Verletzungen
Wo sich Leute Anonymität wünschten, war es nie hell. Er begann mit einer vorsichtigen Runde durch den dreieckigen Raum, mied die Ecken und spähte unauffällig in die dunklen Nischen. Im Bereich der hinteren Türen ging es ziemlich lebhaft zu – offenbar gab es dort Zimmer, in denen besondere Aktivitäten stattfanden. Die Decke blieb in der Finsternis verborgen, doch Paris zweifelte kaum daran, daß es dort Scanner und Aufzeichnungsgeräte gab.
Neelix und er hatten aus gutem Grund beschlossen,
ausgerechnet diese Bar zu besuchen: Hier verkehrten einfache Angestellte der Nabe sowie unerwünschte Elemente der Häuser.
Paris gefiel es hier besser als in den Clubs. Hier gab es keinen Tand, keinen falschen Flitter. Hier boten sich einem die Dinge so dar, wie sie wirklich waren. Wenn man sie akzeptierte – in Ordnung. Wenn nicht… Dann mußte man mit sehr
unangenehmen Überraschungen rechnen. An einem
Touristentreffpunkt hatte Paris mit jemandem Kontakt
aufgenommen, der behauptete, die Chemikalien liefern zu können. Jetzt wollte er Informationen über die
Computerdiebstähle sammeln – um sich die Zeit zu vertreiben, bis die Kontaktperson das Geschäft bestätigte.
Der Empfängerchip schien auf seine Gedanken zu reagieren und vibrierte. Paris betrat eine Nische und winkte Neelix zu sich.
Er vergewisserte sich, daß die Tür geschlossen war, bevor er den Chip in den Abtaster legte. Die nasale Stimme eines Tutopaners erklang. »Ihr Angebot ist akzeptiert. Neunzig Mengen Kortikosteroide und drei Mengen Texteroxid werden dem
Raumschiff Voyager geliefert, Andockturm BVO neunhundert.«
Den Worten folgte der Erkennungscode und eine recht vage Zeitangabe. Trotzdem erklärte sich Paris einverstanden; eigentlich blieb ihm gar keine Wahl.
Der Chip fiel halb verschmort ins Ausgabefach des Scanners.
Paris achtete nicht darauf und wiederholte mehrmals den Erkennungscode, um ihn sich fest ins Gedächtnis einzuprägen. Er hatte beobachtet, daß einige Schnabelleute die Reste von derartigen Empfängerchips einsammelten, um mit ihrem
Recycling ein wenig Geld zu verdienen. So weit bin ich noch nicht, dachte Paris. Er verfügte noch immer über Zahlungsmittel, dank der letzten Brateel-Runde.
Die Tür öffnete sich. »Hat alles geklappt?« fragte Neelix laut.
»Schließen Sie die Tür!« Paris zog den Talaxianer in die Nische. »Meine Güte, Sie geben einen lausigen Geheimagenten ab.«
Das schien Neelix kaum zu betrüben. »Hat das Geschäft nicht geklappt?«
»Doch.« Paris wiederholte erneut den Code. »Können Sie das behalten?«
Neelix winkte ab. »Kein Problem. Ist doch ganz einfach. Der Code lautet: ›Oovi sentix denar‹.« Dünne Falten bildeten sich in seiner Stirn. »Oder muß es ›Oovi denar sentix‹ heißen?«
Paris nannte die richtige Wortfolge noch einmal, und Neelix murmelte sie mit ihm zusammen. »Das ist unser Erkennungscode, wenn die Ware geliefert wird.«
Neelix klatschte in die Hände und lächelte. »Worauf warten wir dann noch? Lassen Sie uns von hier verschwinden!« Er klopfte auf die Brusttasche mit dem Signalgeber. »Beamen wir uns einfach an Bord zurück. Hier sieht uns niemand.«
Paris schüttelte den Kopf. »Wir haben nur einen Teil unserer Mission erfüllt.«
»Tuvok beauftragte uns damit, die notwendigen Chemikalien zu beschaffen!« wandte Neelix ein.
»Wir müssen mehr über die sonderbaren Computerdiebstähle herausfinden. Möchten Sie nicht wissen, was dahintersteckt?
Vielleicht sind Captain Janeway und Lieutenant Torres in Gefahr.«
»Nun, wenn Sie es so ausdrücken…« Neelix fügte sich
widerstrebend.
»Gut. Sie bleiben im Hintergrund und behalten die Dinge im Auge.« Paris kniff die Augen zusammen. »Ich habe einen Hauswart des Kartells gesehen, der allein trinkt. Genau das, was wir brauchen. Wenn wir einige Minuten lang ungestört an einem Terminal arbeiten können… Dann finden wir sicher einen Weg ins hiesige Datennetz, um Informationen abzurufen.«
»Tatsächlich?« Neelix musterte ihn skeptisch. »Und wer von uns soll dieses Wunder vollbringen?«
Paris seufzte. »Na schön. Die Einzelheiten meines Plans müssen noch ausgearbeitet werden, aber Sie wissen, was ich meine. Der Zugang zu einem Terminal wäre ideal. Sie haben ja gesehen, was passiert, wenn ich Informationen über Andock-und
Frachtprotokolle zu kaufen versuche – die Leute rennen sofort weg.« Er öffnete die Tür der Kom-Nische. »Sie beschränken sich darauf, mir den Rücken freizuhalten. Das ist
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