Verlieb dich nie in einen Vargas
abgehangen.«
»Hat er irgendetwas gesagt?«, fragte ich.
»Er hat viele Sachen gesagt, Jude: Hey, Samuel. Gib mir die Fernbedienung. Hast du Doritos? Ich hasse diese Show. «
»Samuel.« Ich verdrehte die Augen gen Himmel. Wenn alle Jungs darauf bestanden, sich so bescheuert aufzuführen, würde ich bald mein eigenes Buch aus der Taufe heben müssen – Das Buch der zertrümmerten Schädel . Denn das war genau das, was ich jedem Einzelnen von ihnen antun würde. »Doritos interessieren mich nicht! Was hat er über mich gesagt?«
»Was geht hier ab, Mädel?« Samuel lachte. »Ist das hier etwa ’ne Pyjamaparty? Du willst über Jungs reden und meine Nägel lackieren?« Er wedelte mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum.
Warum haben sie alle ein so ansteckendes Grinsen?
»Halt.« Ich stieß seine Hände weg. »Ich bemüh mich hier gerade, wütend auf Jungs zu sein. Du bringst mich ernsthaft aus dem Konzept.«
»Sorry. Wie wäre es damit?«, sagte er. »Verflucht, mamí , in dem T-Shirt siehst du ganz schön fett aus. Und diese Shorts sind auch nicht gerade deine besten Freunde.«
Ich bedachte ihn mit einem tödlichen Blick. »Das sind die Klamotten meiner Schwestern. Sie haben nicht mal meine Größe.«
»Ich versuche nur, dir zu helfen.«
»Lass es lieber«, sagte ich. Aber auf seine eigentümliche, schräge Art hatte er mir geholfen, und ich beschloss, dass ich ihn irgendwie mochte, soweit mir das bei einem Jungen möglich war. Offensichtlich war er wegen des Motorrads hier und die Fan-Girl-Stunde war vorüber. Ich führte ihn in den Schuppen, nach hinten durch, wo Emilio immer arbeitete.
»Valentina, ooh .« Er pfiff anerkennend. »Dieses Mädchen ist heiß. Kein Wunder, dass E so gern an ihr arbeitet.«
»Yep. Er liebt es sooo sehr, dass er uns auf der Zielgeraden im Stich gelassen hat.«
»Was?« Samuel schüttelte den Kopf. »Hat der Junge euch je im Stich gelassen?«
»Nein, aber …«
»Er hat euch nicht im Stich gelassen, du Dramalama. Er ist mit seiner Mutter in Santa Fe, wegen dieser Schulsache. Ich bin nur gekommen, um die Hebebühne abzuholen.«
»Santa Fe … das Plätzchenprojekt?« Meine Wangen wurden heiß. Ich hatte den Ausflug ganz vergessen, seit ich vor Ewigkeiten die letzten Plätzchen vertilgt hatte.
»Da guck sich einer dein Gesicht an«, sagte Samuel. »Mensch, ich habe ihn den ganzen Abend Trübsal blasen sehen, und jetzt du … Oh, euch zwei hat es schwer erwischt. Es ist irgendwie krank. Süß, aber krank.«
»Ich … warte. Er hat Trübsal geblasen? Den ganzen Abend über? Wie lange hat er Trübsal geblasen? Was genau hat er gemacht?«
Samuel hob abwehrend die Hände. »Sorry, ich muss zur Arbeit. Ich bin sicher, du findest einen Seelenklempner in den Gelben Seiten, der sich eure schmalzigen Beziehungsprobleme mit Begeisterung anhört.«
»Geht es dir gut, queridita ?« Papi schlenderte mit Pancake und einem weiteren Celi-Becher, den ich hervorgekramt hatte, in den Schuppen. Auf diesem regneten rosafarbene und silberne Herzen aus blauen Wolken. Er trug eine unbekümmerte Gutenmorgenlaune zur Schau, und als er Samuel sah, lächelte er. »Sie sind aus dem Duchess, stimmt’s? Sie arbeiten mit Emilio zusammen?«
Meine Augen fingen bei der Erwähnung von Emilios Namen erneut an zu brennen, aber ich blinzelte dagegen an und stellte die beiden einander vor.
» ¿Quieres un café ? «, fragte Papi Samuel.
» No, gracias «, erwiderte er. »Ich muss diese Hebebühne zurück zum Duchess bringen. Wir bekommen heute zwei Hogs rein und haben sonst nicht genug vor Ort.«
Papi stellte seinen Becher ab, um Samuel mit der Hebebühne zu helfen, und nachdem sie sie in den Jeep geladen hatten, fand Papi mich genau dort wieder, wo er mich zurückgelassen hatte: auf der Werkbank, wo ich mich in einer Pfütze Selbstmitleid suhlte und meiner Rolle als dickes, fettes Dramalama nur allzu gerecht wurde.
Papi setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schulter. Ich schmiegte mich an ihn, sog die vertraute Stärke in mich auf, und mein Herz schmerzte, als ich mir einhundert aufgeschlagene Knie in Erinnerung rief, sämtliche Textzeilen, die ich je auf der Bühne vergessen hatte, die unerwarteten Probleme, über die ich gestolpert war, und all die Monster unter dem Bett. Papi hatte sie alle verjagt, mich über jeden Schmerz hinweggetröstet, und jetzt schloss ich die Augen und gestattete mir, so zu tun – nur eine Minute lang –, als würde er wieder zu seiner alten Stärke
Weitere Kostenlose Bücher