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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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dröhnte durch die Küche. Er stieß die Fliegengittertür auf und blieb drohend im Türrahmen stehen, füllte jeden Zentimeter Raum aus wie seit der Diagnose nicht mehr. Er überragte alles in Sichtweite. Selbst Pancake flitzte unter den Tisch.
    »Genug ist genug!« Papi ließ die Tür hinter sich zuknallen und sah die Jungfrauenkerze mit schmalen Augen an. »Ich weiß nicht, was für eine Art von Séance ihr hier veranstaltet, mis brujitas , aber dieses Gezänk hört sofort auf. Und lasst euch nicht von eurer Mutter dabei erwischen, wie ihr ihre Kirchenkerzen benutzt. Dios mío .«
    » Sí , Papi«, sagten wir im Chor.
    »Emilio ist für heute fertig. Ich gehe nach oben«, sagte Papi. »Und ihr zwei werdet das wie Erwachsene klären. Ay, es ist wie im Wilden Westen hier. Als Nächstes zieht ihr noch eure Revolver. Ihr seid Schwestern, queriditas . Kein Streit mehr.«
    » Sí , Papi«, wiederholte Mari.
    »Und noch etwas.« Er blickte von Mari zu mir und wieder zurück zu Mari, die Luft war zum Schneiden dick. Das war genau der Moment, in dem der Dämon gerne erwachte und ihm eine ordentliche Kopfnuss verpasste, um ihn daran zu erinnern, dass er kein Recht hatte, ein rationales Gespräch unter Erwachsenen zu führen oder sich als Autoritätsperson aufzuspielen.
    Aber Papis Blick war klar, seine Anweisung unmissverständlich. »Maile deinem Freund und sage ihm wegen des Motorrads, nein danke. Mein Entschluss steht fest. Bis ich anfange zu sabbern und Windeln zu tragen, steht Valentina nicht zum Verkauf.«
    »Red nicht so, Papi.« Maris Stimme klang dünn und spröde.
    Papi wischte ihre Worte mit einer Handbewegung beiseite. »Sei nicht so sensibel, kleiner Schmetterling. Denk einfach daran, yo sigo siendo tu padre .«
    Ich bin noch immer dein Vater.
    »Wir müssen uns unterhalten.« Mom strich mir die Haare aus dem Gesicht und runzelte die Stirn, während ihr Körper auf dem Bett gegen meinen sank. Hinter ihr stand Mari im Türrahmen, mit roten Augen, in denen die Erschöpfung stand.
    Ich hatte mich die letzten zwei Stunden verkrochen und durch das schwarze Buch geblättert, und ich hatte Mom nicht nach Hause kommen hören. Mari hatte mich wahrscheinlich verpetzt, weil ich ihre Entschuldigung nicht angenommen hatte, eine Haltung, die eiserne Willenskraft von mir erforderte, denn zu ihrer letzten »Es tut mir ja so schrecklich leid«-Runde gehörten Erdnussbutterplätzchen. Ihr warmer, süßer Duft zog noch immer durchs Haus.
    Mein Magen grummelte. Verräter .
    »Komm rein, mi amor «, sagte Mom zu Mari. »Schließ die Tür.«
    Ich schob das Buch unter mein Kissen, während Mari sich auf den Schreibtischstuhl fallen ließ, sodass sie Mom und mir gegenübersaß. Beide ließen auf identische Weise die Schultern hängen, gehüllt in eine Wolke aus Schwermut und Traurigkeit.
    Ich setzte mich kerzengrade hin. »Ist etwas mit Papi?«
    Mom schüttelte den Kopf. »Es gibt da nur ein paar Dinge … Wir müssen über ein paar Dinge offen miteinander reden.«
    Vargas. Sie weiß Bescheid.
    »Emilio ist bloß … er hilft uns. Du weißt schon, das Motorrad zu reparieren«, stammelte ich. »Er ist nicht …«
    »Es geht nicht um das Motorrad.« Mari warf mir einen warnenden Blick zu, ein stilles Zeichen, das nur für mich bestimmt war: Sag kein Wort mehr . Ich atmete auf, vorübergehend erleichtert.
    Worum geht es hier?
    »Wir müssen allmählich ein paar Entscheidungen treffen, die die Betreuung deines Vaters betreffen, mi querida . Langfristig gesehen.«
    »Für die Zeit, wenn ihr wieder in Argentinien seid?«
    Mom biss sich auf die Unterlippe, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Mari rollte mit dem Schreibtischstuhl nah an das Bett heran und legte ihre Hand auf mein Knie. »Papi könnte es extrem durcheinanderbringen, wenn wir jetzt versuchen würden, seine Gewohnheiten zu ändern. Die Ärzte sind sich einig, dass es für die beiden besser ist, hierzubleiben. Und zwar auf Dauer.«
    »Die Ärzte wollen wahrscheinlich bloß unser Krankenversicherungsgeld. Wir finanzieren ihren Kindern praktisch das College.« Ich sagte es, als wäre es das Klarste der Welt, aber selbst ich hörte die Verzweiflung, die in meinen Worten mitschwang.
    »So einfach ist das nicht«, sagte Mom.
    »Was ist mit Neue Wege?« Es war als Herausforderung gedacht gewesen, aber meine Stimme war so verzagt, dass es sich anhörte, als hielte ich es für eine gute Idee. Von wegen: Hey! Habt ihr schon über diese tolle Einrichtung nachgedacht? Neue Wege? Ich

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