Verlieb dich nie in einen Vargas

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Autoren: Sarah Ockler

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während ich die Archive nach einem Hinweis durchsuchte. Datei nicht gefunden . »Ich hab’s vergessen.«
    »Es hat was mit der Form dieser Zylinderkopfabdeckungen zu tun.« Er löste eine der Metallplatten und reichte sie mir. »Siehst du, dass sie wie Pfannen aussehen?«
    Ich nickte, und er zog ein Handbuch aus einem Stapel, den er mitgebracht hatte, und blätterte zu einer Seite in der Mitte des Buches, auf der die unterschiedlichen Modelle alle abgebildet waren.
    »Das ist eine Shovelhead«, sagte er und zeigte darauf. »Das hier ist eine Knucklehead. Valentina ist eine Duo-Glide Panhead, was bedeutet, dass sie die pfannenförmigen Abdeckungen hat und den Kickstarter. Man muss draufspringen, um den Motor anzuwerfen.«
    »So wie bei deiner«, sagte ich. Es war mir aufgefallen, als er am anderen Tag von hier losgefahren war.
    »Genau. Aber meine ist nachgerüstet. Man könnte sie auch mit dem Schlüssel starten, aber mir gefällt der Kick. Fünfundsechzig hat Harley die Electra Glide rausgebracht, die als Erste einen elektrischen Anlasser hatte.« Er ließ das Handbuch fallen und deutete erneut auf das Motorrad, ein Leuchten breitete sich über sein ganzes Gesicht aus. »Jetzt ist die Duo-Glide ein FLH -Modell, wobei das H für hohe Kompression steht – sie hat also mehr Power als die FL -Räder. Duo, weil sie die erste der Big Twins ist, die vorne und hinten über eine Federung verfügt …« Er verstummte und wandte den Blick ab, während er sich mit einer Hand durch den dichten Haarschopf fuhr, der an diesem Tag kopftuchlos war. Sein Gesicht leuchtete immer noch. »Entschuldige. Das hat dir dein Paps sicher alles schon erzählt, stimmt’s?«
    »Nur zum Teil.« Papi hatte sich nicht über die Technik oder die Harleyhistorie ausgelassen, aber er hatte mir alles andere über Valentina erzählt. Wie er auf sie gespart hatte, monatelang nach der richtigen gesucht hatte. »Sie hat zu mir gesprochen, Juju«, hatte er gesagt. »Sie hat meinen Namen gerufen.« Wenn man ihn die Geschichte erzählen hörte, war es die reine Magie gewesen und sie ein uraltes Juwel, mit dem sich sein Schicksal erfüllte.
    »Bestimmt nicht umsonst, oder?«, sagte Emilio. »Es ist ganz schön abgefahren, dass ihr zwei das macht. Nicht viele Mädchen hätten Interesse daran.« Er zuckte mit den Schultern und steckte seinen Kopf wieder ins Handbuch.
    »Mädchen interessieren sich nicht für Harleys?«
    »Das habe ich damit nicht …«
    »Wofür dürfen wir uns denn dann interessieren? Das Heimchen am Herd zu spielen und uns nach dir zu verzehren?« Ich hatte ihn necken wollen, aber die Worte kamen recht schnippisch heraus, und Emilio hob die Augenbrauen.
    »Hey, ich will deinen Träumen auf keinen Fall im Weg stehen oder so.«
    Ich öffnete den Mund, um dem Trottel verbal eins überzubraten, aber anstelle einer geistreichen Antwort entschlüpfte mir ein gigantischer Rülpser.
    »Gratulation!« Emilio lachte. »Du hast deinen Urinstinkten freie Bahn gelassen, princesa .«
    »Das lag an der Cola! Und warum nennst du mich ständig Prinzessin?«
    Emilio warf mir ein weiteres Lächeln zu, das seine Grübchen aufblitzen ließ, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und wandte sich wieder dem Motorrad zu. Er stocherte herum und klopfte ab, beugte sich weiter vor, um ein paar Dinge am Motor zu überprüfen.
    Und dann fing er an zu summen. Erst einen Ton, dann zwei, die erste Zeile, die zweite …
    Märchen schreibt die Zeit aus Die Schöne und das Biest . Es war vergangenes Jahr das Schulmusical gewesen. Ich hatte die Belle gespielt.
    »Woher …«
    »Hab die Aufführung gesehen«, erklärte er. »Mein Cousin Ben hat den Kerzenleuchter gespielt.«
    Also hatte er mich von der Schule her wiedererkannt.
    Mein Magen geriet in Aufruhr, als ich mir vorstellte, wie Emilio mich in Belles weitem gelben Kleid über die Bühne wirbeln sah, mit sprechenden Kerzen und Uhren herumspringend. Das Ganze kam mir inzwischen so albern vor. Und Ben war sein Cousin? Gott, gab es viele von diesen Vargas-Jungen. Auch wenn Ben ein Ribanowski ist, kein Vargas. Und dennoch. Ich fragte mich, ob meine Schwestern wussten, wie weit sich diese Dynastie von Herzensbrechern erstreckte? Es konnte durchaus sein, dass wir es hier mit einer landesweiten Pandemie zu tun hatten.
    Emilio sah mich über die Schulter hinweg an. Er lächelte immer noch, als führe er etwas im Schilde. »Jedenfalls finde ich es saucool. Ich kenne kein anderes Mädchen, das den Sommer damit verbringen würde,