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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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aufgegeben hatte.
    Sie waren gerade beim Abendessen, als Lex plötzlich ihr Besteck beiseitelegte und ihn ansah. Er hatte sich zusammengekrümmt und ahnte bereits, was kommen würde. Als sie endlich zu reden begann, klang ihre Stimme verbissen.
    »Ehrlich gesagt, ist es mir so was von egal, wer oder was Firaz ist. Für dich ist es an der Zeit, mal wieder ein bisschen zu kämpfen, Jonas. Ich erkenne dich ja gar nicht mehr wieder. Früher warst du immer bereit, dich für das einzusetzen, was du erreichen wolltest. In diesen Mann habe ich mich verliebt. Bei deiner geliebten Armee gibt es anscheinend niemanden, der sich darum kümmert, ob dir Gerechtigkeit widerfährt oder ob du jede Nacht in dein Kissen heulst, nachdem du deine besten Jahre für sie geopfert hast. Unser Leben ist ins Stocken geraten, und deine Karriere ist – milde ausgedrückt – nicht existent. Merkst du denn nicht, dass dies unsere Chance ist, eigenmächtig zu handeln und uns das zurückzuerobern, was sie uns genommen haben?«
    Sie machte eine Pause und sprach dann in einem aufgesetzt weinerlichen Tonfall weiter.
    »Ich weiß doch auch nicht, wie lange ich das alles noch durchstehe!«
    Nach dem Essen hatte Jonas keine andere Wahl gehabt, als Firaz’ Nummer im Handy zu suchen. Er spürte genau, wie zwecklos jeder weitere Protest gewesen wäre. Und sie hatte sicher auch recht damit, dass es an der Zeit war, sich aus dieser Stagnation herauszukämpfen. Seit seiner Entlassung hatte sie wirklich viel Geduld bewiesen, und womit hatte er es ihr gedankt? Mit Schweigen am Tage und Schreien in der Nacht.
    Jonas wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Lex’ Absätze auf der Kellertreppe widerhallten. Mit der Zeit hatte sie das Geschäft immer mehr an sich gerissen. Er bemerkte, wie zufrieden sie aussah, als sie die Tür öffnete und kurz darauf zu ihm in die Küche trat. Der schwarze Hosenanzug von Max Mara wirkte auf dezente Weise elegant und teuer und stand ihr ausgezeichnet.
    »Ich habe gerade Kaffee gekocht«, sagte Jonas.
    Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Der Kaffee war längst kalt, und die Milch hatte an der Oberfläche eine Haut gebildet. Wahrscheinlich saß er hier schon viel länger, als er geglaubt hatte. Ihm passierte es immer häufiger, dass er die Zeit vergaß, doch glücklicherweise hatte Lex seinen Worten kaum Beachtung geschenkt. Sie stand mit dem Handy in der einen Hand da und sortierte mit der anderen auf dem Küchentisch Papiere. Dann legte sie die Dokumente in ihre Mappe und ließ sie zuschnappen. Jonas saß noch immer die Angst in den Knochen, und der scharfe Gegensatz zwischen seiner eigenen Lähmung und Lex’ Energie vermittelte ihm den bizarren Eindruck, dass sie sich nicht in ein und demselben Raum befänden.
    »Ein Anruf aus Herlev ist gekommen.«
    Sie sah ihn immer noch nicht an. Jetzt war sie damit beschäftigt, ihre Strümpfe zurechtzuzupfen, damit die Naht wieder akkurat auf ihren langen Beinen saß. Er war dankbar dafür, dass sie ihm nicht direkt in die Augen sah.
    »Sie haben irgendwas von Problemen mit der gestrigen Lieferung gefaselt«, fuhr sie fort. »Aber das ergibt ja keinen Sinn. Langsam geht mir dieser Mann auf die Nerven. Immer ist irgendwas. Aber es lief doch alles nach Plan, oder? Ich habe keine Zeit, mich jetzt um solche Sachen zu kümmern. Ich muss in einer Dreiviertelstunde am Flughafen sein.«
    Jonas starrte aus dem Fenster. Auf dem Gehweg ging ein Nachbar vorbei, der seinen Hund ausführte, um einen Vorwand für die erste Zigarre des Abends zu haben. Er begegnete Jonas’ Blick und winkte, und Jonas hob zum Gruß die Tasse.
    »Mach dir darüber keine Gedanken.«
    Jetzt sah sie ihn an. Sie hatte sich direkt vor ihn gestellt.
    »Also wurde alles wie geplant geliefert?«
    Er nickte. Bluffte. Bemerkte plötzlich, wie er nervös mit dem Fuß auf den Boden klopfte. Zwang sich zur Ruhe.
    »Tja, dann weiß ich auch nicht, wovon er redet.«
    Sie sah ihn prüfend an.
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Jetzt hör schon auf, Jonas. Du weißt genau, dass ich dir so was ansehe. Erzähl mir, was los ist.«
    Er bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    »Auf der Hotmail-Adresse ist eine Nachricht eingegangen.«
    »Und?«
    Ihre roten Fingernägel trommelten ungeduldig auf den Tisch.
    »Er möchte uns treffen. Um über das Warenlager zu sprechen, sagt er. Am Freitag.«
    »Und wo liegt das Problem?«
    Sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Jonas merkte, wie seine Stimme schrill wurde.
    »Das wollte er doch

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