Verletzungen
Ihre Meinung hören.«
Tuvok kommentierte diesen ungewohnten Anfang einer
Besprechung, indem er die Brauen hob. »Ich glaube, unsere Aufmerksamkeit sollte vor allem dem Bevollmächtigten Andross gelten. Immerhin hat er damit gedroht, Captain Janeway und Lieutenant Torres zu töten, wenn wir ihm bis morgen Mittag nicht die gewünschten Informationen liefern.«
»Wir müssen auf ihn eingehen«, sagte Kes, »um den Captain und B’Elanna zu retten.«
»Die Unterstützung eines Aufstands stellt eine direkte Verletzung der Ersten Direktive dar«, gab Tuvok zu bedenken.
Neelix rollte mit den Augen. »Nicht schon wieder.«
»Ja, es geht erneut darum«, erwiderte Chakotay sofort. »Nun, wir könnten beide Probleme lösen, indem wir den Tutopanern geben, was sie wollen. Und dann?«
»Dann verschwinden wir von hier«, meinte Neelix. »Ist doch ganz klar.«
»Und zurück bleiben von uns mitverschuldete Auswirkungen, die das Leben von Millionen Personen beeinflussen. Möchten Sie eine solche Verantwortung tragen?« Chakotay beugte sich ein wenig vor und musterte die übrigen Anwesenden. »Ich nicht.«
»Wir müssen einen anderen Weg finden«, pflichtete Tuvok dem Ersten Offizier bei.
»Warum fliegen wir nicht einfach los, um den Captain und B’Elanna zu befreien?« fragte Kim.
Chakotay hatte diese Möglichkeit bereits in Erwägung gezogen.
»Das Kartell gestattet uns keinen Shuttleflug durchs primäre Sonnensystem.«
»Nannte es einen Grund?« erkundigte sich Kes.
»Die Repräsentanten des Kartells wissen, daß unser
Prozessormodul irgendeine Rolle bei dem Aufstand spielt. Ich habe darauf hingewiesen, daß wir nur beabsichtigen, Captain Janeway und Lieutenant Torres in Sicherheit zu bringen, aber man verlangte weitere Informationen über Min-Tutopa. Das Interesse an den dortigen Vorgängen scheint recht groß zu sein.«
Neelix schnitt eine Grimasse. »Captain Janeway ist nicht auf den Kopf gefallen. Vielleicht kommt sie auch allein zurecht.«
»Gefangene haben praktisch nie entscheidenden Einfluß auf ihre eigene Situation«, wandte Tuvok ein.
»Nun, wir können nicht einfach hierbleiben und abwarten«, sagte Kim.
»Schlagen Sie vor, ohne eine Genehmigung nach Min-Tutopa zu fliegen?« Chakotay schüttelte den Kopf. »Die defensive Kapazität unserer Shuttles ist nicht groß genug, um einem Angriff durch Einheiten des Kartells standzuhalten.«
»Und wenn wir mit der Voyager aufbrechen?« fragte der junge Fähnrich.
»Angesichts der vielen Fehlfunktionen kämen wir nicht weit«, entgegnete Tuvok.
Wie bringt er es fertig, abfällig zu klingen, obgleich in seiner Stimme keine Veränderungen festzustellen sind? dachte Chakotay.
»Der Einsatz eines Shuttles wäre weitaus vernünftiger«, fügte der Vulkanier hinzu.
»Wir können nicht einfach abwarten«, wiederholte Kim stur.
»Wir sollten Druck ausüben, solange wir noch dazu imstande sind.«
Es wurde still im Besprechungsraum, als alle nachdachten.
»Sie plädieren für ein kühnes Vorgehen, Mr. Kim«, sagte Chakotay schließlich. »Und ich verstehe Ihren Standpunkt.«
»Die Voyager hat weder Warppotential noch Impulskraft«, verkündete Tuvok. »Ohne Computerkontrolle sind die
Deflektoren und Schilde unzuverlässig. Außerdem werden die Bordsysteme noch immer von energetischen Fluktuationen beeinträchtigt.«
»Sehen wir die Sache mal aus einem anderen Blickwinkel«, meinte Chakotay. »Welche Systeme funktionieren?«
»Es ist uns gelungen, die Lebenserhaltung zu stabilisieren«, erwiderte Kim. »Und wir haben das Manövriertriebwerk.«
»Phaser und Photonentorpedos sind einsatzbereit«, sagte Tuvok.
»Allerdings arbeitet die Zielerfassung nicht mit der notwendigen Genauigkeit.«
Chakotay stand auf, verärgert von den vielen negativen Faktoren, die sich bei einer Beurteilung der Lage ergaben. Er schritt zum Fenster, blickte zur Nabe und stellte sich der sehr unangenehmen Erkenntnis, daß sie einen fairen Kampf nicht gewinnen konnten. Also durfte die Konfrontation nicht fair sein, woraus folgte: Sie mußten wieder zur Guerillataktik greifen –
Täuschung, überraschende Aktionen, das Bemühen, im Lager des Gegners die Saat des Entsetzens auszubringen, ihn zu
demoralisieren.
Er drehte sich um und sah erwartungsvolle Gesichter. Das Vertrauen der übrigen Offiziere erfüllte ihn mit neuer Zuversicht.
»Nach meinen Erfahrungen ist es möglich, Nachteile in einen Vorteil zu verwandeln. Ich schätze, so etwas läßt sich auch hier
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