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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Klingenbergs Mörder. Sie haben seine Leiche gefunden. Selbstmord, aller Voraussicht nach.«
    Henning bläst vorsichtig in seine Tasse und geht an ihr vorbei zu seinem Platz. »Wunderbar, dann wäre das ja geklärt.«
    Heidi geht hinter ihm her. »Ich hatte auf einen exklusiven Bericht gehofft«, sagt sie vorwurfsvoll. »Alles, was wir bisher haben, sind fünf Zeilen von NTB . Ich hasse NTB , das weißt du genau.«
    »Hm«, sagt Henning. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Gut, fein. Und es würde nicht schaden, wenn du mal rausfährst und ein paar Bilder machst.«
    Henning setzt sich, reibt sich mit den Händen über das Gesicht und spürt einen Gedanken auftauchen, der ihn ein wenig überrascht. Er würde was drum geben, wenn Iver Gundersen jetzt da wäre. Iver könnte ihn entlasten. Vor allen Dingen könnten sie sich die Bälle zuspielen. Momentan passiert einfach zu viel auf einmal.
    Er muss Prioritäten setzen. Und im Augenblick ist es das Wichtigste, Trine zu helfen, auch wenn er noch nicht genau weiß, was er mit den Dingen anstellen soll, die er herausgefunden hat. Es sind keine handfesten Beweise, nein, möglicherweise aber reicht es trotzdem, um Trine die nötige Munition zu liefern, mit der sie zurückfeuern kann. Die Frage ist nur, wie er ihr das vermitteln soll und ob sie es überhaupt annehmen wird.
    Henning tätigt einen kurzen Anruf bei der Polizei und erfährt in groben Zügen, was in Grorud vorgefallen ist. Er ergänzt den NTB -Bericht, gibt seine eigene Byline ein, auch wenn es ihn eigentlich fuchst, dass er so weit im Rückstand ist. Er versucht, Bjarne Brogeland zu erreichen, wird aber direkt auf dessen Mailbox weitergeleitet. Okay, damit habe ich getan, was ich tun kann, redet er sich selber ein. Fürs Erste.
    Und was jetzt?
    Vielleicht kann ich Trines Angelegenheit ja jemand anderem übergeben, denkt er. Gibt es jemanden im Haus, der den Sprengstoff, den ich gefunden habe, richtig einsetzen wird?
    Er schüttelt den Kopf. Die Sache ist zu wichtig, als dass er sie aus der Hand geben kann. Und wenn sie einen Effekt haben soll, braucht er handfeste, konkrete Beweise, am besten auf legalem Weg beschafft. Trine ist schließlich Justizministerin. Danach muss er dafür sorgen, dass sie davon erfährt – möglichst ohne sein Mitwirken offenzulegen. Trine hat klipp und klar zum Ausdruck gebracht, dass sie seine Hilfe nicht will.
    Also, wie lässt sich das lösen?
    Er kann nicht einfach zur Polizei gehen. Sie würden einen triftigen Grund brauchen, um die Daten aus dem Internetcafé in Eiksmarka anzufordern.
    Außerdem gibt es noch ein ganz entscheidendes Hindernis, denkt er, das größte von allen. Trines fehlender Wille, sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen. Henning kann sich nicht erklären, wieso sie nichts tut. Und solange er den Grund hierfür nicht kennt, lässt sich schwer abschätzen, ob das, was er herausgefunden hat, ihr helfen kann.
    Du musst es trotzdem versuchen, redet er sich ein. Trine soll wenigstens erfahren, wer gerade dabei ist, ihre Karriere zu zerstören. Dann soll sie selbst entscheiden, was sie mit diesem Wissen anfangen will.
    63
    Trine atmet tief durch, ehe sie aus dem Auto steigt. Ihr Blick ist auf die Eingangstür geheftet. Sobald sie das Auto verlässt, wird sie nichts anderes mehr hören als Stimmengewirr. Sie werden sie mit Fragen bombardieren, und es wird eng werden. Aber da muss sie jetzt durch.
    Sie nimmt alle Kraft zusammen, sammelt sich für einen Moment. Und das Einzige, woran sie denkt, als das Blitzlichtgewitter den Eingangsbereich in weißes Licht taucht, ist: Es sind nur wenige Meter bis zur Tür.
    Pål Fredrik wartet bereits auf sie. Er lässt sie herein und schließt die Tür hinter ihr. Doch das Heulen des Wolfsrudels dringt auch durch Schlüssellöcher und Lüftungskanäle.
    Sie sehen sich an.
    »Hallo«, sagt sie schließlich. Leise.
    Pål Fredrik sagt nichts. Er stellt sich vor sie. Zieht sie an sich. Trine verschwindet in seiner Umarmung. Legt ihren Kopf an seine Brust. Spürt seinen Herzschlag unter ihrem Ohr. Der große, starke Mann. Ihr Fels in der Brandung.
    Sie stehen lange so da, ohne etwas zu sagen, bis sie sich irgendwann von ihm löst.
    »Wie geht es dir?«, fragt er und hilft ihr aus der Jacke.
    »Wie geht es dir ?«, gibt sie die Frage zurück.
    Er lächelt schwach. »Hab mich schon besser gefühlt.«
    »Ich mich auch.«
    Sie lächeln beide, vorsichtig, unsicher.
    Trine geht vor ihm ins Wohnzimmer und bleibt stehen, als sie die

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