, warum so etwas nicht hätte geschehen dürfen, interessieren mich weniger.«
Die Technikerin faßte sich sofort, und ihr Blick galt dem Wandschirm, als sie zur Steuerbordkonsole ging. Einige neue, gelb und schwarz gemusterte Indikatorbojen gerieten nun in Sicht, und die verschwommenen Konturen der Nabe offenbarten erste Einzelheiten. Raumschiffe aller Größen und Klassen schwebten an den Andockmasten, die wie Dorne aus der Station ragten.
Zwischen den Bojen zeigten sich andere und weitaus
auffälligere Gebilde. Fluoreszierende Lichter blinkten und schimmerten, formten Symbole von Behältern, aus denen
Flüssigkeit strömte, oder zeigten stilisierte Darstellungen von Humanoiden, von denen offenbar erotischer Reiz ausgehen sollte.
Das vermutete Janeway zumindest. Durch den immer noch
geöffneten externen Kom-Kanal wurden einige schrille,
disharmonische Klänge übertragen, die bei den Tutopanern vielleicht als Musik galten. Donnernde Stimmen ertönten und priesen irgendwelche Dinge an. Manchmal erfolgte keine automatische Übersetzung – offenbar reichten die gespeicherten Daten nicht aus.
»Ich habe die Lautstärke ganz heruntergedreht«, sagte Janeway.
»Aber offenbar wird eine automatische Kompensation
herbeigeführt. Können wir etwas dagegen unternehmen?«
In Tuvoks Miene zeigte sich ein Schatten von Schmerz, was kaum überraschte: Immerhin war sein vulkanisches Gehör viel empfindlicher als das einen Menschen.
»Negativ, Captain«, sagte er.
Am Ende der Bojenreihe mußte die Voyager hinter einigen Schiffen warten, die ihre Position in der Nähe einer kleineren Station hielten. Mehrere rote Patrouillenboote der Vollstrecker lagen an einem langen rückwärtigen Pier.
Janeway sah zum Hauptschirm und beobachtete das Schiff unmittelbar vor ihnen. Das Konstruktionsmuster verriet Luxus –
wahrscheinlich handelte es sich um einen interstellaren Passagierliner.
Schließlich geriet der Raumer in Bewegung, sank wie ein Stein der Nabe entgegen. Eine monotone Stimme unterbrach die Werbesendungen der Bojen. »Hausloses Schiff Voyager, Transfercode 07531TG6, bitte nennen Sie den Grund für Ihren Besuch.«
Janeway hielt einen zusätzlichen Tricorder bereit, für den Fall, daß Tuvoks Gerät wegen Energiemangel versagte. »Wir
verfolgen den Frachter Kapon. Uns wurde der Hauptcomputer gestohlen.«
Zum erstenmal ließ sich in der Stimme eines Tutopaners eine deutliche Reaktion vernehmen. »Soll das heißen, jemand hat Ihre Speicherbanken aufgenommen?«
»Nein, der Kern blieb intakt«, erwiderte Janeway. »Aber wir verloren das ganze Prozessormodul. Es geschah, während wir uns im Asteroidengürtel des sekundären Systems aufhielten.«
Der monotone Klang kehrte zurück. »Bitte nennen Sie den Grund für Ihren Besuch.«
»Wir versuchen, den Frachter Kapon zu finden«, wiederholte Janeway. »Es handelt sich um einen Notfall.«
Kurze Stille folgte – vielleicht rief der Tutopaner Daten ab.
»Frachter Kapon… vom Haus Min-Tutopa. Während der letzten Schicht eingetroffen, mit Bergungsgut. Diese Information ist kostenlos.«
»Kostenlos?« brachte Janeway ungläubig hervor.
»Sie können einen Termin mit einem Repräsentanten des
Hauses Min-Tutopa beantragen«, fuhr die Stimme fort. »Dafür werden Ihnen keine zusätzlichen Gebühren berechnet.«
»Ja«, sagte Janeway. »Ja, das wäre nicht schlecht. Lassen Sie mich mit jemandem reden, der weiß, was vor sich geht.«
Der tutopanische Beamte ignorierte ihren Tonfall. »Bitte folgen Sie dem Indikator zu Ihrer Andockstelle.«
Eine gelbe Kugel löste sich von der Station, verharrte direkt vor der Voyager und glitt dann fort, schien das Schiff aufzufordern, ihr zu folgen.
Janeway erhob sich. »Ich möchte bei Ihren Behörden den Diebstahl unseres Computers anzeigen.«
»Sie müssen sich an ein Haus wenden, wenn das Kartell
Sanktionen verhängen soll.«
»Nach Ihrer Auskunft von vorhin trägt ein Haus die
Verantwortung. Können wir uns nicht direkt ans Kartell wenden?«
»Wegen Sanktionen? Gegen ein Haus?« Der Beamte wich von seiner üblichen rhetorischen
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