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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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spielte.
    Auch wenn das Interesse mit den Jahren abgeflacht ist, kommt Markus doch aus einer Familie, in der christliche Werte wichtig sind. Als Remi eines Tages vorschlug, mal etwas anderes zu tun, als Ballerspiele zu spielen und sich volllaufen zu lassen, war Markus überraschend leicht zu überreden.
    Es war mehr als zwanzig Jahre her, dass sie Frau Pedersen als Lehrerin gehabt hatten, und die Jahre hatten die alte Frau grau und faltig werden lassen, sodass Markus sie nicht einmal wiedererkannte. Remi wusste, dass die Polizei herausfinden würde, wer sich an diesem Tag im Grünerhjemmet aufgehalten hatte. Sollten sie überdies ermitteln, dass Johanne Klingenberg eine von Erna Pedersens alten Schülerinnen war, würden sie bestimmt nach Menschen mit dem gleichen Hintergrund suchen. Sollten sie dann auch noch nach Querverbindungen zwischen Erna Pedersens Schülern und dem Grünerhjemmet suchen, würden sie irgendwann auf Markus Gjerløw stoßen. Remi Gulliksen, wie er sich im Besucherbuch eingetragen hatte, war nie ein Schüler von Pedersen gewesen. Remi Winsnes hingegen, wie er bis zu seinem achtzehnten Geburtstag geheißen hatte …
    Die Sache mit dem PC war einfach. Markus wollte immer das Neueste vom Neuen und hatte nichts dagegen, Remi seinen alten Laptop zu verkaufen. Remi lud die Harddisk des Rechners voll mit Bildern von Johanne und Details aus Erna Pedersens Zimmer. Sollte die Polizei überprüfen, ob es sich wirklich um Markus’ Computer handelte, würden sie schnell feststellen, dass die Seriennummer tatsächlich auf seinen Namen eingetragen war. Alles würde auf einen Mann hindeuten, der mit einer Waffe am Kopf eine Handvoll Morphiumkapseln genommen hatte. Und wieder sah Remi das Licht aus den Augen eines Menschen verschwinden, den er hasste. Und als einen perfekten Abschluss schrieb Remi dann noch Markus’ Entschuldigung in sein Facebook-Profil – ein Status, der unerklärt bleiben würde.
    Das Ganze schien perfekt zu sein.
    Aber warum war dann die Polizei draußen?
    Der Mord an Johanne, denkt Remi. Hatte Markus möglicherweise ein Alibi? Remi schüttelt den Kopf. Halo 3 ist gerade erst auf den Markt gekommen, und solange so ein Spiel neu war, tat Markus für die nächste Zeit nichts anderes als spielen, spielen, spielen. Als Killzone 2 erschien, schlief er zwei ganze Tage lang nicht eine Minute.
    Natürlich hatte ein gewisses Risiko bestanden, aber Remi schickte Markus eine SMS , als er zu Johanne aufbrach, und fragte ihn, was er gerade tue. Die Antwort bestätigte seine Vermutung. Markus spielte. » Ätzende Grafik, aber geiler Sound .« Alles war, wie es sein sollte.
    Wo also steckt der Fehler?
    Eigentlich spielt es keine Rolle mehr. Es gibt aus diesem Haus nur zwei mögliche Auswege: freiwillig mit erhobenen Armen oder unfreiwillig mit Aussicht auf das Innere eines Leichensacks.
    Für welche entscheidest du dich?
    Er nimmt das Handy, drückt den grünen Knopf und legt das Telefon ans Ohr. Hört Rauschen. Es vergehen ein paar Sekunden, er wundert sich.
    »Hallo?«
    »Hier spricht Justizministerin Trine Juul-Osmundsen.«
    Er kennt die Stimme der Frau bisher nur aus den Medien. Aber alle, die in Jessheim aufgewachsen sind, wissen natürlich, wer sie ist. Sie stammt zwar aus Kløfta, ist in ihrer Jugend aber trotzdem oft in Jessheim gewesen. Die Lokalzeitungen haben immer schon ausführlich über sie berichtet. Deswegen hat Remi in gewisser Weise das Gefühl, sie zu kennen.
    »Sie wollten mit mir sprechen«, sagt Trine. Sie klingt irgendwie hart und unbeugsam. Das gefällt ihm nicht. »Also, hier bin ich«, fährt sie fort. »Wenn ich es richtig sehe, Remi, haben Sie die Bedingung für mein Kommen noch nicht erfüllt. Wenn Sie etwas haben wollen, Remi, müssen Sie mir auch etwas geben . Das heißt, wenn Sie wollen, dass wir unser Gespräch fortsetzen und miteinander reden, Sie und ich, dann müssen Sie mir ein bisschen Entgegenkommen zeigen.«
    Remi schnaubt. Im Hinblick auf die Situation, in der Trine selbst gerade steckt, hat er mit mehr Verständnis gerechnet. Aber nein, stattdessen soll er ihr etwas geben .
    Er weiß, wohin das führen wird. Sobald er die Tür öffnet, werden sie das Haus stürmen und ihn zur Strecke bringen.
    Es kommt überhaupt nicht infrage, dass er ihr irgendetwas gibt.
    »Wie viele Leute sind bei Ihnen?«
    Viel zu viele, denkt er, sagt aber nichts.
    »Ich will, dass Sie eine Geisel freilassen, Remi. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Remi schnaubt wieder.
    Was für ein

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