Verletzungen
Sache zu beteiligen – obwohl sie überhaupt nichts damit zu tun haben.«
Torres stützte die Ellenbogen auf die Knie und sammelte Kraft für den zweiten Aufstehversuch. »Solche Worte habe auch ich einmal an jemanden gerichtet.«
Sofort erwachte Progs Interesse. »Wann?«
Torres wollte lachen, aber es wurde nur ein Krächzen daraus.
»Als ich an einem Befreiungskampf teilnahm.«
»Tatsächlich? Haben Sie gewonnen?«
»Ich weiß es nicht.« Torres starrte ins Leere. »Was mag wohl daraus geworden sein…?«
»Sie haben den Kampf aufgegeben.« Progs Stimme klang
vorwurfsvoll. »Verloren Sie plötzlich den Glauben an Ihre Sache?«
»In gewisser Weise.« Torres stemmte sich hoch. »Eigentlich war es nie meine Sache. Vielleicht habe ich damals nur gekämpft, weil es für mich nichts anderes gab, an das ich glauben konnte.«
» Ich glaube an das Ziel unserer Bewegung.« Prog senkte den Blick und sah auf ihre Hände. »Ich gehöre zu den ranghöchsten Computertechnikern des Kommunikationsnetzes. Ich setze alles aufs Spiel, mein ganzes Leben.«
»Was hat Sie veranlaßt, an dem Aufstand teilzunehmen?«
erkundigte sich Torres. »Warum gehen Sie ein solches Risiko ein?«
»Warum? Weil ich die Umstände meiner bisherigen Existenz einfach nicht mehr ertragen konnte. So durfte es nicht weitergehen.«
»War Ihr Leben so schwer oder unangenehm?« B’Elanna Torres wußte, was es bedeutete, ein Außenseiter zu sein und immer am Rand der Verzweiflung zu wandeln. Doch diese Frau schien nicht dem üblichen Muster zu entsprechen. Torres deutete auf die Einrichtungsgegenstände und modernen Geräte. »Es scheint Ihnen nicht schlecht zu gehen.«
»Ich habe keine Kontrolle über mein eigenes Leben. Ich wäre jetzt viel lieber Mitglied jener freien Gemeinschaft, in der ich aufwuchs. Doch als ich mich für die technische Ausbildung entschied, gab ich alles auf. In meiner Heimat braucht man Arbeitskräfte mit Fachkenntnissen. Ich wollte bei den Leuten arbeiten, die ich liebe, um dabei zu helfen, die Gemeinschaft weiterzuentwickeln.«
»Können Sie nicht zurück?«
»Ich bin noch für fünfzehn Rotationen an die Provinz Seanns gebunden. Meine Vorgesetzten befinden darüber, wann ich welchen Ort aufsuche. Sie könnten mich jederzeit nach Ellosian versetzen. Eine meiner Freundinnen – Mart – mußte ihren Partner verlassen und sich nach Tangir begeben. Es heißt, dort bleibt sie nur für zwei Rotationen, aber wer weiß?«
»Deshalb haben Sie beschlossen, Andross zu helfen?« Torres sah sich im leeren Kontrollraum um. »Wo steckt der kleine, an Größenwahn leidende Bursche?«
»Wen meinen Sie?«
»Andross. Er erschient mir nicht wie das Oberhaupt einer Revolution.«
Dieser Hinweis schockierte Prog geradezu. »Ich wäre jederzeit bereit, mich zusammen mit Andross testen zu lassen.«
Torres streckte sich und fühlte, wie die Muskeln schmerzten –
sie hatte zuviel Zeit auf der Liege verbracht. Sie schwang die Arme und trat mit den Beinen, um die Durchblutung zu
stimulieren. Mit langsamen Schritten näherte sie sich Prog. Eine Gaswaffe lag neben der Konsole, doch Prog schien weitaus mehr Interesse an den vielen Datenkassetten zu haben. Die
Uniformierten an der Tür erwiesen sich als wachsamer,
beobachteten die Klingonin aufmerksam und ließen sie nicht aus den Augen.
»Ich kenne nicht einmal ihren Namen«, sagte Prog in einem entschuldigenden Tonfall.
»B’Elanna Torres.« Sie betrachtete die roten Etiketten der Kassetten, las Aufschriften wie NUR FÜR QUANTENMECHANIKER
UND GEHEIM.
»Klingt gut.« Prog wirkte ein wenig verlegen, als ihr Blick zu den Knochenhöckern an B’Elannas Stirn glitt. »Was sind Sie?«
»Mein Vater war Terraner und meine Mutter Klingonin.« Sie nickte in Richtung Janeway. »Sie ist ein Mensch.«
»Sie sagen das so, als… als seien Sie ein wenig neidisch.«
»Vielleicht.« Ein solches Maß an Aufmerksamkeit hatte Torres nicht von Prog erwartet. »Nun, möglicherweise sollte ich froh sein, daß klingonisches Feuer in mir brennt. Immerhin sehe ich hier deutlich, was der Pazifismus bei Ihrem Volk angerichtet hat.
Außerdem steckt Pazifismus hinter dem Prinzip der
Nichteinmischung, das mir derzeit eine große Hilfe ist.«
Prog schüttelte den Kopf. »Würden Sie selbst dann bei der Zerstörung Ihres Prozessormoduls zusehen, wenn Sie etwas dagegen unternehmen könnten?«
Torres schnaubte. Wie sollte sie die Erste Direktive erklären, wenn es ihr selbst schwerfiel, sie zu
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