Verletzungen
wirklich, wohin wir gehen?«
»Ja«, bestätigte Janeway. »Unser Ziel ist das Zentrum des allgemeinen Geschehens.«
Torres dachte einige Sekunden lang nach. »Weshalb sind Sie sicher, daß wir dorthin wollen?«
»Tutopaner zeichnen sich durch eine bemerkenswert
symmetrische Lebensperspektive aus. In der Mitte dieses Gebäudekomplexes finden wir bestimmt, was wir suchen.«
Daraufhin schwieg Torres und beschränkte sich darauf, Janeway stumm zu folgen. Zwar erregten sie eine Menge Aufmerksamkeit, aber kein Tutopaner sprach sie an – bis sie in einen
Empfangsbereich gelangten, in dem es recht lebhaft zuging.
Janeway unterhielt sich dort mit einem Wächter, und B’Elanna glaubte, folgendes zu verstehen: Hier wurden ›Tests‹
beziehungsweise ›Überprüfungen‹ durchgeführt, und es war ihnen nicht erlaubt, die entsprechende Sektion zu durchqueren.
Janeway gab schließlich ihren Versuch auf, den Mann zu überzeugen. Seufzend wandte sie sich ab und sah zu Torres.
»Kommen Sie.«
»Er hat doch gesagt, daß wir hier nicht weiter dürfen.« Torres warf dem Wächter einen finsteren Blick zu.
»Dann machen wir eben einen Umweg.«
Sie mußten fast bis in den obersten Stock hinauf, um den Überprüfungsbereich zu umgehen, aber ihre Beharrlichkeit wurde schließlich belohnt, als die Korridore vor ihnen breiter wurden und sie mehr Tutopanern begegneten. Die Einheimischen
schritten ruhig dahin und hatten es nicht eilig, worüber sich Torres ärgerte. Doch Janeway paßte sich ihrem Tempo an, und der Klingonin blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
An einem Torbogen drängten sich Dutzende von Passanten zusammen, versperrten Torres und Janeway die Sicht. Kurze Zeit später traten sie auf eine Terrasse, von der aus man in ein riesiges Atrium hinabsehen konnte. Von jeder Etage aus führten
Korridore zu solchen Terrassen, auf denen viele Zuschauer saßen oder standen. Ganz unten, in der Mitte des gewaltigen Saals, bemerkte B’Elanna ein zentrales Gebilde. Sie fragte sich, warum man so viel Platz vergeudet hatte.
»Sehen Sie nur!« Sie deutete nach unten. »Ist das nicht Andross?«
Janeway kniff die Augen zusammen. »Ja, das ist er tatsächlich.«
Mit eiligen Schritten folgte der Bevollmächtigte einer Gruppe, die sich vom zentralen Gebilde entfernte. Es fiel nicht leicht, den kleinen Tutopaner im Auge zu behalten – ganz im Gegensatz zu der Frau in der Gruppenmitte. Sie war größer als alle anderen, ging zielstrebig und mit einer eleganten Würde, die ihren Begleitern fehlte.
»Wie nehmen wir Kontakt mit ihm auf?« Janeway drehte den Kopf, suchte nach einer Treppe.
»Kein Problem.« Torres beugte sich übers Geländer und formte mit den Händen einen Trichter vorm Mund. »Andross!« rief sie aus vollem Hals. »He, Andross, hier oben!«
Janeway griff nach ihrem Arm, aber es war bereits zu spät. Im Atrium wurde es wesentlich leiser, als alle Anwesenden nach oben sahen. Mit einer solchen Reaktion hatte Torres nicht gerechnet.
Andross riß entsetzt die Augen auf. Die Tutopaner stellten nun eine Verbindung zwischen Torres und Janeway einerseits sowie dem Bevollmächtigten andererseits her. Brummendes
Stimmengewirr setzte ein, als Hunderte von Personen das Geschehen leise kommentierten.
»Kommen Sie«, preßte Janeway zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Jetzt müssen wir mit dem Kopf durch die Wand.«
»Hatten Sie das nicht ohnehin vor?« fragte Torres verdrießlich.
»Nein.«
Andross wartete am Ende der Treppe auf sie. »Was machen Sie in der Ratskammer?«
»Wir waren neugierig«, erwiderte Janeway. »Und deshalb entschlossen wir uns zu einem Streif zug durch dieses Gebäude.«
»Sie haben den ganzen Weg von Ihrer Unterkunft bis hierher zurückgelegt, ohne aufgehalten zu werden? Unerhört!«
Ungläubig musterte der Bevollmächtigte erst Janeway und dann Torres.
Die Klingonin zuckte mit den Schultern. »Wir haben uns so verhalten, als wüßten wir hier gut Bescheid.«
Es schien Andross sehr schwer zu fallen, nicht die Fassung zu verlieren. »Ich weiß, wohin Sie jetzt gehen – zurück zu Ihrem Quartier.«
»Können wir uns hier nicht ganz nach Belieben umsehen?«
fragte Janeway unschuldig.
»Niemand hat solche Freiheit!« entfuhr es dem
Bevollmächtigten scharf.
Die Kommandantin bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »So gefallen Sie mir besser als mit Ihrer falschen Freundlichkeit.«
Andross versteifte sich und wirkte plötzlich wesentlich aggressiver. Aus einem
Weitere Kostenlose Bücher