Verletzungen
und senkte die Schultern. »Um ganz offen zu sein: Manchmal bin ich… verärgert. Wir vergessen, warum die Dinge so sind und nicht anders, warum mich zum Beispiel nur zwei von Ihnen begleiten durften. Andererseits: Ich habe geschworen, die Regeln unserer Gesellschaft zu achten.«
»Aber Sie benutzen uns, um jene Regeln zu umgehen«, stellte Janeway fest.
»Ich möchte vom Innern des Systems aus Veränderungen
herbeiführen«, sagte Andross ruhig. »Ich entschuldige mich nicht, wenn ich gute Gelegenheiten nutze. Obwohl ich eingestehen muß, daß ich eigentlich nicht dazu berechtigt bin. Ich erfülle meine Pflicht, so gut es geht.«
Janeway glaubte, einen seltsamen Unterton zu hören. »Für wen arbeiten Sie?«
Andross lächelte. »Für das Gremium. Allerdings: Ich wurde mit Verwalterin Fees Hilfe zum Bevollmächtigten, und die Provinz Seanns ist meine Heimat. Sie hierherzubringen… Dadurch bekomme ich die Chance, Freunde und meine Familie zu
besuchen – die ich seit fast einer Rotation nicht mehr gesehen habe.« Er breitete die Arme aus. »Es steckt ein gewisser Egoismus dahinter, wie Sie sehen.«
»Was durchaus verständlich ist.« Janeway lächelte ebenfalls und verbarg ihre Zweifel. »Wie dem auch sei: Wir kamen mit eigenen Absichten nach Min-Tutopa. Ist Verwalterin Fee über unsere Situation informiert worden?«
Andross deutete zur Tür. »Wenn Sie mir erlauben, das Shuttle zu verlassen… Dann teile ich ihr mit, daß Sie hier sind.«
Janeway lächelte erneut, diesmal noch freundlicher. »Da Sie offenbar zur Verwalterin gehen… Ich begleite Sie.«
»Das ist leider nicht möglich«, erwiderte Andross. »Selbst ich kann nur einige wenige Worte mit ihr wechseln, bevor sich das Gremium vertagt. Ich versichere Ihnen, daß ich Verwalterin Fee in aller Deutlichkeit auf den Ernst Ihrer Lage hinweisen werde.«
»Na schön.«
Janeway begriff, daß sie an dieser Stelle nicht weiterkam, und deshalb fügte sie sich. Zusammen mit Torres folgte sie Andross nach draußen und durch das Labyrinth aus Fluren in dem großen Gebäudekomplex. Eine Zeitlang wanderten sie durch weiße Korridore, vorbei an Türen, die alle gleich aussahen. Die Assistentin Milla und einige andere Bedienstete trugen ihr Gepäck. B’Elanna Torres warf immer wieder mißtrauische Blicke über die Schulter – sie schien zu befürchten, daß sich die Tutopaner mit ihren Sachen auf und davon machten.
Schließlich öffnete Andross eine der Türen und vollführte eine einladende Geste. Janeway sah einen großen Aufenthaltsraum und zu beiden Seiten davon luxuriöse Kammern, wie an Bord des Shuttles. »Man wird Ihnen alles Notwendige zur Verfügung stellen«, sagte der Bevollmächtigte und deutete zur Kom-Tafel neben der Tür. »Geben Sie einem meiner Assistenten Bescheid, wenn Sie etwas benötigen.«
Andross lächelte und formte die Hände zu einem Dreieck –
offenbar ein tutopanischer Gruß. Janeway fragte sich, warum der Tutopaner sie jetzt zum erstenmal auf diese Weise grüßte.
Als Andross gegangen war, verlor Torres keine Zeit und wandte sich sofort an die Kommandantin. »Das ist doch absurd! Warum besorgen wir uns nicht einfach ein neues Prozessormodul? Das wäre bestimmt viel einfacher.«
»Die Funktionen der Bordsysteme hängen von den Prozessoren ab«, entgegnete Janeway. »Wir haben eine lange Reise vor uns, und ich möchte mich dabei nicht auf unbekannte Hardware verlassen. Nein, ich bin fest entschlossen, alles zu versuchen, um unser Modul zurückzubekommen.«
»Warum lassen Sie ihm dann so etwas durchgehen?« fragte die Klingonin.
»Wie beurteilen Sie das Verhalten des Bevollmächtigten?«
erwiderte Janeway.
»Er beteuert dauernd, daß er uns helfen will«, meinte Torres.
»Doch seinen Worten folgen keine Taten.«
»Ja. Ich nehme an, es geht ihm in erster Linie um seine eigenen Interessen.«
Torres griff gereizt nach einer zerbrechlich wirkenden blauen Vase, betrachtete sie kurz und stellte sie dann wieder ab. »Ich verstehe nicht, warum Sie…«
»Warum ich was? Laute Proteste hätten Andross vielleicht veranlaßt, uns hier unter Arrest zu stellen. Ich habe ganz bewußt auf Einwände verzichtet, weil…« Janeway betätigte das
Sensorfeld des Öffners, und die Tür glitt beiseite. Dahinter erstreckte sich der leere Korridor. »Weil wir auf diese Weise die Möglichkeit haben, uns ein wenig umzusehen.«
In Torres’ Augen blitzte es aufgeregt. »Das klingt schon besser.«
Paris sah sich in der Bar um und stellte fest:
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