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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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Küchenanrichte lag, vollkommen auf einen Ölstreifen konzentriert, der über seinen Zeigefinger verlief.
    »Vielleicht setzt du dich besser, Jude.« Er legte eine Hand auf meinen Arm, und ich kam endlich wieder zu mir und wandte mich erneut dem Topf zu, der auf dem Herd stand. Das Wasser darin war jetzt still und milchig.
    »Mittagessen«, sagte ich. »Ich mache gerade … Was hast du wegen der Maschine gesagt?«
    Ich spürte seinen Blick im Rücken, aber als ich den Topf vom Herd nahm und mich zur Spüle drehte, um das Wasser abzugießen, trat er beiseite und fuhr mit seinem Bericht fort.
    »Ich habe gesagt, dass das Innenleben in ziemlich gutem Zustand ist, uns aber ein paar Flanschmuttern fehlen.«
    »Flanschmuttern.«
    »Sie halten die Schrauben an Ort und Stelle«, erklärte Emilio. » El jefe hat vielleicht irgendwo im Schuppen noch ein paar davon rumfliegen.«
    »Ich wollte ihn gerade zum Essen rufen. Hast du Hunger? Ich habe Ummengen gemacht.« Ich schüttete die Nudeln und ein Glas Soße in eine riesige Keramikschüssel, und Emilio lächelte, breit und hocherfreut. Ich schickte ihn ins Bad, damit er sich die Hände wusch, antibakterielle Seife: nur zweimal pumpen !
    »Emilio Vargas?«, flüsterte Zoe, sobald er außer Hörweite war. Ihre Augen waren schockiert aufgerissen. »Der Motorradtyp ist Emilio Vargas?«
    »Sch!« Ich stellte die Schüssel mit den dampfenden Nudeln auf den Tisch.
    »Schwarze Seelen, alle miteinander«, zog sie mich auf. Nicht, dass es einer Auffrischung meiner Erinnerung bedurft hätte. Mit genau diesen Worten hatte Mari als Erste die Vargas-Jungen beschrieben. Damals, als ich mitten in der Nacht vor Celis Zimmertür stand, hatten die Worte einen prickelnden Schauer über meinen zwölfjährigen Rücken gejagt. Und dasselbe geschah, als ich Zoe am nächsten Abend in die ganze Geschichte einweihte. Es waren die passenden Worte, fand auch sie. Zwei teuflisch gut aussehende Brüder, Jahre auseinander, jeder dazu bestimmt, ein Hernandez-Herz zu brechen. Es kam uns wie etwas aus einem Buch vor, direkt von dem schwarz-silbernen Umschlag. In einer Welt aus Feuer und Rauch, gefangen in einem jahrhundertealten Kampf zwischen Gut und Böse … Vielleicht waren die Vargas-Jungen ja Vampire oder gefallene Engel, hatten Zoe und ich gerätselt. Diese spezielle Fantasie hatte monatelang ihr Dasein am Rand unserer Träume gefristet und in den dunklen Stunden, die wir zeltend im Garten verbrachten, raunend zu uns gesprochen.
    Doch Zoe schwelgte in diesem Moment nicht in Erinnerungen.
    »Du hast Emilio Vargas angeheuert? Und mir nichts davon erzählt?«
    Ich verteilte Teller und Besteck auf dem Tisch und hoffte, sie würde die Schuld nicht bemerken, die mir ins Gesicht geschrieben stand. »Ich hab es wohl vergessen.«
    »Wie kann man Emilio Vargas vergessen?«
    »Genau das sage ich auch andauernd.« Emilio verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Türrahmen zwischen Flur und Küche.
    »Wir haben über etwas anderes gesprochen«, sagte ich.
    Er ließ sein Wahnsinnslächeln aufblitzen. »Etwas anderes, das Emilio Vargas heißt?«
    Zoe schaufelte ihre Sachen vom Tisch und warf mir einen verletzten Blick zu. »Ich habe Mom versprochen, ihr heute im Garten zu helfen, also bin ich dann mal weg. Danke für deine Hilfe mit dem Text.«
    Sie verabschiedete sich nicht von Papi, blieb aber an der Tür stehen, um sich zu Pancake hinunterzubeugen und ihn hinter den Ohren zu kraulen. Zoe blickte noch einmal zu mir hoch, vielleicht, um mir die Möglichkeit zu geben, ihr alles zu erklären, sie zum Bleiben zu bewegen, aber ich rührte mich nicht vom Fleck, und sie ging zur Tür hinaus und stieg auf ihr Fahrrad.
    Mein Verstand sagte mir, dass Papis Krankheit fortschritt. Die Ärzte hatten uns erzählt, er würde abbauen, sowohl mental als auch körperlich, bis wir ihn nicht länger zu Hause würden versorgen können. Sie wussten nicht wann, nur dass es so kommen würde. Ich spürte es ebenfalls. Jeden Tag verschwand ein kleines Stück von ihm. Er konnte immer noch allein auf die Toilette gehen und essen und all die anderen blöden Dinge, über die man nicht nachdenkt, bis man sie nicht mehr ohne Hilfe bewältigt, aber es kam vor, dass er sich nicht erinnerte, Die glorreichen Sieben zwei Tage hintereinander geguckt zu haben oder dass er im Sommer keine Flanellhemden zu tragen brauchte. Womöglich hatte er an diesem Morgen Moms Hausschuhe angezogen, weil es ihn zu sehr frustriert hatte zu versuchen, die

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