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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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gedämpfte Beleuchtung sieht. Auf dem Esstisch ist für zwei eingedeckt. Der Rotwein ist bereits geöffnet, damit der Wein atmen kann.
    »Ich habe versucht, Essen zu kochen«, sagt er.
    Trine sieht ihn zärtlich an.
    »Und du weißt, was für ein Meisterkoch ich bin.«
    Da muss sie lachen.
    »Zehn Minuten noch, dann ist alles fertig. Zumindest wenn Nigella alle Sinne beisammenhatte, als sie das Kochbuch geschrieben hat.«
    Trine hat schon ganz vergessen, wie gut Lachen tut, wie gut es tut, zu Hause zu sein, und wie sehr sie diesen wunderbaren Mann liebt. Sie würde ihm jeden Wunsch erfüllen, besonders in diesem Moment, weil er so lieb zu ihr ist und nicht auf eine Antwort drängt, sondern wartet, bis sie so weit ist.
    Sie essen, bedächtig, reden über die Arbeit. Das heißt: Pål Fredrik erzählt, Trine hört zu. Sie isst ein paar Bissen von dem marinierten Huhn und probiert den wohltemperierten Wein, aber sie kriegt kaum etwas hinunter, so viel Mühe sie sich auch gibt. Es kommt ihr falsch vor zu essen, zu trinken oder zu reden. Und es fällt ihr schwer, an das zu denken, was sie getan hat, und ihm dabei in die Augen zu sehen.
    Du kannst es ihm nicht erzählen, denkt sie jetzt. Es geht nicht.
    Nach dem Essen setzen sie sich aufs Sofa. Hören Musik. Chet Baker. Trine hatte noch nie besonders viel für Jazz übrig, aber die einfühlsame Trompete passt gut zu dem Dämmerlicht. Sie lassen den Fernseher aus. Stellen keine Fragen. Aber als Pål Fredrik mit einer neuen Flasche Rotwein zurückkommt, wirken seine Schritte irgendwie energischer.
    »Ich habe einen Plan«, sagt er und setzt sich neben sie. »Ich habe vor, dich besoffen zu machen.« Dabei lächelt er nicht, lacht nicht. Das Licht in seinen Augen bohrt sich in ihr Inneres. »Aber nicht, damit du drauflosredest und mir alles erzählst, was in den letzten Tagen passiert ist. Was in den Zeitungen steht, interessiert mich nicht. Ich glaube dir, wenn du sagst, dass du nicht getan hast, was sie dir vorwerfen.« Er legt eine kurze Pause ein, ehe er fortfährt: »Aber wir sind jetzt schon eine ganze Weile verheiratet, Trine. Und obwohl ich glaube, der Mensch in deinem Leben zu sein, der dich am besten kennt, kann ich nicht behaupten, dass ich dich wirklich gut kenne.«
    Trine senkt den Kopf.
    »Wir haben ein öffentliches Leben geführt. Und ich habe dazu gestanden, es war in Ordnung für mich. Das ist es jetzt nicht mehr. Nicht nach dem, was passiert ist. Du schuldest mir etwas mehr als das, was in den Zeitungen steht, Trine.«
    Wieder macht er eine Pause.
    »Ich werde es dir nur ein Mal sagen.«
    Er wartet, bis sie ihn ansieht.
    »Ich liebe dich. Ich werde dich wahrscheinlich immer lieben. Aber wenn du mich auch in Zukunft an deiner Seite haben willst, musst du dich mir anvertrauen. Ich bin an dir als Ganzem interessiert. Es wird Zeit, dass du mir erzählst, wer du eigentlich bist, Trine. Wer ist Trine Juul, und wer war Trine Juul, bevor sie mich getroffen hat.«
    Er versucht, ihren Blick einzufangen, aber sie weicht ihm aus.
    »Du könntest mit deiner Familie anfangen«, sagt er mit fester Stimme. »Erzähl mir von deinen Eltern. Von Henning. Was ist zwischen euch vorgefallen? Warum habt ihr keinen Kontakt mehr zueinander?«
    »Henning?«, fragt sie. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    Pål Fredrik braucht nicht zu antworten, Trine sieht auch so, dass es so ist.
    »Er ist zu mir gekommen, Trine. Und er hat mir gestern Abend eine SMS geschickt, dass er dich gefunden hat und dass du am Leben bist.«
    Trine steht auf und macht ein paar Schritte aufs Fenster zu, bleibt neben dem Klavier stehen, dreht ihm den Rücken zu.
    Pål Fredrik bleibt sitzen. »Er will dir helfen«, sagt er nach einer Weile und steht auf. »Jetzt tust du es wieder.« Er geht zu ihr. »Jedes Mal, wenn ich dich nach Henning und deiner Familie frage, machst du komplett zu. Ich habe Henning auch danach gefragt, aber er meinte nur, dass er nicht weiß, weshalb eure Beziehung in die Brüche gegangen ist. Was ist bloß mit euch los?«
    Sie fährt herum. »Hat er das gesagt? Dass er es nicht weiß ?«
    »Ja.«
    Sie tritt einen Schritt zurück, doch Pål Fredrik folgt ihr. Eine ganze Weile sagt keiner von ihnen ein Wort. Er stellt sich vor sie, legt seine Hände auf ihre Schultern, versucht, ihr in die Augen zu schauen. Sie ist nicht in der Lage, ihn anzusehen, deshalb schiebt sie sich von ihm weg und geht an den Tisch, nimmt das Weinglas in die Hand. Trinkt einen großen Schluck und stellt das Glas mit einer

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