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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Vater.
    »Möchten Sie einen Kaffee oder irgendetwas anderes?«, fragt Martine.
    »Nein danke«, antworten die Polizisten unisono.
    »Wie geht es ihm?«, fragt Bjarne.
    Martine Elvevold zögert ein paar Sekunden mit ihrer Antwort. »Schwer zu sagen. Ich habe ihn heute nicht in die Schule geschickt, weil er … wie soll ich sagen … etwas abwesend wirkt. Zwischendurch ist er ganz normal, aber dann kommen wieder Momente, in denen er mit leerem Blick vor sich hin starrt. Ulrik war immer schon ein ziemlich unruhiger, ängstlicher Junge.«
    Bjarne nickt. »Hat er irgendetwas gesagt – ich meine: darüber, was geschehen ist?«
    Martine schüttelt den Kopf. »Ich habe ihn aber auch nicht unter Druck gesetzt. Ich denke, es ist besser, ihm Zeit zu lassen.«
    »Zeit ist leider ein Luxus, den wir uns nicht wirklich leisten können«, entgegnet Bjarne. »Haben Sie etwas dagegen, dass ich kurz mit ihm spreche?«
    »Nein«, sagt sie, macht aber zugleich ein besorgtes Gesicht. »Seien Sie bitte vorsichtig mit ihm.«
    Bjarne lächelt mitfühlend. »Natürlich.«
    Er signalisiert Sandland, dass er das Gespräch gerne allein führen möchte.
    »Vielleicht nehme ich doch eine Tasse Kaffee«, sagt sie.
    Martine Elvevold lächelt, geht an ihr vorbei und zeigt ihr den Weg in die Küche.
    Bjarne wartet, bis er mit Ulrik allein ist. Er setzt sich mit etwas Abstand neben ihn auf den Boden. »Was guckst du dir denn da an?«, fragt er und verfolgt den Blick des Jungen, der unruhig über den Bildschirm zuckt. Darauf verprügelt Fiona gerade einen Kerl, der sich als Robin Hood ausgegeben hat.
    »Super!«, sagt Bjarne. »Die hat es echt drauf.«
    Ulrik antwortet nicht.
    »Meine Tochter mag diesen Film auch«, sagt Bjarne nach einer Weile. »Ich habe ihn bestimmt schon dreißig Mal gesehen.«
    Auch darauf sagt Ulrik nichts.
    Bjarne lässt seinen Blick durch den Raum schweifen, während er überlegt, wie er den neunjährigen Jungen erreichen kann. Vor dem Fernseher liegen DVD -Hüllen auf dem Boden. Unter dem Esstisch steht ein Karton mit Legosteinen, und überall sind Murmeln verstreut. Neben dem Sofa liegt ein Softball.
    »Ulrik«, sagt Bjarne und wendet sich wieder dem Jungen zu. »Ich heiße Bjarne. Ich arbeite bei der Polizei.«
    Der Junge nimmt den Blick nicht vom Fernseher.
    »Ich versuche herauszufinden, was gestern Abend im Pflegeheim passiert ist. Ich weiß, dass du Erna Pedersen gefunden hast.«
    Dieses Mal sieht der Neunjährige kurz zu Bjarne hinüber.
    »Kannst du mir erzählen, was du gesehen hast?«
    Ulriks Blick geht wieder zum Fernseher.
    »Ist es okay, wenn ich ihn ein bisschen leiser mache?«, fragt Bjarne und zeigt auf die Fernbedienung. »Dann können wir uns besser unterhalten.«
    Ulrik antwortet nicht, aber Bjarne erkennt trotzdem so etwas wie Zustimmung. Er streckt sich zur Fernbedienung und stellt den Fernseher auf lautlos. Mit einem Mal sind die Geräusche aus der Küche zu hören. Leise Stimmen, das Klirren einer Tasse.
    »Wir wissen, dass jemand der alten Frau etwas Schlimmes angetan hat«, fährt Bjarne fort. »Und es ist meine Aufgabe zu verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Ich frage mich, ob du mir dabei helfen kannst.«
    Ulrik sieht Bjarne an.
    »Hast du jemanden gesehen, der böse zu Frau Pedersen war?«
    Der Junge senkt erneut den Blick und knibbelt an seinen Fingern herum. Dieses Mal wartet Bjarne.
    »Sie war einfach tot«, sagt Ulrik schließlich.
    »Du hast nicht gesehen, was passiert ist? Wie sie gestorben ist?«
    Ulrik schüttelt den Kopf, schnell und energisch.
    Bjarne überlegt, wie er die Frage anders formulieren kann. »Hast du jemanden gesehen, der bei ihr im Zimmer war?«
    Die gleiche Reaktion. Wieder wirkt Ulrik nachdenklich und traurig.
    »War Frau Pedersen nett?«
    Der Junge nickt. »Sie hat mir manchmal Karamellbonbons geschenkt.«
    »Karamellbonbons? Das ist toll«, sagt Bjarne. »Hast du oft mit ihr geredet?«
    »Nicht so oft.«
    »Aber ab und zu?«
    Ulrik starrt vor sich auf den Boden. Bjarne weiß nicht, ob es Sinn hat, ihn weiter zu befragen. Auch ohne den Jungen zu kennen, sieht er, dass er sich tief in sich zurückgezogen hat. Ob er das nur tut, weil er einen toten, einen ermordeten Menschen gesehen hat, ist schwer zu sagen.
    »Okay«, sagt Bjarne und steht auf. »Danke, dass du mit mir geredet hast, Ulrik. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder.«
    Der Junge antwortet nicht, und Bjarne reicht ihm die Fernbedienung. Gleich darauf hallt ein Lied durchs Zimmer, eine lustige

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