Verletzungen
Gelegenheit ging es um die Installation eines
Transportgeräts im Maschinenraum. Der Kommandantin
gegenüber alles zuzugeben… Das war für Torres gräßlicher gewesen als alles andere. So mies hatte sie sich nicht einmal gefühlt, als sie zunächst vergeblich versuchte, den
Vernichtungsapparat vom Schiff zu trennen.
»Ich weiß tatsächlich, was nötig ist«, sagte sie und glaubte zu spüren, wie ihr etwas den Hals zuschnürte. »Trennen Sie unser Prozessormodul vom Kom-Netz.« Prog ließ zischend den
angehaltenen Atem entweichen. »Sie wollen mir keine Auskunft geben?«
»Ich habe keine Ahnung, wie Ihre Situation verbessert werden könnte.« Torres wandte sich ab und hoffte, daß sie nicht schon alle notwendigen Informationen preisgegeben hatte.
»Ich habe Sie für eine Kämpferin gehalten!« rief Prog ihr nach.
»Aber Sie sind schwach, wie alle anderen.«
Torres schüttelte stumm den Kopf und sah nicht zurück. Als sie aufsah, begegnete sie Janeways Blick. »Sie sind wach, Captain!«
»Ja.« Janeway stützte sich auf die Ellenbogen. »Sie haben die Tutopanerin belogen.«
B’Elanna hob verblüfft die Brauen. »Woher wollen Sie das wissen?«
»Meine Mutter ist auf theoretische Physik spezialisiert. Seit meiner Kindheit bin ich mit Computerprogrammen aller Art vertraut. Daher kenne ich die Lösung für das hiesige Problem ebensogut wie Sie: Die Daten müssen parallel verarbeitet werden.
Das Schlüsselwort heißt Multitasking.«
»Warum haben Sie nichts gesagt?« fragte Torres leise. »Ich hätte mich fast dazu hinreißen lassen, Prog einen entsprechenden Tip zu geben.«
»Sie sind einer meiner Senior-Offiziere, Lieutenant«, erwiderte Janeway. Es klang fast überrascht. »Ich verlasse mich darauf, daß Sie sich an meine Anweisungen halten.«
Torres fühlte sich von Unbehagen erfaßt. »Ihr Schweigen kam also einem Test gleich? Wollten Sie herausfinden, ob ich mich diesmal an Ihre Order halte?«
»Nein. Ich muß meiner Crew vertrauen – andernfalls geraten wir in noch größere Schwierigkeiten als die gegenwärtigen.«
Janeways Nicken galt Prog und den tutopanischen Wächtern.
»Nur durch Zusammenarbeit und gemeinsame Ziele kann uns irgendwann einmal die Rückkehr in den Alpha-Quadranten gelingen.«
B’Elanna schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Nur eins ist mir klar: Ich konnte Sie nicht noch einmal enttäuschen.«
Janeway entspannte sich kaum merklich. »Damit habe ich auch nicht gerechnet.«
Kapitel 19
Nach der Drohung des Bevollmächtigten Andross verbrachte Chakotay den Rest des Tages damit, die einzelnen Sektionen der Voyager zu besuchen, mit den zuständigen Offizieren zu sprechen und einen besseren Eindruck von der Atmosphäre an Bord zu gewinnen. Normalerweise riet Starfleet
Raumschiffkommandanten von einem solchem Verhalten ab, was für den Indianer eins bewies: Die Flotte ging bei ihren Empfehlungen zu häufig von der Annahme aus, daß ihre Schiffe ausschließlich im stellaren Territorium der Föderation verkehrten.
Wenn man dort lange genug durchhielt, so kam früher oder später jemand, um nach dem Rechten zu sehen.
Gerade deshalb war die aktuelle Situation so schwierig. Auf Dutzende oder gar Hunderte von verschiedenen Arten verlor die Besatzung Kraft. Chakotay spürte das ganz deutlich. Zwar war es ihnen inzwischen gelungen, einige der ausgefallenen
Bordsysteme zu reaktivieren und Fehlfunktionen zu verringern, aber in der Crew verstärkte sich der Eindruck, daß die Zeit immer knapper wurde.
Als Chakotay von Abteilung zu Abteilung ging, wurde ihm klar, daß er wieder in Starfleet-Bahnen dachte. An der Akademie hatte er von den besten Strategen und Taktikern gelernt. Und später, als er die Flotte verließ, bekam er Gelegenheit, seine erworbenen Fähigkeiten zu verbessern. Er wollte auf keinen Fall die allgemeinen Prinzipien im Umgang mit der Crew in Frage stellen, doch seiner Ansicht nach erforderten besondere Situationen besondere Maßnahmen.
Am Abend beendete er die Tour durchs Schiff. »Sie alle kennen unsere Lage.« Chakotay faltete die Hände auf dem
Konferenztisch und wandte sich an die geschrumpfte Gruppe aus Senior-Offizieren. Zugegen waren diesmal auch Neelix, der sich in der Nabe aufgehalten hatte, und Kes, die den Bordarzt vertrat.
Beim Besuch in der Krankenstation hatte Chakotay das Ausmaß von Zimmermans Fehlfunktionen gesehen. Andererseits: Der Doktor arbeitete wieder und analysierte die Reaktionsmuster des neuralen Gewebes, »Ich möchte nun
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